Ausgewählter Beitrag
Heute Nacht träumte ich, meine Mutter erwähnte in einem beiläufigen Nebensatz, ich sei die Tochter des benachbarten Alkoholikers. Im Traum schien dies alles stimmig und schlüssig. Ich entsinne mich, dass ich es heute Nacht ganz furchtbar fand, erst mit 35 zu erfahren, dass der Nachbar mein leiblicher Vater sein soll. Es war schon so, dass ich um die Adoption wusste, aber eben das mit dem Nachbarn, das war gänzlich neu.
Nein, ich glaube nun nicht, dass die Nachbarn meiner Eltern, meine leiblichen Eltern sind. Es erstaunte mich vielmehr davon zu träumen. Niemals zuvor fand meine eigene Adoption in irgendeiner Weise Eingang in meine Träume.
Dieser Traum hat es auch nicht vermocht, meine Neugierde zu wecken. Nach wie vor verspüre ich keinerlei Empfinden, keinen Wunsch, mich auf die Suche nach meinen leiblichen Eltern zu begeben. Neu jedoch ist der Gedanke daran, wie meine Mutter wohl die Schwangerschaft mit mir empfunden haben muss.
Gestern Nacht stellte sich mir die Frage, ob der gerundete Bauch jemals Streichler hat erfahren dürfen?
Ich stelle es mir ganz furchtbar vor, eine Schwangerschaft zu durchleben, in dem Wissen, das von mir zur Welt gebrachte Kind, zur Adoption frei zu geben. Nach der Geburt nicht zu sehen zu bekommen. Es für immer aus den Augen zu verlieren.
Entweder es steckt eine enorme Großherzigkeit dahinter oder aber ganz extremer Druck. Vielleicht gar beides gemeinsam.
Letztlich spielt das in meinem Leben keine wirkliche Rolle. Eltern, das sind mir "meine" Eltern und die Tatsache, dass sie die Schwangerschaft mit mir nicht mitbekommen haben, mir nichts "vererben" können im ursprünglichen Sinne war und ist bislang noch nie ein Thema für mich geworden.
Denn mitgeben und vererben können sie mir so viel und haben sie mir so viel, dass der Gedanke an Leiblichkeit zur Nebensächlichkeit degradiert wird.
augenBloglich 26.02.2005, 08.43
Kein Kommentar zu diesem Beitrag vorhanden