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Handreichung für den kleinkindlichen Theaterbesuch

1. Kaufen Sie voller naiver, aber ehrlicher Vorfreude drei Karten für ein Kinder-Musical Ihrer Wahl.

2. Bereiten Sie sich in jedem Falle gründlich auf diesen Theaterbesuch vor. Das bedeutet unter anderem, geben Sie ihren 3 und 5 Jahre alten Kindern fünf Tage vor dem Theaterbesuch bitte nichts mehr zu trinken.
[Sollten Sie diese Regel missachten, müssen Sie damit rechnen, dass Kind 1 mitten in der vortheaterlichen Warteschlange zur Toilette muss. Kind 2 sein Bedürfnis genau dann verspürt, wenn sämtliche Reihennachbarn sich soeben hingesetzt haben und sich freuen, Ihretwegen wieder aufstehen zu müssen.]

3. Halten Sie Kind 2 unbedingt den Mund zu, sobald das Licht im Saal erlöscht, da sich ansonsten sämtliche Publikumsblicke auf Sie richten werden, was mitunter daran liegen könnte, dass Kind 2 in durchdringendes Gebrüll ausbricht.

4. Geben Sie Ihren Kindern während der Vorstellung nichts zu trinken, da Sie ansonsten den Hass Ihrer Reihennachbarn zu spüren bekommen, wenn sie alle zwei Minuten mit einem Ihrer Kinder zur Toilette gehen müssen.

5. Erklären Sie Ihrem Kind geduldig, dass vorne auf der Bühne Schauspieler stehen und diese Schauspieler anders aussehen können, als Trickfilmfiguren. Missachten Sie die strafenden Blicke anderer Zuschauer und tun Sie so, als spräche jemand anders.

6. Wechseln Sie den Platz, sobald eines Ihrer Kinder ein befreundetes Kind im weiträumig verteilten Publikum findet und lautstark dessen Namen rufend mit den Armen zu wedeln beginnt. Es ist ratsam, in diesem Falle so zu tun, als könne man kaum fassen, wie schlecht erzogen anderer Leuts Kinder sind.

7. Sollten Sie sich für das Musical "Lauras Stern" entschieden haben, packen Sie ein Bandgerät in die Handtasche, dass die nonstop gestellte Frage Ihres dreijährigen Kindes: "Mama, wieso spielt da der Tommy nicht mit?" beantwortet.
[Sollten Sie sehr stressanfällig sein, schlucken Sie zuvor einige Baldrian, denn Sie können davon ausgehen, dass man Ihnen diese Frage ca. eine Million Mal stellt.]

8. Geben Sie Ihren Kindern nichts Essbares, denn dies neigt dazu, in der Dunkelheit verloren zu gehen. So ein Vorfall wiederrum entlockt weithin hörbare Entsetzensrufe und bewirkt, dass die Kinder unter den Sitzen verschwinden und sich auf (z.Bsp.) Gummibärchensuche begeben.

9. Gehen Sie in der Pause nicht zur Toilette, da diese überfüllt ist. Warten Sie lieber, bis das Stück gerade wieder begonnen hat (die Wahrscheinlichkeit, dass Ihr Kind genau dann muss ist höher, wenn Sie Punkt 4 missachten).
Sie sind mittlerweile an die bitterbösen Blicke und gemeinen Kommentare der anderen Reihensitzer gewohnt und haben die Kunst entwickelt, sich an deren Beinen und Taschen vorbei zu schlängeln, ohne größeren Schaden anzurichten.

10. Lachen Sie niemals über die Frage Ihres Kindes, ob der Luftballon auf der Bühne ein Mädchenluftballon sei. Es könnte sein, dass Ihr Kind daraufhin einen hysterischen Anfall bekommt und Ihr anderes Kind sauer wird, weil es zehn Minuten der Vorstellung verpasst. In diesem Notfall können Sie Punkt 8 missachten. Die Gummibärensuche ist einer innertheaterlichen Prügelei vorzuziehen.

11. Rechnen Sie gegen Ende der Vorstellung damit, dass Kind 1 dringend ein Requisit der Bühne zu erstehen wünscht, während Kind 2 den Wunsch äußert ein überteuertes Flackersternchen kaufen zu dürfen.

12. Ignorieren Sie die Wünsche Ihrer Kinder und deren anschließendes Geschrei. Hier empfiehlt sich durchaus wieder die bereits angewandte Fremdkindmethode.
Dass andere Eltern ihre Kinder aber auch so gar nicht "im Griff haben".

13. Versuchen Sie in jedem Falle sämtliche Texte aller Lieder des Stückes zu behalten, da Ihre Kinder im Anschluss an das Stück gerne mit Ihnen das Stück nachinterpretieren möchten. Sollten Sie dann nicht dazu in der Lage sein, kann das zu unnötigem Genöle, Geseufze und Bodenfällen führen.

14. Gehen Sie davon aus, dass - egal wann Ihre Kinder das letzte Mal getrunken haben, sie spätestens wieder müssen, wenn Sie als neunzehntes Auto in einer Schlange von 58 Autos vom Parkplatz fahren möchten.

15. Halten Sie Windeln parat oder lassen Sie das Auto in der Schlange stehen, steigen aus und lassen der Natur freien Lauf. Achtung! In diesem Falle rechnen Sie bitte damit, dass man Sie beschimpfen wird.

16. Bitte bedenken Sie, dass Sie sich abends vor dem Schlafengehen den Hinweis gefallen lassen müssen, dass es schöner wäre, wenn Sie als Mutter auch aussähen wie Luna die Mondfrau. Zudem wird man Ihnen erklären, dass Ihr modischer Geschmack nicht halb so wunderschön ist, wie der der Schauspieler und es wird die Frage gestellt werden, warum Sie nicht eigentlich einen Stern für Ihre Kinder besorgen können?

17. Gehen Sie davon aus, dass Ihre Kinder über den Theaterbesuch folgendes zu berichten wissen:
"Die Mama hat uns nichts gekauft. Nichtmal so einen winzig kleinen Leuchtestern."
Nach dem Inhalt der Aufführung gefragt werden Ihre Kinder bereits 30 Minuten nach der Vorstellung zu antworten wissen:

"Das weiß ich doch jetzt nicht mehr!"

18. Bringen Sie Ihre Kinder ins Bett, gönnen sich ein Glas Wein und erfreuen sich rückblickend an diesem kulturellen Hochgenuss.

19. Schlagen Sie die Zeitung auf, suchen den Veranstaltungskalender heraus und schauen Sie nach, wann das nächste Musical gespielt wird. Wer weiß, vielleicht möchte beim nächsten Mal ja der Papa, die Oma, der Opa oder sonstwer mit?

;-)


augenBloglich 15.12.2005, 21.29

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Kommentare zu diesem Beitrag

2. von Nancy

Wir waren am Samstag auch bei Laura und ihrem Stern. Und auch ich musste mich der Frage stellen "Mama, wo sind Tommy und der Beschützmichhund?". Und ich war weniger konsequent und habe die gesamte Pause damit zugebracht nach einem überteuerten Leuchtstern anzustehen. Dafür war die Veranstaltung ansonsten sehr enspannend. Wenn man davon absieht dass Leya in den ersten zehn Minuten Angst vor demRiesenteddy hatte und sich hinter der Theaterbestuhlung versteckt hat. :-)
Hach, was ist es doch wunderbar Kinder zu haben. Okay, eins reicht auch. ;-)
LG, Nancy

vom 17.01.2006, 21.48
1. von Uta

Ein Blick ins Arbeitszimmer hier würde Dir zwei glücklich lachende Menschen zeigen, die sich verstanden fühlen und die Frage stellen: "Wann kommt Dein Buch endlich auf den Markt ?"
Köstlich, danke
LG, Uta

vom 15.12.2005, 21.52
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Toll, dass Du wieder bloggst!
Ich wünsche Dir ein frohes neues Jahr und hoffe, ich lese Dich nun wieder regelmäßig!
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Hanna
Nochmal herzlichen Dank für die Hilfe und du hast einen sehr tollen Blog ! (:
26.11.2011-16:21
Gartenfee
Hi, bist du gar nicht mehr hier am Werk??? Das wäre aber schaade.
25.2.2011-23:00
patricia
wie heißt deine lehrerin!!!!!!!!
1.3.2008-16:20
NIcole
Hey, ich find das super das Du Dich durchgesetzt hast bei den anderen Müttern. Ist doch egal was die sagen. Bin stolz auf Dich. lieben Gruß
NIcki
30.3.2007-9:25