Es muss ein fremder Geist aus mir gesprochen haben, als ich neulich - sehr spontan - unsere Großfamilie zum adventlichen Essen einlud.
Schon als die dubiosen Worte meinen Mund verließen, brach der Angstschweiß aus, denn Kochen + ich, das ist eine sehr einfache Gleichung, die stets und immer im CHAOS mündet.
Selbstverständlich hätte ich mir liebend gerne in den Allerwertesten getreten, als diese spontane Einladung so aus mir herausquoll, mangels Bewegungsfähigkeit gelang mir dies - nun ja - leider nicht.
Heute ist nun also Tag X.
Nicht, dass ich mich mit einem popeligen Auflauf begnüge, nein, um das Chaos zu perfektionieren habe ich ja, man lese und staune, zum GANS Essen eingeladen.
Gans.
Mein Verhältnis zu diesen possierlichen Tieren war bislang ungetrübt. Noch hatte ja auch keine meinen Ofen von innen gesehen.
Nicht, dass ich irgendeine Ahnung habe, wie man so ein Tierchen zubereitet.
Glücklicherweise besitze ich einen Haufen ungelesener Kochbücher und so fand sich rasch ein nettes Rezeptchen: Gans mit Biersoße.
Das nächste Problemchen, das sich nun auftat war, wie viel GANS braucht denn so ein Familienauflauf (ha, welch neckisches Wortspiel!)?
Also ich hätte da jetzt mal eine 3,5 Kilo Gans und vier Ganskeulen (oder wie die Teile heißen).
Sollte das zu wenig sein, kann ich es nicht ändern, denn mein Backofen ist definitv VOLL.
Selbstverständlich gibt es nicht nur Gans, nein, wenn ich einlade, dann natürlich richtig.
Vorweg werde ich einen Wintersalat kredenzen (das ist der einzige Menuepunkt, der mir keine Sorgen macht).
Dann gibt es natürlich Knödel zur Gans, Bratäpfel, Rosenkohl und Rotkohl.
Auch hier wähle ich die komplizierte Variante, wenn schon blamieren, dann auf ganzer Linie, und bereite den Rotkohl mit karamelisierten Walnüssen zu.
Jawohl.
Maronen lass ich weg. Die sind eklig und übersteigern mein nicht vorhandenes Kochtalent um ein Vielfaches.
Ach ja, das Desert. Neeee, neee, kein plumper Anrührpudding aus der Tüte.
Oh nein.
Es gibt ein Mokka Parfait.
[Ich kann das Wort zwar nichtmals ausprechen, aber egal, das Zeug gefriert gerade - HOFFENTLICH - im Eisschrank.]
Dazu lecker Weinchen und so und ein bisschen Geplauder.
Das Problem an der Sache ist nur, dieses ständige Gespüle. Auf rätselhafte Art und Weise entschwinden während des Kochvorgangs irgendwie immer sämtliche Besteckteile, Teller und Töpfe aus allen Schränken und Laden.
Meist findet sich hier ein tropfender Löffel und dort ein dreckiger Topf an den umnöglichsten Stellen wieder und - ehrlich - es ist mir schleierhaft wie die Teile dorthin kommen.
Da nehme ich zum Beispiel Löffel 1 und rühre in irgendwas herum. [Man muss ja ständig in irgendwas rühren, beim Kochen, oder?]
Währenddessen, das ist das sehr Heimtückische am Kochen, kocht mit Sicherheit etwas über, brennt an oder verdirbt auf sonstige mysteriöse Weise.
Schnell muss man da doch Löffel Löffel sein lassen, ihn tropfender Weise irgendwie und möglichst schnell loswerden, nur um anderen Schaden zu beheben.
Kaum kümmere ich mich um den besagten weiteren Schaden, muss aber mit großer Sicherheit schon wieder irgendwo gerührt werden.
Selbstverständlich konnte ich mich während der Schadensbehebung nicht um so lapidare Dinge, wie dem Merken des Ablegen des Kochlöffels oder so (?) HÄ? kümmern.
Ein neuer Löffel muss her.
Spielt man das ganze zwanzigmal durch hat man keinen sauberen Löffel mehr.
Das ist ärgerlich, da wie gesagt, ja stets und ständig und überhaupt etwas gerührt werden muss.
Ich meine, ich komme ja nichtmals zum Trinken. Biolek süppelt sich ja beim Kochen immer nett sein Weinchen. Ich hingegen schütte mir etwas ein - ANTIALKOHOLISCH, nur, um ja den Überblick zu wahren - und kann mir sicher sein, das Glas nie wieder zu finden, da tausende von Deckeln, Töpfen, Brettchen etc. die Küche in ein Sperrgebiet verwandelt haben.
Und dann die Sache mit den Heißwerden, Heißbleiben, Heißsein.
Ich weiß schon jetzt, sollte die Gans pünktlich um 18 Uhr heute Abend heiß und gar und nicht verbrannt sein, so wird der Rotkohl schon wieder kalt, der Rosenkohl erst gar nicht heiß, die Bratäpfel verbrutschelt, die Klöße nur halbgar und ich am Ende sein.
Aber schön, diese Einladung ausgesprochen zu haben.
Ich freue mich, nein wirklich.
Nur die arme Gans, die tut mir ein klitzeklein wenig leid.