Ich habe es wieder getan.
Nachdem mir die gestrige Massage so gut getan hat,
hat es mich heute wieder zur Therme gezogen.
Etwas mutiger als zuvor wählte ich die Anwendung, die
übersetzt so angepriesen wurde:
"Fühlst du yourself in Regenbogenshower rilassato in pampers."
Ich übersetzte das, recht frei, für mich ungefähr so:
"Entspannen Sie bei einer herrlichen Regenbogenduschmassage!"
Folglich genau das Richtige für mich.
Heute bin ich schon sehr viel souveräner, denn mit meinem gestrigen Besuch fühle ich mich nahezu schon als Stammkundin.
Wie gestern werde ich sehr herzlich und nett empfangen. Eine wirklich kleine und zierliche, asiatisch anmutende Masseurin nimmt mich
mit und redet - so wie der junge Mann gestern - auf Italienisch auf mich ein.
Ebenfalls wie gestern verstehe ich kein Wort, mein Vokabular hat sich gestern tatsächlich nur um "Pomodoro" erweitert und ich halte es
nicht für sinnvoll, das Wort hier anzuwenden, befürchte ich doch Missverständnisse.
Ich verstehe, dass ich einen Einmalslip anziehen muss und eine Duschhaube aufsetzen muss. (Letzeres verstört mich ein wenig!)
Wenig später finde ich mich auf einer mit einer Plane abgedeckten Liege wieder und werde mit einem Peeling geschrubbt.
Anders kann ich es nicht nennen, die zierliche, kleine Frau hat Bärenkräfte und während sie meinen Bauch bearbeitet, habe ich kurzzeitig
ein panikartiges Gefühl der Organverschiebung.
Nach dem Peeling, das auf meinen Körper bleibt - also überall auf meinen Körper, in jede Richtung sozusagen und da wird mal gar nichts ausgelassen
(also körperteilmäßig) - werde ich mit einer braunen, klebrigen, schlammartigen Substanz eingerieben.
Das Ganze hat natürlich so seine Tücken. Zum einen ruft die nette Dame ständig: "Türn um!" - was, das finde ich schnell heraus - ein Sprachgemisch ist und bedeutet:
Turn (englisch) herum (deutsch).
Ich liege aber nun ja auf einer mittlerweile äußerst glitschigen Plane (Gott, bin ich froh, dass sich das der gestrige Masseur nicht ansehen muss!) und das Drehen fällt -
obwohl ich mir wirklich Mühe gebe - eher so seekuhmäßig aus.
In meinem Kopf spielen sich schon tumultartige Szenen ab und ich sehe mich von der glitschigen Liege rutschen und als erste und einzige Touristin nackt aus dem Massagesaal direkt ins Krankenhaus gebracht zu werden.
Dem nicht genug, werde ich nun komplett in die Folie eingewickelt und die Masseuse freut sich sichtlich und ruft: "Paket! Paket!", um dann ganz sympathisch zu kichern.
In dem Paket steigt nun die Temperatur. Ich liege nackt, mit Peeling und Schlamm auf jedem Körperteil in einer italienischen Therme in Folie eingewickelt und gänzlich hilflos auf einer Liege und weiß nicht, was mich noch alles erwartet.
Ah, es ist mein Gesicht, dem sich nun gewidmet wird. Auch mit Schlamm oder Vulkanzeugs, man weiß es nicht. Es riecht zumindest recht gut.
Ich kann mich nicht bewegen, auf meinen Augen liegen Schlammpads und auf mich stürzen italienische Instruktionen ein, die ich nicht verstehe.
Ich kann nichtmal mehr lächeln, weil um meinen Mund herum alles schlammverkrustet ist.
Ich lenke mich mit dem Gedanken daran ab, dass ich neulich las, manche Frauen würden sich in Frischhaltefolie einwickeln, um ihre Cellulite zu bekämpfen.
Meine Cellulite muss heftig sein, denn ich bin überall und damit meine ich überall mit Folie eingewickelt. Nach der Folieneinwicklung dürfte nichts mehr übrig sein, also von jeglicher Cellulite.
So ein bisschen hege ich die Befürchtung, dass das hier eine moderne Einbalsamierungsstätte ist. Neben der Liegen befinden sich auch lauter Abflüsse im Boden.
Ich nehme mir vor, weniger Thriller und mehr wertvolle Literatur zu lesen.
Ich kann nun also nicht sehen und ich kann mich nicht bewegen.
Ich höre aber, wie etwas über mich geschoben wird.
Dann geht alles sehr schnell.
Ich werde aus der Folie ausgedreht, falle mehrmals fast von der Liege und alsbald prasselt ein wohlig warmer Regenschauer von überall auf mich nieder.
Nun warte ich noch auf den Regenbogen, bin aber insgesamt ganz froh, wieder ausgewickelt dazuliegen.
Nach einer weiteren kurzen Massage werde ich eingecremt, erhalte ein Getränk und - aha - einen Apfel und freundliche (wie ich annehme) Abschiedsworte.
Mit samtweicher Haut spaziere ich hinaus. Nur die Cellulite bleibt unbeeindruckt.
"Paket! Paket!"
Sehr mutig, all das.
(Ein bisschen mehr Italienisch hätte ich mir aber schon vorgestellt, allein so speisekartenmäßig. Kommt ja vielleicht noch, ich bin noch am Nachlesen.)
vom 31.07.2021, 08.15
Oh, speisenkartenmäßig habe ich mich täglich bei "Caprese" eingefunden. :-)