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Reibung ist alles
Ich bin ja eine Strom und Elektrizitäts Unexpertin. Da ich aber zu einer Expertin werden möchte, besuchte ich heute eine wunderbare ganztägige Fortbildung zu diesem Themenbereich.
Von Anfang an stellte sich mir die Frage, warum noch nie jemand auf die Idee gekommen ist, Fortbildungen im Primarbereich als Reality Soap aufzuzeichnen?
Ich könnte mir vorstellen, dass es durchaus etwas Amüsantens hat, wenn 20 erwachsene und gestandene Personen wie wild und halbirre einen aufgeblasenen Luftballon an ihrem T-Shirt- oder Blusenbauch schubbeln und reiben und reiben und reiben......
Denn Reibung ist, so weiß ich jetzt, einfach alles.
(Zumindest was den Strom betrifft!)
Glücklicherweise hatte meine Sitznachbarin so ein Kunststofffasernshirt an, ich mit meiner herrkömmlichen Baumwolle am Leibe konnte bei der Reibungsaktion nicht wirklich mithalten, mein Ballon brachte sozusagen Null Effekt.
Nicht so der meiner Nachbarin. Haare standen zu Berge, Alustreifen flogen wie magisch angezogen vom Tisch auf und jedes noch so kleine Phänomen entlockte uns lautstarke Freudenrufe.
Probleme ergaben sich erst, als der Alustreifen, locker über den Rand einer Metalldose gelegt sozusagen von rückwärts zum Abstehen gebracht werden sollte.
Nach vielen Mühen und arg dollen Reibungen resümierte meine Nachbarin:
"Von hinten geht nicht!"
Was nicht nur den männlichen Kollegen ein Schmunzeln entlockte.
Immerhin war ich nach kurzer Zeit in der Lage zwei Glühbirnen mittels einer Batterie zum hellen Leuchten zu bringen und meine drei gebastelten, provisorischen Schalter konnten a) je eine Lampe ausschalten und b) beide gleichzeitig ausschalten.
Dies macht mich doch sicher zur Superexpertin.
Leider musste ich mir anschließend die Blöße geben, nicht zu wissen was ein heißer Draht ist.
Den nämlich musste jeder noch basteln und nachdem ich verstanden hatte, dass es so ein Drahtdingens ist, bei dem man mit einer Drahtschlaufe versucht über einen anderen Draht zu gehen ohne dass ein Lämpchen leuchtet, machte ich mich frohgemut ans Werk.
Es erheiterte meine Mitrunde doch sehr, als ich nicht bemerkte, dass ich längst einen funktionierenden heißen Draht hatte, aber hier und da noch gänzlich überflüssige Kabel verlegte.
Man nennt dies, selbstverständlich, entdeckendes Lernen.
;-)
Meinem Bauch allerdings hat es auch ganz gut getan, mal minutenlang von einem Ballon geschubbelt zu werden.
Alles in allem eine gelungene Fortbildung mit hohem Unterhaltungswert.
Immerhin weiß ich nun auch, warum die Vögel nicht tot von der Stromleitung fallen, sondern munter darauf sitzen und pfeifen können.
Und die Sache mit der Erdung habe ich nun auch verstanden.
Nicht, dass die Gefahr bestanden hätte, dass ich mich an ein Starkstromkabel hänge und die Füße auf den Boden stelle.......
Aber bei uns sind die Strommasten ja eh Eicheltürme.