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Selbstbild

Ich bin froh, kein kleiner, italienischer Masseur zu sein.
Nein, ich sollte es - um Missverständnissen vorzubeugen - einschränken auf:
Ich bin froh, gestern kein Masseur hier vor Ort gewesen zu sein.
Um genau zu sein: Mein Masseur.

Höchstwahrscheinlich haben die Kollegen alle gewürfelt - so stell ich mir
das vor - oder Streichhölzer gezogen.
Und er hat verloren, irgendwie.....


Neben dem seelischen Wohlergehen und meiner Reise zu und mit mir selbst,
dachte ich, auch mein Körper hat Zuwendung verdient und zwar Zuwendung in Form einer Massage.
Nun gibt es ja hier diese wundervolle Therme und als kurzentschlossene Schnellbestellerin klickte ich mich
am Handy durch das Angebot und buchte eine 50 minütige Massage.

Nun stehe ich also hier in diesem feudalen Ambiente. Neben mir warten drei aparte, schlanke Schönheiten auf ihre
Massage.
Ihre braungebrannten, wohlgeformten Beine ragen unter kurzen, kostspielig aussehenden Röcken hervor, das Oberteil - natürlich bauchfrei - 
betont die Kurven an den richtigen Stellen.
Die acht Zentimeter Stiletos betonen die meterlangen Beine.

Daneben nun also ich.
Miamoden Jeans in smarter 46er Größe, bequeme Rieker Latschen (im aktuellen Hippie Look) an den Füßen und oberteilmäßig so eher sackförmig unterwegs.
Anders als bei den drei jungen Damen, deren langes Haar geschmeidig und sanft gewellt den Rücken hinabfließt, trage ich den eher unbekannten Staubsaugerföhn-
Strubbellook. Wofür, das muss ich anmerken ich - anders als bei den anderen Attributen - nicht verantwortlich gemacht werden kann, weil niemand mit einem solchen 
italienischen Föhndesaster rechnen konnte.

Sie würfelten. Die Jungs, also die Masseure, um nicht despertierlich zu sein und "meiner" zog wohl den Kürzeren.
Davon merkt man dem jungen, sehr freundlichen Mann jedoch nichts an.
Er nimmt mich mit und redet unentwegt sehr nett auf mich ein.
Ich nicke währenddessen verständnisvoll mit dem Kopf, so als verstünde ich, was er sagt.
Mein italienischer Wortschatz ist nach wie vor, trotz täglicher Lernerfolge, eher gering und doch eher - wie sollte es anders sein - speisen- und getränkemäßig
ausgelegt.
Nun redet der junge Mann und ich könnte ihm auch stundenlang zuhören, das Italienische hört sich recht poetisch an, aber mir wird auf immer verborgen bleiben, ob er
mir die anstehende Anwendung erklärt oder einfach nur im freundlichen Tonfall sein Lospech bedauert.

Mit Händen und Füßen können wir uns einigen, wie ich zu liegen komme und während ich nun so daliege, 
bedauere ich den guten Mann, dass er nun ausgerechnet meine Körpermassen
massieren muss.
Es macht sich eine minikleine Anspannung in mir breit (wie passend) und erst nachdem ich mir selbst nachdrücklich weismache, dass es schließlich sein Job ist und es auch in meinem Job Situationen gibt, die ich mir so nicht aussuchen würde - wer wird schon gern mit Regenschirmen verprügelt? - kann ich mich entspannen und die Massage genießen.

Und er macht seine Sache ausgezeichnet. Wenn ich die Bewusstseinsebene erreiche, die zwischen Wachen und Schlafen liegt, die alles fühlen, aber nichts mehr denken lässt, dann bin ich entspannt. Wirklich entspannt.
Und die drei aparten Schönheiten in weiter Ferne.

Auch nach der Massage erfahre ich allerhand auf Italienisch und lächle - noch ganz verzückt von der Massage - den jungen Mann freundlich an.
Das muss irgendein Hinweis für ihn gewesen sein, denn ich erhalte zum Abschluss einen Apfel.
Einen Apfel!

Ich denke, da ist nonverbal etwas schiefgegangen.



augenBloglich 26.07.2021, 16.38

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