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Küchenkauf
Eine Küche ist eine Küche und somit für mich nicht weiter wichtig. Obwohl ich für mein Leben gerne esse - man sieht es mir an - neige ich eher weniger dazu, zu kochen.
Im Grunde koche ich nur, weil meine Kinder ein Anrecht auf warme Mahlzeiten haben.
Dem komme ich nach, damit ich nicht gänzlich zur Rabenmutter werde.
Ansonsten ist die Küche ein sträflich vernachlässigter und missachteter Raum in unserer jetzigen Wohnung.
Im neuen Haus wird natürlich alles anders.
Die Küche wird ein Hingucker, ich koche weiterhin ungern, habe aber dann einen Tresen, an dem ich sitzen kann, um die jenigen zu beobachten, die kochen werden.
Diese jedoch müssen sich erst noch finden.
Ich hatte mir das so vorgestellt. Ich sitze, mehr oder weniger elegant, auf einem dieser lässigen Barhocker und genieße ein Glas Wein. Währenddessen führe ich eine gepflegte Konversation mit dem Gatten, der da an der Kochinsel vor mir kochen wird.
Der Gatte jedoch sagt: Dann kocht er nicht.
Er geht noch weiter und behauptet, meine unsachgemäßen Bemerkungen würden ihn irritieren.
Ich weiß nicht, welche Bemerkungen er meint, denn zum Kochen kann ich genau gar nichts sagen.
Aber vielleicht ist es ja genau das, was meine Bemerkungen unsachgemäß werden ließe.
Ich schweife ab, dabei wollte ich vom Küchenkauf berichten.
Im ersten Küchenstudio war ich begeistert. Das lag wahrscheinlich daran, dass es neu eröffnet wurde und Häppchen und Sekt gereicht wurden.
Der Verkäufer hätte mir höchstwahrscheinlich eine Eiche rustikal Küche andrehen können.
Glücklicherweise kam es nicht so weit.
Im zweiten Küchenstudio war ein Verkäufer, der mir mitteilte, ich hätte aber einen sehr subjektiven Geschmack.
Ich konnte ihn davon überzeugen, dass es ja rein subjektiv gesehen auch um meine Küche gehen würde und ich deshalb auch einen subjektiven Geschmack haben dürfte.
Wir kamen nicht zueinander, weil er mir so einen ollen Karusselschrank andrehen wollte, obwohl ich klar gemacht hatte, dass das in meiner Küche ein absolutes geht-gar-nicht-Element sei.
"Aber die sind doch so praktisch!"
Sicher, in anderen Küchen vielleicht, nicht in meiner.
Das dritte Studio musste der Gatte allein besuchen, da ich schon keine Lust mehr hatte.
Solche Entscheidungen muss man schnell treffen. Ich habe weder Lust noch Zeit, mich wochenlang mit Küchen auseinanderzusetzen.
Studio 3 verkauft wohl nicht gerne und meldete sich nie mehr bei uns......
Rein zufällig landeten wir dann in einem wunderbarn Küchenstudio mit einem Berater, der wirklich beriet.
So wurde denn aus meinem Vorsatz: Ja keine grifflose Küche meine Überzeugung:
Oh, wie prima, wir nehmen eine grifflose Küche.
Endlich mal jemand, der sein Handwerk verstand.
Ich überließ der Wahl der Elektrogeräte dem Gatten und bestand lediglich auf eine wunderbare, da optisch nette Keramikspüle mit so einem firlefanzigen Ausziehwasserhahnduschteil.
Braucht kein Mensch, macht aber eine Menge her.
Wenn ich ehrlich bin ging es mir nur um die Kochinsel, die Theke daran und die Barhocker.
Und die bekommen wir nun.
Die Küche wird also ein wahrer Hingucker und wer mag, darf auch darin kochen.
Ich buche schon jetzt einen Dauerplatz auf einem der Hocker.
Vielleicht wäre ich sogar bereit, nichts zu sagen, um den Koch nicht mit meinen unqualifizierten Bemerkungen unnötig abzulenken.
Das kostet dann aber mehr als ein Gläschen Wein....