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das trotzende Kleinkind am frühen Morgen

Ich weiß nicht wie andere Menschen das sehen, aber 4.56 Uhr ist für mich der ganz frühe Morgen. Sozusagen der frühmorgendliche Frühmorgen, den ich normalerweise gerne schlafend verbringe.

Nun, hier und da, dann und wann, kommt etwas dazwischen und das mit dem Schlafen klappt dementsprechend um diese christliche Stunde dann nicht mehr so ganz.

Mal ist es der hysterische Gockel vom Nachbarn, mal ist es eine auf dem Boden kugelnde Dreijährige. Doch egal WAS es auch sein mag, es trägt nicht dazu bei eine positive frühmorgendliche Stimmung bei mir zu erwecken.

4.56 Uhr also. Mit einem kreischt etwas. Es kreischt laut und markerschütternd [<-- das kommt davon, wenn man zu viel Mo Hayder und Tess Gerittsen liest - man denkt in thrillrigen Adjektiven] und vor allen Dingen kreischt es durchdringend und pausenlos.

Da es in Ermangelung meiner Atemluft derzeit nicht möglich ist aus dem Bett zu springen und leichtfüßig nachzuschauen, was denn da los sein mag, quälte ich mich ächzend hoch und schlurfte gemählich zum Ort des Grauens. Weit musste ich nicht schlurfen, denn unsere Tochter hatte es sich auf dem Esszimmerboden, auf halben Wege zwischen Kinder- und Schlafzimmer, "gemütlich" gemacht und schrie sich dort, auf dem Boden wütend, die Kehle heiser. Leider war es mir nicht möglich zu verstehen, was unser Kind mir mitteilen wollte, aber da ich weder Blut, noch Erbrochenes, noch andere Körperflüssigkeiten entdecken konnte, die zügiges Einschreiten vonnöten gemacht hätten, stieg ich das Kind ignorierend zunächst über sie hinweg, um mich auf einen Stuhl zu setzen. (Ganz alte Frau, ich weiß!)

Ich kam nicht umhin, die Beweglichkeit unseres Kindes zu bestaunen. Die Beine spiralförmig durch die Luft schleudernd, den Rücken dabei in Bodenberührung, mit den Armen wilde Schwenkerbewegungen vollführend und dabei wirklich beängstigende Geräuasche von sich gebend, wand sie sich am kalten Boden und ich verstand ihren Wortschwall nach wie vor nicht.

Die Erfahrung lehrte mich, dies als "kleinen Anfall einer trotzenden Dreijährigen" einzustufen und so erwog ich meine Möglichkeiten. Egal was ich tun würde, es wäre falsch. So viel stand fest.

Ich entschied mich, mein Kind in die Arme zu nehmen, um es zu beruhigen. Da endlich konnte ich aus dem strampelnden Etwas die Worte: "ICH BIN MÜDE!" erhören. [Na sowas, ich gar nicht!]

In meinen Armen tobte der Kampf weiter und meine Idee, im Bett weiterzuschlafen, wurde glattweg verworfen. [Es ist selbstverständlich eine sehr abwägige Idee, sich ins Bett schlafen zu legen, wenn man müde ist und ich kann die Empörung meiner Tochter ob dieser meiner Idee natürlich nachvollziehen!]

"Ich bin müde!", jammerte das Kind herzzerreißend und gleichzeitig "Ich will nicht schlafen. Nicht schlafen. Nicht ins Bett. Ich will nicht!" Sagen wir mal so: Wir standen da nun vor einem kleinen Problem.

Blitzschnell durchkämmte mein müdes Hirn die Alternativen:

1. Kind ins Bett verfrachten, zudecken, ins eigene Bett huschen: schlafen

2. Kind mit ins Elternbett nehmen, zudecken: schlafen

3. Kind liegen lassen, selber ins Bett huschen: schlafen

Meine Alternativen klangen eigentlich ALLE sehr gut, sie hatten nur allesamt den kleinen Haken: Sie würden nicht funktionieren.

Möglichkeit 1: Kind würde im eigenen Bett weiter toben und das andere Kind wecken. Beide Kinder würde zusammen weiter toben.

Möglichkeit 2: Kind würde es sich im Elternbett bequem machen und dann anfangen weitschweifige Geschichten zu erzählen und somit das weitere Schlafen der Eltern zu verhindern wissen.

Möglichkeit 3: Ich würde wach im Bett liegen und mich fragen, ob ich eine Rabenmutter sei?

[Natürlich ist das keine wagemutige und undurchdachte Theorie, sondern geschätzte Erfahrungswerte einer ungeschätzten Praxis.]

Ich entschied mich dennoch für Möglichkeit 2, in der Hoffnung, das Kind würde durch die mütterliche Nähe beruhigt und der Schlaf würde es übermannen. Zudem mangelte es an weiteren Alternativen und die Vorstellung wieder im warmen Bett zu liegen zog mich nahezu magisch an.

Ich denke, es war so gegen 5.45 Uhr als Sophia endlich einschlief. Nachdem sie mir das Märchen von Rotkäppchen erzählt hatte, die Geschichte von Arielle, das Rumplestilzchen Zeugs und noch so allerhand Literarisches. Ich kann mich an die Uhrzeit so genau erinnern, weil just in diesem Moment der Wecker schrillte.

"Muss ich schon aufstehen?", fragte mich meine bessere Hälfte während Sophia lautstark schnarchte.

"Mach was immer du willst!", knurrte ich ungnädig zurück und stellte mich dem Tag.

augenBloglich 09.03.2005, 08.53

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Ich wünsche Dir ein frohes neues Jahr und hoffe, ich lese Dich nun wieder regelmäßig!
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Hanna
Nochmal herzlichen Dank für die Hilfe und du hast einen sehr tollen Blog ! (:
26.11.2011-16:21
Gartenfee
Hi, bist du gar nicht mehr hier am Werk??? Das wäre aber schaade.
25.2.2011-23:00
patricia
wie heißt deine lehrerin!!!!!!!!
1.3.2008-16:20
NIcole
Hey, ich find das super das Du Dich durchgesetzt hast bei den anderen Müttern. Ist doch egal was die sagen. Bin stolz auf Dich. lieben Gruß
NIcki
30.3.2007-9:25