Ausgewählter Beitrag
Kindergartenkinder
Es war wirklich eine tolle Idee, sich in den Elternrat des Kindergartens wählen zu lassen. Frei nach meinem Ehrenkodex, man darf nicht meckern, wenn man es selber nicht versucht besser zu machen.
Es war ebenfalls eine ganz tolle Idee vom Elternrat, dem ich ja nun also angehöre, am heutigen Nachmittag einen Back- und Basteltag für die Kindergartenkinder anzubieten.
In Eigenregie natürlich, wer will schon die Erzieherinnen unnötig und dazu noch in der Adventzeit belasten.
Also schrieben wir nette Briefe, luden ein und freuten uns, dass sich knapp 35 Kinder anmeldeten.
Ein wenig abgehetzt kam ich um 14 Uhr an, sechs Stunden doppelte Klassenführung mit erstem und zweiten Schuljahr hätten mich eigentlich bereits einstimmen müssen, aber niemand, wirklich niemand hatte mir gesagt, dass Kindergartenkinder so anders sind.
Ich meine, ich weiß, dass ich in einem ersten Schuljahr ca. zweiundzwanzig Mal singsangmäßig intonieren muss:
"Dieses Blatt gehört in die blaue Mappe!"
Aber ich wusste nicht, dass das NICHTS gegen die Dinge ist, die man im Kindergarten so erklären muss.
Gut, ich war nicht im Back- sondern im Basteltrupp. Überall umkippende Klebeflaschen, gefährlich spitze Scheren und Prickelnadeln machten die Lage brisant, aber am meisten "fertig" machte mich der stets und ständige F E R T I G Ruf.
Sicher kenne ich den von den Toilettengängen unserer Jüngsten, aber es ist ein Unterschied, ob ein Kind den Popo gesäubert zu haben wünscht oder 17 Kinder gleichzeitig den nächsten Bastelschritt erklärt und demonstriert haben möchten.
Da gab es Kinder, die riefen bereits "Fertig!" als sie sich nur das erste Blatt nahmen und noch nicht einen Schnitt vollführt hatten.
Sicher, sie waren im Recht, denn sie waren tatsächlich "fertig" mit dem Nehmen des Blattes.
Auch als die Schere ergattert wurde, waren sie damit "fertig" und so erscholl es aus irgendeinem Winkel immer lautstark: "FERTIG!"
Damit nicht genug, hieß dieses "fertig" aber auch gleichzeitig: Kümmere dich jetzt sofort um mich oder ich werfe mit Scheren, klebe die Tischdecke an die Fensterscheibe, bespucke meinen Nachbarn, pipiniere neben die Toilette und ähnliche Abstrusitäten.
Ich vergaß zum Beispiel auch zu erwähnen, dass die Nase des zu bastelnden Nikolauses im Gesicht des guten Mannes und nicht in dessen Zipfelmütze platziert werden sollte.
Den Bart kann man übrigens auch sehr gut als Bommel ankleben, oder kopfstehend. Der Phantasie sind da keinerlei beklemmenden Grenzen gesetzt.
Wattebäuschchen kleben immens gut, wenn man sie leicht anfeuchtet und dann gut sichtbare Stellen drückt.
Wahlweise bieten sich hier Fensterscheiben, Waschbecken, Popos, Tische, Stühle, Schränke oder auch schon mal Brillengläser an.
Der Vorteil war, die Zeit verging wie im Fluge. Hier Klebe entfernend, da Weihnachtsmänner richtend, fliegende Scheren auffangend, hin und her eilend, Prickelnadel aus Fingern entfernend, merkte ich kaum, dass es schon 16.30 Uhr wurde.
Meine Bewunderung mit allen Erzieherinnen sei mit ihnen.
Ich zumindest scheine tot.
*plummps*
Zu mehr, als ins Bett zu fallen bin ich heute mit Sicherheit nicht fähig.......
Wenn es nicht so oberköstlich geschildert wäre, tät ich sagen: harte Kost, härtestes Überlebenstraining!
Find ich klasse! Beides, das Erleben und das Versprachlichen!
Schöne Zeiten von
Ludovika
vom 16.12.2005, 21.50