Die Kinder im Kindergarten, ein freier Vormittag. Pünktlich um 9.00 Uhr stand ich am Fitnessstudio. Für heute stand etwas Neues für mich auf dem Programm:
Pilates.
Der Kurs sollte um halb elf beginnen, vorher wollte ich mein "normales" Training geschafft haben. Während ich so auf dem Fahrrad meine 20 Minuten Runde absolvierte beobachtete ich die Kursteilnehmerinnen eines anderen Kurses namens: Fatburner. Schon allein das Hinsehen verursachte bei mir Schwindel und es stellte sich mir die Frage, wie man in der Lage sein kein, sämtliche Körperextremitäten im Takt zur Musik in diverse Richtungen zu verbiegen und zu schlenkern?
Fleißig machte ich also meine Runde und war kurz vor Kursbeginn fertig. Als ich den großen Saal betrat, wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass es gerade einen Unfall gegeben hätte und schon kam ein Rettungswagen. Eine Teilnehmerin war beim Schlenkern so unglücklich umgeknickt, dass sie ins Krankenhaus gebracht werden musste. Mir tat natürlich die junge Frau sehr leid, gleichzeitig wurde mir echt anders und ich war nahe davor zu flüchten.
Eine Freundin beruhigte mich, dass sei ja ein ganz anderer Kurs gewesen und auch eher selten, dass so etwas passiere. Ich kann nicht behaupten, dass mich das gänzlich beruhigte.
Noch einmal ganz anders wurde mir, als ich sah, wer den Pilates Kurs am heutigen Morgen leitete. Genau die Trainerin, der man nachsagt, dass ihre Kurse besonders anspruchsvoll seien.
Ich glaube nicht, dass sich irgendjemand vorstellen kann, welche inneren Kämpfe ich da mit mir auszufechten hatte. Völlig beklommen war mir zu Mute und ich Mutlosigkeit und Angst machten sich in mir breit.
Es kam mir wie gerufen, dass man mir mitteilte, man müsse bei diesem Kurs die Schuhe ausziehen.
"Ich habe keine Socken mit!" frohlockte ich und fand diese Ausrede weltklasse, da sie der Wahrheit entsprach.
"Na und?" kam als Gegenfrage,
"machst du eben barfuß mit!" "Aber meine Füße stinken!" wandte ich ein, was aber sofort mit
"Wir haben alle stinkende Füße!" abgetan wurde.
In erster Linie wollte ich vor mir selbst bestehen und entschied, ich könne den Kurs ja mal antesten und falls ich nicht klar käme einfach herausgehen......
Während all dieser Gedankenfluten stand ich also wartend da. Niemand konnte sehen, dass mich das Dasein allein viele Kämpfe und Argumente kostete. Niemand wird wahrscheinlich verstehen können, dass man sich "um so etwas" einen solchen Kopf machen kann.
Der Kurs begann. Leise, ruhige, sehr schöne Musik entspannten mich direkt. Die Übungen waren teilweise sehr anspruchsvoll, teilweise einfach nur entspannend. Zweimal musste ich klein beigeben. Das eine Mal, als es in den Bereich Liegestützen ging. Die ersten schaffte ich noch, beim zweiten Durchgang gab ich auf. Das andere Mal wankte ich leicht hin und her, als das rechte Bein (in stehender Posstion) von vorne um die linke Wade geschlungen werden sollte. Ich gab mein Bestes, aber da ich weder Schlangenmensch noch knochenlos, eher starr und unbeweglich bin, fand mein rechtes Bein nicht ganz den Weg um die linke Wade.
Egal. Mitmachen zählt und ich war am Kursende nicht nur völlig geschafft, sondern auch mächtig stolz durchgehalten zu haben. Der Kurs hat mir übrigens weitaus besser gefallen als der am Mittwoch Abend. Leider kann nicht nur freitags morgens ansonsten so schlecht....