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behindert versus krank

Ich taste mich langsam und misstrauisch an diesen neuen Lebensbereich heran und das Internet mein Medium ist, habe ich erst einmal nach Blogs geschaut, die zum Thema pasen.
Zunächst landete ich hier.  Ich klickte mich so durch die Seiten und las unter anderem die Rubrik "Schwerhörigkeit verstehen".
Anschließend fiel ich in eine mittelschwere Depression, nur aufzufangen durch Unmengen von Schokolade, die leider nicht im Hause war, also ging ich duschen.....

Das Spannende an Blogs ist ja immer, dass man die Vielseitigkeit von Lebenswegen und Bewältigungsprozessen mitverfolgen kann.
Mal passt es und man fühlt sich in einem Blog sofort heimisch, mal hilft nur rasche Distanz zur Schonung des eigenen Seelenheils.
In diesem Falle zog ich es nach halbstündigem Lesen vor, zu gehen.

Ich mag nicht in unendlicher Traurigkeit, uferlosem Frust und einer echten Depression enden - das ist nicht mein Weg.
Ich weiß, da werden diese Momente und Augenblicke kommen, aber solange es mir gelingt auch die komischen Momente wahrzunehmen und das Positive, solange ist mein Leben lebenswert, unabhängig von Krankheit oder Behinderung.
Krank, so las ich nun an vielen Stellen heraus, krank bin ich nicht, sondern behindert.

Nö.
Das gefällt mir nicht.
Krankheit ist mir sympathischer. Es hat nicht so etwas Endgültiges, dafür diese gewisse Prise Leid, mit der man bei den Mitmenschen punkten kann.

"Komm, nimm eine Wärmflasche, leg dich ins Bett und ruh dich aus!"

Gut, das mit der Wärmeflasche wird nicht funktionieren und das Ausruhen bringt das Gehör auch nicht wieder auf 100%, aber das mit der Behinderung klingt so nach Einschränkung und auch wenn das der Realität entspricht, bin ich da jetzt nicht unbedingt ein Freund von.....

Vor allem ist das so ein sensibles Thema. Man weiß nie, wem man auf die Füße tritt und  was man wie formulieren darf und überhaupt.
Bei einer Krankheit ist das irgendwie einfacher.
Also ich will lieber ohrkrank sein - nicht, dass ich es mir aussuchen könnte.

Ich las dann auch davon, wie Schwerhörige sich für ihre Schwerhörigkeit entschuldigen. Und ich habe mal überlegt, wie ich in den letzten Monaten damit umgegangen bin.

Wenn ich etwas nicht verstanden habe, also akustisch, dann sagte  ich immer freundlich "Wie bitte?" und so, als verstünden meine Mitmenschen nicht, ergänzte ich immer noch erklärend: "Ich höre so schlecht!"

Meistens kam dann ein witziger Spruch und wir lachten gemeinsam - immer annehmend, dass ich lediglich ein Dreckohrenproblem habe und keine ernsthafte Hörstörung.
Also Hörstörung ist doch auch mal ein gutes Wort.

Ich kann mich mit vielen neuen Adjektiven schmücken: krank, behindert, gestört.
Letzteres vermuteten etliche Personen schon lange, selbstverständlich zu Unrecht.
;-)

Vielleicht gibt es aber auch so etwas wie eine Schwerhörigenetikette, die ich hier gerade breche, nur weil ich noch gar keine Ahnung habe in diesem Bereich.
Ich meine, das wäre natürlich nicht gerade ein grandioser Einstand in die Welt der Schwerhörigen, wenn ich voll ins Fettnäpfchen trete.

Andererseits würde es sehr gut zu mir passen und ganz ehrlich, ich bin totale Anfängerin, da kann man mir das auch nicht wirklich übel nehmen.

Vorhin sprachen wir am Abendbrottisch über Hörgeräte und ich erklärte - ohne jegliche Ahnung - dass ich das schon irgendwie hinkriegen werde.
Der Optimismus unserer Jüngsten dazu war grandios:

"Ja klar, Mama", sprach das Kind "du kriegst zwar nicht mal den Fernseher an, aber mit so einem Hörgerät willst du klar kommen!"

Die Ironie - oder war es eher Sarkasmus - schwebte förmlich über den Abendbrottisch.
Aber, meine Lieben, eines vergesst ihr:

Wenn ihr alle an Altersschwerhörigkeit erkrankt (ist das dann auch behindert?) und euch mit 87 mühsamst an das Teil im oder am oder ums Ohr herum gewöhnt, mit ich schon lange Hörgerätjunkie, kenne mich bestens aus.
Tja, wer kommt da  wohl zu wem, um um Hilfe zu bitten......






augenBloglich 23.01.2013, 20.00

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Kommentare zu diesem Beitrag

1. von Sarah

Sehr lustig geschrieben. :)
Obwohl es ja durchaus ein ernstes Thema ist; Schwerhörigkeit sollte man nicht unterschätzen.


vom 28.01.2013, 16.24
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Nochmal herzlichen Dank für die Hilfe und du hast einen sehr tollen Blog ! (:
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