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Ich hasse Epiloge!
Ich lese nie wieder ein Buch mit Epilog. Genau das habe ich mir gestern Abend geschworen und genau daran werde ich mich ab sofort halten.
Jedem Buchkauf wird der Blick auf die letzten Seiten vorangehen. Entdecke ich auch nur den kleinsten Ansatz, sozusagen den Hauch eines Epilogs, pfeffere ich das Büchlein weit von mir.
Man erinnere sich, im vergangenen Sommer schon musste ich mich an dieser Stelle hier ein klein wenig über Herrn Schätzing aufregen.
Da lässt der Mann einen seiner durchaus zahlreichen Protagonisten in eine verflixt teuflische und aussichtslose Lage geraten, bringt die Leser nicht nur zur schieren Mitverzweiflung, nein, lässt sie nägelnknabbernd und sabbernd vor Furcht vergehen, nur um besagten Menschen dann ein klein wenig aus dem Blick zu verlieren und irgendwann nach hunderten Seiten einen kleinen, lapidaren Epilogsatz einfließen.
So nach dem Motto:
Ach ja, da war ja noch der XY, richtig, den hab ich bei den Haien ja ganz vergessen. Ach Gott, ja, aber alles ging gut weil.....
Also das, was Herr Schätzing da getrieben hat, das war ja schon durchaus grausam.
Aber jetzt, jetzt las ich ein Buch von Herrn Paul Carson. "Herzalarm" hieß es und ich weiß nun auch genau warum: Mein Herz raste nonstop. Ich vergaß mich, meine Familie, mein Leben.
Mit dem Buch vor dem Gesicht wandelte ich zwei Tage lang durch die Gegend, ignorierte meine Mitmenschen, vernachlässigte meine hungrigen Kinder, nahm das Buch mit zur Toilette, ins Bett, auf den Balkon, zum Mülleimer....
Das Buch und ich waren sozusagen EINS.
Ich lebte also mit dieser Familie in dem Büchlein. Litt mit ihnen, hoffte mit ihnen, lachte mit ihnen, fieberte für sie. Bibberte um sie, raufte mir die Haare, knabberte meine Nägel, seufzte und zitterte, bangte und hoffte.
Seite um Seite verschlang ich diesen spannungsreichen Thriller, konnte nicht aufhören zu lesen. War wie gebannt.
Und dann das.
Schlimm genug, dass das Buch irgendwann mal ausgelesen und zuende ist. Nein, Herr Carson treibt es auf die Spitze. Er ist - Herrn Schätzing sehr ähnlich - auch so ein oller Epilogschwätzer.
"Ach je, jetzt wollen Sie wohl noch wissen wie es weitergeht?" scheint er seine Leserschaft förmlich zu verhöhnen. "Tja, tut mir Leid. Ich geh jetzt zum Mittag. Machen wir es also kurz. Schreiben wir ein kleines Epilögchen!"
Also liest man kurz und bündig, dass die Mitleidefamilie das Land verlässt und hier und dort neu anfängt.
Das Kind hat psychische Probleme. Ein Baby kommt.
Zack fertig.
Ähhhhh? Epilog, ja?
Es ist eher, als schrieben diese Autoren und schrieben. Schrieben sich in Wallung und Hysterie. In wahre Leidenschaft. Schrieben bis zum ergüsslichen Höhepunkt, nur um sich dann - sehr realitätsnah - umzudrehen, Päuschen zu machen, einzuschlafen.
"Schatz, das schöne Ende denk Dir doch einfach!"
Oder so ähnlich.
Bücher mit Epilog?
Nicht mehr mit mir.