Ausgewählter Beitrag
Unzufriedene Menschen
In letzter Zeit - besser gesagt in den vergangenen Monaten - traf ich vermehrt auf Menschen, die mit sich und ihrem Leben unzufrieden waren und sind.
Und all jenen Menschen war zu eigen, dass ihr stetes Denken und Handeln nur um die eigene Person kreiste.
Ich habe das zuvor noch nie in einem solchen Ausmaß erlebt.
Jedes Wort, jede Geste, jede Mimik und jedes Handeln eines anderen Menschen beziehen diese Menschen auf sich, ihre Person und ihre Handeln.
Es sind Gesprächskaperer, denen es gelingt, Gespräche jedweder Art zu kapern und zu ihrem Gespräch zu machen.
Ganz deutlich steht mir eine Situation vor Augen, in dem es einem lieben Menschen deutlich schlecht ging und dieser Mensch einfach mal ein offenes Ohr, einen Seelenstreichler, ein wenig Trost brauchte.
In größerer Runde versuchte dieser Mensch von seinen Sorgen zu berichten und kaum hatte er angefangen, sich seinen Frsut von der Seele zu reden, fiel ihm der Gesprächskaperer ins Wort und wusste von seinen eigenen, ähnlichen, aber natürlich weitaus wichtigeren Problemen zu berichten.
Gesprächskaperer haben immer grundsätzlich alles so oder ähnlich schon einmal erlebt und durchgemacht.
Und wenn nicht persönlich, so kann man doch sicher sein, dass ein ihnen nahestehender Mensch ähnliches oder gleichsames erlebt, durchlitten oder gemeistert hat.
Gesprächskaperer sind stets darauf aus, gelobt, hofiert und in ihrer Einzigartigkeit erkannt zu werden.
Sie merken nicht, wie sie ein Klima vergiften können, da sie ausschließlich um sich selber kreisen und kein Auge für die sie umgebenden Menschen haben.
Gesprächskaperer sind häufig ganz furchtbar unzufriendene Menschen, mit sich, ihrem Leben, ihren Lieben nicht im Reinen, unglücklich und voller Selbstzweifel.
Und sie sind furchtbar anstrengend, zeit- und nervraubend.
Die Grundsätzlichkeit des Negativen spricht aus jedem Wort. Alles ist schlecht und sie tragen das Leid der ganzen Welt auf ihren Schultern.
Ich finde es schwierig, mit solchen Menschen umzugehen.
Sie rauben mir Kräfte und Energie, die ich anderweitig besser und sinnvoller einsetzen könnte.
Andererseits fühle ich meist diese Verpflichtung, mich diesen Menschen anzunehmen, weil sie mir unsagbar Leidd tun, in ihrem egomanischen Elend.
Und es stellt sich immer auch die Frage: Wie wird man zu so einem Menschen?
Ich erlebe immer mehr Menschen, die Gepräche nicht weiterführen, sondern auf sich selbst zurückführen - eben kapern....ein wunderbar treffender Begriff 'Gesprächskaperer'. Ich habe immer das Gefühl, dass solche Menschen 'mithalten' wollen, dass der Gedanke andere hätten etwas erlebt, was sie vielleicht noch nicht erlebt haben - in ihren Augen verpasst haben - nur schwer erträglich ist. Erleichtert darüber, dass sie auch Erfahrungen zum Thema beitragen können, kapern sie sie dann.
vom 05.07.2011, 19.13