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Friseurbesuch
Nachdem uns der Kinderarzt bescheinigte, dass Sophia niemanden mehr anstecken kann, wagte ich es, allein mit beiden Kindern den Friseur aufzusuchen.
Die Erfahrung lehrte mich: Gehe nie mit einem Windpocken-gesichtigem Kind (wenn auch nicht mehr ansteckend) auf die Straße.
Wenn Blicke töten könnten, hätten wir alle drei nicht überlebt.
Nun gut, aber der Friseurbesuch. Zunächst wurde Lenas Haar geschnitten und frisiert, in dieser Zeit konnte ich mich mit Sophia beschäftigen, die gerne mal Quatsch macht.
Irgendwann war Lena nun aber "fertig" und ich an der Reihe.
"Es muss schnell gehen!", erklärte ich der Friseuse, wohl wissend, dass meine Kinder nur wenige Minuten bräuchten, um den Laden auseinander zu nehmen.
Rasant wurde mir also der Schopf gewaschen. Noch spielten unsere Töchter friedlich vor sich hin.
Der erste Aufschrei schreckte mich auf, als mein Pony geschnitten wurde.
Er erschreckte nicht nur mich, nein, auch die Friseuse war derart irritiert, dass sie den Pony direkt gänzlich abschnitt.
Ganz auf meine streitenden Töchter fixiert bekam ich das erst ein wenig später mit. Zu spät. Mittlerweile hatte nicht nur mein Pony das Zeitliche gesegnet, ich hatte auch sonst nicht mehr wirklich viel Haare auf dem Kopf. Um nicht zu sagen: Ich bin nun sehr kurzhaarig und um das Wissen reicher, dass es keine ausgesprochen gute Idee ist, mit zwei kleinen Streithähnen zum Friseur zu gehen.
Man stelle sich eine hilflos unter diesem Friseurumhang gefangene Mutter und deren bezaubernde Kinder vor. Während die Kinder lautstark um einige Bonbons streiten, die man ihnen geschenkt hatte, versucht die an den Stuhl "gebundene" Mutter, weise und geduldig den Streit der Kinder zu schlichten. Ich meine, ich konnte sehr schlecht durch den ganzen Laden brüllen: "Nun ist es aber gut!" oder etwas in dieser Art.
Während man mich fragte: "Die Ohren frei!" antwortete ich auf Lenas Frage: "Mama dürfen wir die Bonbons essen?" mit "Ja!" Diese Antwort jedoch bezog die Friseuse auf sich und schnibbelte was das Zeug hielt. Als ich mich dazu äußern sollte, ob ein Zentimeter okay sei, musste ich erstmal Sophia mit einem "Ja klar!" auf die geschrieene Frage: "Mama, fahrn wir dleich nach Hause?" beruhigen. Und die gute Dame schnitt und schnitt.
"Mama, die Sophia schmeißt die Bonbons durch den Laden!"
"Nein, dar nicht, Mama, ich will auch Bonbons haben!"
"Wohl, wohl, du machst das wohl!"
"Mama, krieg ich mehr Bonbons?"
"Haben Sie das Deckhaar sonst ein wenig länger getragen?"
"Nein!"
Obwohl ich klar die Bonbons und Sophia meinte, war mein Deckhaar just in diesem Moment nahezu verschwunden.
"Mama, die Lena dibt mir dar nix ab!"
"Wohl, du hast drei und ich hab zehn. Ich hab das genau geteilt!"
"Ja, Mama, aber die Lena hat danz viele und ich hab danz wenig!"
"Neihein, Phia, du hast wenig, weil du auch erst drei bist!"
"Mama, ich will nicht drei sein!"
"Bist du aber, bist du aber!"
"Dar nicht, dar nicht!"
"Wohool!"
"Mama, ne, ich bin dar nicht drei, oder?"
"Diese Haare hier nicht abschneiden, oder?"
"Doch!"
Und so schwanden sie denn, meine Haare. Als ich endlich zum Föhn greifen konnte hatten unsere Töchter sich abgeregt und ich konnte entspannt in den Spiegel schauen.
Es kostete mich einen argen Haufen Selbstdisziplin und große Anstrengung keinen Schreianfall zu bekommen.
Kurz. Kürzer. Arg kurz.
"Tuck, mal, Lena, die Mama ist detz ein Mann!", hauchte Sophia völlig gebannt. Unsere Große jedoch wusste das selbstverständlich besser:
"Quatsch, Phia, die Mama hat doch keinen Schniedel!", posaunte sie heraus, womit wir dann endgültig der Aufmerksamkeit aller Kundinnen und Kunden gewiss sein konnten.
Wirklich entspannend so ein Friseurbesuch. Doch wie sagte man mir gerade tröstend:
"Freu dich doch, zeigt die Waage morgen eben weniger an!"
deine alltagserzählungen sind einfach nur göttlich. ich könnte mich hier kringeln vor lachen. ich weiß schon, wieso ich stammgast bei dir bin ;-)
liebe grüße
xenia
vom 15.05.2005, 13.29