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auf Umwegen

Ich bin auf Umwegen zu einem Buch gelangt. Ein Buch, das ich in einem Bücherladen kein zweites Mal mehr in Augenschein genommen hätte, das ich nie auserkoren hätte zu lesen, das an mir vorbeigegangen wäre.

Wäre. Denn auf "Umwegen" ist es zu mir gelangt. Und damit bin ich im Grunde schon wieder bei dem Thema "Worte". Zufällig stößt man im Internet aufeinander. Sendet sich eine kurze Nachricht und fühlt sich ganz unvermittelt und rasch einem anderen Menschen gedanklich verbunden. Ohne viel zu wissen, ohne großartige Offenbarungen und Gespräche geführt zu haben. Es geht nur um Literatur, man liest Worte eines anderen Lesers und empfindet, sieht eine gemeinsame Linie, ohne sie gezielt gesucht zu haben. Wenige Sätze und man gerät an ein Buch, das den anderen berührt hat.

So ging es mir mit "Die Blumen von Hiroshima" von Edita Morris. Zwei Abende habe ich da gelegen und gelesen und mich dabei innerlich zerrupft gefühlt. Obwohl alles, was das Buch schildert, wie in einem Vogelzug, leicht und unbeschwert an einem vorbei zu ziehen scheint, hinterlässt es ein dumpf trauerndes Gefühl und das Empfinden sowohl der eigenen Ohnmacht als auch des eigenen Augenverschließens.

Hiroshima. Mein Gott. Das ist weit weg. Unendlich entfernt von meinen kleinen Kümmernissen und Sorgen, die für mich den Zenit meines Daseins bilden. Hiroshima. was habe ich mit diesen Menschen zu tun ?

Alles und doch nichts. Mögen etliche tausend Kilometer und viele Jahre Geschichte dazwischen liegen, so ist das lange kein Grund dafür, die Augen zu verschließen. Nicht hinzuschauen, nicht wissen zu wollen, nicht mit zu trauern.

Während des Lesens war ich bezaubert davon, mit wie viel Anmut und Leichtigkeit, mit wie viel Selbstverständlichkeit und Annahme da grauenhafte Geschehnisse seicht und sanft in Nebensätzen anklingen. Gleichsam so, als hätte alles so kommen müssen und sollen. Und genau die Diskrepanz zwischen der zartfühlenden Schreibweise und den dahinter stehenden geschichtlichen, nahezu unerträglich grausamen Ereignissen hat die unbeschreibliche Brutalität der Geschehnisse hervorgehoben und mir das Gefühl vermittelt auf einer Luxusoase zu hausen, deren Wert ich nicht zu schätzen weiß.

Und manches Mal hätte ich für die Protagonistin schreien mögen, die gefangen in ihren gesellschaftlichen Zwängen, immerzu ihr Gesicht zu wahren hat. Und nicht zuletzt hat mich das Buch auch mit Scham erfüllt. Scham darüber, dass ich in meinem kuschlig weichen und warmen Bette liegend lese, welches Leid anderen Menschen widerfuhr. Das Buch aus der Hand lege und betroffen bin, ganz bestimmt. Berührt und traurig. Das Gelesene in meinem Herzen mit mir herum trage und doch im Grunde nichts weiter tue, als mein Leben weiter zu führen.

Gut, ein paar Tage lang weniger jammernd und im Selbstmitleid versinkend. Doch nie gleichsam das erfahrend, was andere Menschen durchlitten haben.

Kein Buch, von dem man sagt: "Das hat mir aber gut gefallen!" Wie unpassend. Was hätte einem gut gefallen können ? Die Atombombe und deren jahrzehntelangen Auswirkungen auf unschuldige Menschen ? Und doch: Ja, das Buch hat mir gefallen. Es hat mir gefallen, weil es mich aufmerksam gemacht hat. Weil es mich wach gerüttelt hat und wieder einmal die Erkenntniss in meinem Herzen gewachsen ist, dass vieles auf unserer Welt zu überdenken bleibt und wir so manches nie mehr wieder aus unseren Herzen und Köpfen lassen sollten.

Und könnte ich nur annähernd so gut schreiben wie die Autorin, würden meine Worte jetzt nicht zentnerschwer wiegen, sondern bisweilen heiter und seicht, sanft und zart und keineswegs erdrückend auf ein Buch aufmerksam machen, das viele Menschen lesen sollten, um es nicht wieder aus ihren Herzen zu lassen.

 

 

augenBloglich 13.11.2004, 19.45| (0/0) Kommentare | TB | PL | einsortiert in: Bücher

Worte

Es fasziniert mich immer wieder aufs Neue, welche immense Bedeutung "Worte" hier im Netz, aber auch "draußen" im realen Leben haben. In der Virtualität jedoch mehr als alles andere, denn Worte müssen hier die Kraft haben, Bilder zu entlocken, Bilder entstehen zu lassen. Und es geschieht mir - glücklicherweise - immer und immer wieder, dass ich über kurze Sätze anderer Menschen stolpere und direkt eine Verbundenheit spüre, ein Verstehen, ein auf-gleicher-Welle-liegen.

Ich weiß, manche Menschen glauben an Auren, an das, was einen Menschen zu umgeben scheint. Ich glaube daran, dass Worte eine solche Aura haben können. Einen Lichterglanz oder aber einen düsteren Nebel, leichte beschwingte Tanzschritte, taufrische Frühlingsblumen oder dunkle, vom Regen nasse Erde.

Dass Menschen sich erkennen, dass Worte eine solch immense Ausstrahlung haben, das kommt mir persönlich sehr entgegen, ohne dass ich die Gefahr darin übersehen würde. Sicherlich können Worte auch blenden, in die Irre führen und täuschen. Ich bin mehr als froh, dass die Blender in einer verschwindend geringen Zahl unterwegs zu sein scheinen. dass ihnen die Mühe zu groß ist, großartige Wortkapriolen zu basteln.

Ich liebe Worte. Mit ihnen zu experimentieren und zu versuchen, mein ganzes großes Gedankenwirrwarr in sie hineinzustopfen, zu pressen, zu drängen.

Und noch schöner ist es, die Worte anderer Menschen  zu lesen und ganz einfach berührt zu sein !

augenBloglich 13.11.2004, 19.20| (0/0) Kommentare | TB | PL | einsortiert in: Gedanken

Irrtum

Als ich heute Mittag nach Hause kam,. lagen hier mehrere Büchersendungen, die ich freudig begrüßte. Naja, innerlich, nicht, dass ich auf die Teile zustürzte, sie in den Arm nahm um "Hallo" zu sagen. Gut, aber darauf wollte ich nicht hinaus. Zwei Sendungen kamen mir seltsam bekannt vor und als ich sie genauer betrachtete, sah ich, dass es Sendungen waren, die ich gestern verschickt hatte. Nicht an mich, wohlgemerkt. Mein Name stand zaghaft, klein und bescheiden querlinks über die Rückseite geschrieben, während unter den Briefmarken und den Riesenlettern BÜCHERSENDUNG die Adresse des Empfängers prangte.

Zurück zur Poststation erklärte ich den Irrtum und verwirrte den guten Postmenschen gänzlich. Zunächst gab ich ihm die zwei Sendungen, die ich "reklamierte". In meinem Arm hielt ich jedoch eine Klappkiste mit weiteren Büchersendungen, es müssen so an die 15 gewesen sein.

Ich sah schon den Schweiß rinnen, der gute Postmensch geriet nicht nur in Hektik, es war schon leichte Panik zu erkennen. Gut, die Schlange hinter mir war lang und so wie es aussah hatten da einige Menschen reichlich geebayt.

;-)

Der gute Postmensch dachte nun aber, ich wolle ALLE Sendungen bemängeln und wusste nicht wie ihm geschah. Es brauchte ein wenig Zeit und ein wenig mehr Worte, um ihm klar zu machen, dass nur zwei Sendungen reklamiert wurden, der Rest neu und erstmal auf den Weg gebracht werden musste.

Das Ganze dauerte über eine Stunde (!!!).

Kein Wunder, dass Büchersendungen (so sie denn an den richtigen Empfänger gehen) bis zu drei Wochen brauchen können....

 

augenBloglich 10.11.2004, 20.56| (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Erlebnisse

Christkindgespräche

5.55 Uhr. Aus dem Kinderzimmer tönen die Stimmen unserer beiden Rabaukinnen.

Sophia: "Hoffentlich weiß das Tristind, dass wir detz hier wohnen!"

Lena: "Das Tristind weiß immer alles!"

Sophia: "Ja, aber wenn es in die alte Wohnunh fliet, da sind wir dar nicht mehr!"

Lena: "Das Tristind tennt ALLE Wohnungen." *überlegt* "Und ist danz reich!"

Sophia: "Ja, danz reich." *denkt nach* "Wieso danz reich,. Lena ?"

Lena: "Na, was meinse wie teuer das is, was ich mir alles wünsche. Tuck mal: Schlittschuhe, die Ritterburg, das Barbie Schloss, die Meerjungfrau Barbie, einen Hund, eine Annabell, dann noch die Barbie mit Telefon und eine echte Hundeleine.....!"

Sophia: "Das trisse nicht. Wer soll das tragen ?"

augenBloglich 10.11.2004, 06.40| (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Nachwuchs

(wieder-)gefunden

Ich bin nicht gerade ein sehr ordentlicher Mensch. Hin und wieder verlege ich schonmal Dinge. Telefone etwa oder Schlüssel. Mützen oder Schuhe. Irgendwelchen Küchenkram oder gern auch mal Scheren. In diesem Falle ging mir doch tatsächlich "Gertrud" verloren. Nein, "Gertrud" ist nicht meine tüddelige Großtante, auch nicht meine Schwiegermutter oder sonstwer Persönliches. "Gertrud" ist das Buch aller Bücher, DAS Buch eben und ich habe "Gertrud" eigentlich immer griffbereit auf dem Schreibtisch oder an meinem Bett liegen. So dass ich jederzeit problemlos mal hier und da nachlesen und in diesen sagenhaften Worten von Hesse schwelgen kann.

Nun war "Gertrud" weg. Gut, man könnte meinen, das sei nicht weiter tragisch. "Gertrud" gibt es bei Ebay, im Buchladen meines Vetrauens und schließlich auch bei buchticket, nur: Das alles ist ja nicht meine "Gertrud", jene, der ich mit Beistift, Füller und sonstigen Utensilien nocht mehr Leben eingehaucht, sie mit sinnigen bis unsinnigen Kommentaren bereichert habe.

So eine neue "Gertrud" wär ja mal in erster Linie nackig und so ganz und gar nicht dasselbe. Drum machte mein kleines Buchherz gerade einen freudigen Hüpfer, als ich die arg mitgenommene "Gertrud" im hintersten Winkel eines mit Sachbüchern gefüllten Regales ansichtig wurde.

Keine Ahnung, was die Gute da verloren hatte.

 

augenBloglich 08.11.2004, 20.06| (0/0) Kommentare | TB | PL | einsortiert in: Bücher

über das Wissen hinaus

Es ist ziemlich gefährlich, sich als Leserin von van Däniken Bücher zu offenbaren. Die Blicke der Mitmenschen werden kritisch, zweifelnd und Du spürst förmlich, wie in den Hirnen Deines Gegenüber nach Deinem Schwachsinnspotential gefahndet wird. Nicht, dass mich das großartig stören würde, aber es wäre nett, mal jemanden zu finden, der sich dieselbe Blöße gibt und Spaß daran hat, die Bücher dieses Umsympathikus zu lesen.

In den üblichen Leseforen wird diese Art der Literatur verächtlich abgetan, Bildzeitungsniveau ist nichts dagegen und ich frage mich immer, weshalb das so ist ?

Der Mann mag unerträglich sein, sofern er redet, sich in den Medien präsentiert oder auf Fotos stolze bis bizarre Posen einnimmt, aber er kann mehr als unterhaltend schreiben und seine Ideen finde ich einfach - ja, wie finde ich sie ? - nachdenkenswert.

Ich habe großen Spaß daran, über mein eigenes Wissen hinaus zu denken, zu phantasieren, zu planen, zu erbauen, zu überlegen. Überschreitet man erst einmal die Grenze des Nichtwissens, geht über in den Bereich des Nurglaubens kann im Grunde doch viel mehr möglich sein, als wir uns in unserem beengten Gesichtsfeld vorstellen können.

Allein das ist doch das Faszinierende, das ungeheuer Spannende, das nicht wissenschaftlich Belegbare. Diese Welt des Überwissens, des Ideenschmiedens - ich liebe sie und ich würde mir wünschen, dass viel mehr Menschen bereit wären, sich auf Phantasien, Ideen und Glauben einzulassen.

Um wie viel reicher könnte es uns machen ? Wie viel bunter und farbenfroher unser Denken.

Aber nein. Kuriose Ideen, Schwachfug, Nonsens. Weil nicht sein darf, was wir nicht kennen ? Nicht wissen ? Nicht erahnen ?

Weil uns Fremdes Angst macht ? Oder weil wir nicht bereit sind, über unser Wissen hinaus zu denken ??

augenBloglich 07.11.2004, 20.09| (4/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Gedanken

Herbstsonnenwunderbartag

Bei 7° C durch die Herbstsonne zu stapfen, Rehe zu füttern, Blätter zu sammeln, Bäume zu bestaunen und die Natur zu genießen - schöner kann man einen Herbstsonntag kaum verbringen, oder ?

augenBloglich 07.11.2004, 19.34| (0/0) Kommentare | TB | PL | einsortiert in: Augenblicke

Bücherwelten

Ich kann mir nicht vorstellen, wie es wäre, wenn ich kein Buch zur Hand nehmen und in fremde Welten versinken könnte. Schon immer hat es mich fasziniert, wie gelesene Worte sich ohne mein Zutun in meinem Kopf zu Bildern verformen. Man muss sich mal überlegen, welche Fähigkeiten eines Autors dahinter stecken, mit Worten förmlich "malen" zu können. Und dann gibt es die Momente, in denen man zu Büchern greift, die einen ebenfalls entführen. Mitnehmen in eine Welt, von der man weiß, dass sie einst real war. In eine Welt, deren Realität man im Grunde aber lieber gar nicht entdecken und durchleben möchte. Bücher, die die Wahrheit aussprechen und bedrücken. In deren "Geschichte" man hinein fällt und die in einem das Gefühl wecken, die Menschen aus ihren Erlebnissen, aus ihrem Leben herausreißen zu müssen. Bücher, die einem keinen entspannten Abend bieten, sondern deren Leid einen umfasst, greift und nahe geht. Geschichten, die man nicht wieder "los wird", die sich einprägen, die ergreifen.

Bei mir sind es Bücher über das weite Thema "Holocaust", Geschichten, von denen ich weiß, dass es keine "Geschichten" sind, sondern erlebte Geschichte. Schicksale, die ich nicht fassen, manchmal bereits beim bloßen Lesen nicht ertragen kann oder ertragen möchte- Worte, die man lesen muss, damit sie einem Augen und Ohren öffnen, für die Untaten, die Menschen anderen Menschen antun können.

Und erinnere mich, wie es ist, wenn ich ein solches Buch "ausgelesen" habe, es beiseite lege und doch nicht fortlege. Es hinter mir lasse ohne es aus meinem Herzen zu lassen. Die Schwere, die es hinterlässt, die Bitterkeit und auch das dumpfe Gefühl der Hilflosgkeit. Schaudern. Entsetzen.

Wenn Bücherwelten nicht einfach Bücherwelten sind, sondern Zeitzeugnisse - Dokumente.

Vielleicht wird es wieder einmal Zeit für ein solches Buch. Nicht nur für mich.

 

augenBloglich 06.11.2004, 20.38| (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Bücher

Qual der Wahl

Dank buchticket.de habe ich jetzt die Qual der Wahl. Ich kann mich nicht entsinnen, jemals derart viele, ungelesene Bücher auf einmal hier herum liegen gehabt zu haben. Und eines scheint interessanter als das andere.....

augenBloglich 06.11.2004, 20.08| (0/0) Kommentare | TB | PL | einsortiert in: Bücher

"Servicekräfte"

Unsere Kinder gehen Turnen. Das ist schön für die Kinder und aufschlussreich für mich. Während die Kinder nämlich ihr motorisches Geschick üben, sitzen die Mütter (Väter sind hier eher die Ausnahmen) quasselnd auf den Bänken.

Diesesmal saß ich neben zwei eifrig plaudernden Damen, die sich über berufstätige Mütter ausließen.

Ein interessantes Gespräch:

"Im Kindergarten sieht man ja auch nur noch fremde Gesichter!"

"Du, das liegt daran, dass die ganzen berufstätigen Mütter [ACHTUNG: an dieser Stelle sank die Stimme vor Verachtung triefend in den Keller] ihre Servicekräfte benutzen, um die Kinder zum Kindergarten zu bringen und abzuholen. Die nehmen die Mühen des Bringens und Holens doch gar nicht erst in Kauf!"

.....

Eine mir gänzlich neue Perspektive - aber interessant.

 

augenBloglich 06.11.2004, 19.59| (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Erlebnisse

Innenwelten

Ich sah heute ein Foto von mir. Irgendwer hatte es gemacht und zeigte es mir unvorbereitet. Lange Zeit hielt ich es einfach nur in der Hand und war erschüttert darüber, wie wenig meine Innenwelt nach außen zu gelangen scheint. Es kam mir vor, als sei das nicht ich dort auf dem Bild. Ich sah nur die Hülle um mein "ich", den Mantel, den Schutzwall, das Verdeckende. Es schien, als hätte mir irgendwer einen faden, wabernden Umhang umgestülpt, unter dem man mein wahres "ich" nur vermuten kann.

Ich betrachtete das Foto, als sähe ich jemand Fremden. Jemand, der ganz sicher nichts mit mir und meiner Person zu tun hat, jemand, der nicht wild ist und nicht albern. Jemand, der nicht lebensfreudig, lebenshungrig, lebensbejahend ist. Jemand, der meine Innenwelt in keinster Weise nach außen sichtbar werden lässt.

Eine schauderhafte, erschreckende und nahezu beklemmende Erkenntnis. Nüchtern betrachtet führt dies natürlich nur auf eines zurück: das Dicksein!

Das in Kopf und Herz anders sein, als der Körper repräsentiert. Das Nichtzusammenpassen von Außen- und Innenwelten.

Und natürlich war ich es auf dem Foto. Jedem, den ich es zeigen würde und der mich kennt würde die Frage nach dem "Wer ist das?" ganz selbstverständlich mit: "Na, du!" beantworten. Wahrscheinlich sogar gänzlich ohne Hintergedanken, denn es mag ja durchaus sein, dass andere die Kluft zwischen meinen beiden Welten gar nicht als solche empfinden. Und genau das ist auch richtig, denn ansonsten wäre meine Wirkung auf Mitmenschen niemals authentisch.

Es macht mich ein wenig ärgerlich, dass mir die passenden Worte fehlen, um auszudrücken, was ich meine. Um bildhaft zu machen, welche Welten nicht nach außen dringen, welche Lichter innen strahlen, deren Glanz die Dichte des Umhangs abfängt.

Mir sagte mal jemand ungefähr so etwas wie: "Du bist eben Du. So wie Du bist. Und wenn ich mit dir rede, dann rede ich nicht mit einem dicken Menschen, sondern mit dir." Was weiß ich von dem, was andere empfinden ? Denke ich mir mein Äußeres für andere zu wichtig ?

Es würde mir einfach Spaß machen, äußerlich zeigen zu können wie ich innerlich bin. Das letzte Mal, als ich dies rücksichtslos tat, hingebungsvoll tat, authentisch tat war in der Pubertät. Heute schwappt mein Äußeres eben einfach mit, muss sich in die mitunter rasanten Kurven meines Lebens werfen und zusehen wie es klar kommt.

Manchmal ist das meinem inneren "ich" verdammt lästig.

 

augenBloglich 04.11.2004, 21.34| (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: körperlich

achtlos

Gestern fehlte mir ein kleines Wort: achtlos. Ich habe das Gefühl, manchmal einfach zu achtlos mit anderen Menschen umzugehen. Auch mit ihren Gefühlen, ihren Denkweisen und Ansichten, ihren Ideen und ihrer Lebensweise. In diesen Augenblicken selber spüre ich das nicht - die Erkenntnis überfällt mich meist erst viel viel später - manchmal zu spät. Und dann schmerzt es, erkennen zu müssen, dass einem ein wichtiger Mensch nicht genommen wurde, sondern man ihn selbst hat ziehen lassen.

 

augenBloglich 04.11.2004, 16.10| (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Gedanken

Mutternerven

Ich hätte da eine klitzekleine Reklamation. Der liebe Gott hat - glaube ich - vergessen, mich mit ausreichend Mutternerven auszustatten.....

 

"Mama! Das ist doch tein Mittatessen. Mama das ist F U T T E R. Ich bin doch der Caesar. Das hab ich dir detz schon sehr oft ertlärt. Verstehst du das nicht ?"

*kläff* *kläff*

 

augenBloglich 04.11.2004, 16.01| (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Nachwuchs

"Mama, ich sei wohl dein Hund, ja?"

Bitte, ich bräuchte da mal dringend Zuspruch, die Mahnung zu Geduld und Ruhe und eine unerschöpfliche Quelle aus der ich dies beziehen kann.

Unsere Kinder befinden sich derzeit in der Hundephase. Was zu Beginn ja noch recht witzig und süß gewesen sein mag, wird auf die Dauer zu einem Nervenbrenner bei mir. Heute morgen, es muss so gegen fünf gewesen sein, krabbelt ein kleines Wesen über mich - missachtet dabei selbstverständlich jedwede mich schmerzen könnenden Gliedmaße - und verkündet nach einem gekonnten und durchaus lautem Bellen:

"Mama, ich wär detz wohl dein Hund, ja ? Ich heiß detz wohl Caesar und du tanns mir ruhig Letterli deben !"

Meinen nicht sehr freundlich formulierten Hinweis darauf, dass ich jetzt schlafen will, ignoriert selbiges Kind - entschuldigung, der Hund - und mahnt mich an:

"Ich bin nicht die Lena, Mama. Ich bin dein H U N D. Du musst sagen dib Pfötchen!"

Mag sein, mich hat die wahre Mutterliebe verlassen, die Tierliebe noch nicht durchdrungen, aber ich finde nicht den wirklichen Zugang zu diesen meinen Hündchen, die nunmehr bevorzugt bellend mit mir kommunizieren und dann gleich immer erklären:

"Wenn ich so bell, dann heißt das wohl, dass...."

Selbst im Auto werden unsere Mädel zu Hunden.Sie möchten an Leinen geführt werden, wenn wir einkaufen gehen, sie reagieren nur noch auf "Sitz" und "Platz" und sonstige Albernheiten.

HILFE.

Ich will unsere Mädel zurück. Ich war noch nie ein echter und wirklicher und sonstiger Hundefreund.

Bitte, bitte sagt mir, dass das nicht noch weitere zig Wochen anhält!!!

*wau*

 

 

 

augenBloglich 04.11.2004, 06.50| (5/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Nachwuchs

über Menschen & Zeitpunkte

Manche Menschen sind leider in Augenblicken an meinem Leben vorbeigeschlichen, die nicht gerade ideal waren, um Bindungen entstehen zu lassen, Freundschaften zu vertiefen, Freundschaften WERT zu schätzen. Wenn ich zurück denke, fallen mir Menschen ein, die mir heute fehlen; Menschen, die ich einst verkannt habe, deren Wert ich unterschätzt habe, die ich im falschen Licht betrachtet habe oder so gar nicht erkannt habe. Menschen, die mit einem Male da waren, so ganz selbstverständlich und dann wieder fort, behandelt von mir mit Gleichmut oder gar Hochmut ?

Obwohl ich jemand bin, der daran glaubt, dass das Meiste so kommt, weil es so kommen muss, so kommen soll, glaube ich mittlerweile auch daran, dass Menschen und Zeitpunkte genau zueiander passen müssen, um zueinander zu finden, finden zu können.

Manchmal gelingt mir das tiefer sehen nicht, manchmal das weiter sehen, manchmal das überhaupt Sehen. Ich, selber ein mehr als unbequemer Mensch, tue mich schwer mit Gleichgesinnten, mit Menschen, die hinterfragen und kritisieren, analysieren und einer Sache auf den Grund gehen wollen. Wahrscheinlich bin ich angefüllt mit der Urangst, sie kämen an mein Innerstes heran, quetschten es aus mit heraus, nur um es irgendwann gegen mich zu verwenden.

Dabei gibt es nicht Schöneres, als einem seelenverwandten Menschen sein Innerstes zu öffnen, zu offenbaren, es zu teilen. Es zu lieben und lieben zu lassen.

Manchmal beschleicht mich das Gefühl, dass ich einst einen solchen Menschen zu schnell aus meinem Leben habe gehen lassen.....

Damals, zur falschen Zeit, am falschen Ort - obwohl vielleicht doch alles ganz richtig war.

 

 

augenBloglich 03.11.2004, 20.04| (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Gedanken

1. Tag

Gott, was habe ich mir Gedanken gemacht. Darüber, wie ich Lena beruhigen würde, sofern sie weinen würde. Wie ich den Abschied kurz und schmerzlos werden lassen könnte und und und....

Lena ging heute morgen mit völliger Selbstverständlichkeit und weltgrößter Gelassenheit in den neuen Kindergarten.

:-)))

Ich hoffe nur, dass es ihr weiterhin so gut gefallen wird!!!

augenBloglich 02.11.2004, 20.06| (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Nachwuchs

"...das is dos nis meine Mama.."

Natürlich sind unsere Kinder äußerst wohlerzogene Kinder - das versteht sich von selbst. Deshalb ist es mir auch ein klitzeklein wenig schleierhaft, wie Sophia, gerade eben beim Einkauf im hiesigen Supermarkt, einer Dame auf die Frage: "Na, ist das da deine Mama?" kichernd antworten konnte: "Nein, das is dos nis meine Mama. Das is ein doller Pupstopf!"

augenBloglich 02.11.2004, 17.55| (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Nachwuchs

Post

Wahrscheinlich kann niemand wirklich nachempfinden, welche immense Bedeutung unser Briefkasten für mich gewonnen hat. In der Regel erhalten wir täglich "schlimme Post", ein recht harmloses Synonym für Briefe, die man lieber nicht erhalten möchte. Die Kummer und Sorgen ins Haus tragen, die einem die Laune verderben, ins Nachdenken bringen, rechnen lassen und und und.

Komme ich von der Arbeit, wartet er schon auf mich. Der Moment des Aufschließens, des Hineinguckens und des entweder erleichtert Aufatmens oder aber bestürzt Zusammenraffens ist nur von kurzer Dauer, aber oft alles entscheidend.

Heute konnte ich aufatmen. Werbung und keine "schlimme Post", ein blauer Briefumschlag mit einer schwungvollen Handschrift. Ein Absender, der mir zunächst nichts sagte. Ich froschte in meinem Gedächtnis, suchte die Namen ab und versuchte einzuordnen.

Ganz gespannt öffnete ich den Brief. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so persönliche und nette Worte per Brief bekommen habe und lesen durfte. Oft sind es ja mails, die man liest und erhält, seltener "Schneckenpost".

Neulich schrieb ich, dass mich ein Ebay Verkauf betroffen gemacht hat. Es ging um dieses Brustkrebsbuch, das eine Frau ersteigerte, die selber betroffen war. Ich weiß noch genau, wie sehr es mir unter die Haut ging als ich ihre mail las. Nun schrieb sie mir. Obwohl ich diese Frau so gar nicht kenne, fühle ich mich ihr immens verbunden. Dieser Brief heute, das hat mich sehr berührt und ich denke nun unentwegt an diesen Menschen, der gerade eine ganz furchtbare Phase durchleben muss. Und ich wünsche dieser Frau so von Herzen, dass sie Menschen hat, die mit ihr den steinigen Weg gehen, sie stützen und auffangen, einfach für sie da sind.

Manchmal ist es sonderbar, auf welch eigenartige Weisen, sich Menschenwege kreuzen. Wenn ich könnte, wie ich wollte, ich würde einen Schutzengel zu ihr senden. Ich weiß nicht, wer sie ist, aber ich spüre, sie kann ihn brauchen und hat ihn verdient.

augenBloglich 02.11.2004, 14.51| (0/0) Kommentare | TB | PL | einsortiert in: Erlebnisse

Rückzugsort

Lange Zeit blieb meinem ich der Rückzug in die warme Geborgenheit des eigenen Herzens verwehrt. Die Höhle, die sich jeder Mensch in seinem Innern erbaut, um darin zu liegen, sich zurückzuziehen, seine Wunden zu pflegen und heilen zu lassen. Dieser Ort war mit einem Male angefüllt mit Alltagskram und Gerümpel und mein ich schlicht müde und schlapp, lustlos und mit hängenden Schultern um diesen letzten Zufluchtsort herum.

Jammernd darüber, dass nun auch die letzte Möglichkeit verloren gegangen schien, in dem mein ich unmaskiert es selbst sein durfte.

Irgendwann kam mein kleines ich dann darauf, dass wohl niemand kommen würde, die Höhle, das Herz, die Zufluchtsstätte zu entrümpeln. Warum auch ? Es hatten ja schließlich keine fremden Menschen diesen Ort der Geborgenheit zugemüllt, dafür war schlicht mein ich verantwortlich.

Wütend auf sich selbst - sehr wütend - machte es sich an die Arbeit. Räumte auf, entrümpelte, sortierte, warf weg, schichtete um - erbaute sich alles in allem einen neuen, heimelig warmen Zufluchtsort. Eine kleine Höhle, in die nur es selbst passt. In der es liegen kann, liegen darf, waidwund, jammernd, weinend - aber immer auch erstarkend und zu Kräften kommend.

Mein ich hat wieder einen Rückzugsort. Es ist auf einem gutem Wege....

augenBloglich 25.10.2004, 06.49| (0/0) Kommentare | TB | PL | einsortiert in: Gedanken

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Marie
Toll, dass Du wieder bloggst!
Ich wünsche Dir ein frohes neues Jahr und hoffe, ich lese Dich nun wieder regelmäßig!
2.1.2015-4:56
Hanna
Nochmal herzlichen Dank für die Hilfe und du hast einen sehr tollen Blog ! (:
26.11.2011-16:21
Gartenfee
Hi, bist du gar nicht mehr hier am Werk??? Das wäre aber schaade.
25.2.2011-23:00
patricia
wie heißt deine lehrerin!!!!!!!!
1.3.2008-16:20
NIcole
Hey, ich find das super das Du Dich durchgesetzt hast bei den anderen Müttern. Ist doch egal was die sagen. Bin stolz auf Dich. lieben Gruß
NIcki
30.3.2007-9:25