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Blogeinträge (themensortiert)

Thema: körperlich

Mehr so hängend jetzt....

Es ist halb sechs, sonntags morgens. Ich bin endlich einmal ausgeschlafen, zudem gut gelaunt und voller Elan. Frisch und munter - so mein irrtümlicher Eindruck - hüpfe ich aus dem Bett und ins Bad.
Natürlich gehe ich davon aus, man sieht mir die strahlend gute Laune an und ich bin etwas erbost, als mein Spiegelbild mir mit hängenden Mundwinkeln entgegenstarrt.

Ich schaue besser noch einmal in den Spiegel, allein das Bild ändert sich nicht.
Die Mundwinkel hängen, die Wangen machen es ihnen nach nur mit dem kleinen Unterschied, dass sie auch noch schwabbeln. ...weiterlesen

augenBloglich 29.01.2017, 13.01 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

zauberbunt & knisterlaut

Den Versuch, anderen Menschen erklären zu wollen, was in meinem Kopf geschieht, habe ich längst aufgegeben. Gerate ich - meist durch Zufälle - auf das Thema Synästhesie, beschreibe ich gar nicht erst, welch Gedankendurcheinander in meinem Kopf herrscht, da ich zu oft Menschen gegenübersaß, denen ich ansah, dass sie mich - na, im besten Falle - für seltsam hielten.

An guten Tagen ist mein Kopf ein eigenes, wunderbares Naherholungsgebiet und die Farbenfülle lässt mich gedanklich gleichsam wie durch eine üppige Blumenwiese laufen.
An schlechten Tagen verlier ich mich im Farbendurcheinander und das Spektrum all der Töne macht mich wahnsinnig.

Was zum einen eine Fähigkeit ist, die hilfreich sein kann, um sich rasch und schnell zu strukturieren, sich an Begebenheiten, Dinge, Zahlen und Fakten zu erinnern, kann zum anderen auch viele Stolperfallen bilden und das Orientieren im Farben-, Formen- und Geräuschewust ermüdet und erschwert das Fokussieren.

Zu viel muss an schlechten Tagen herausgefiltert werden, die Sinnes- und somit Reizüberflutung strengt mich an.
Ich strenge mich an.
Nicht im Sinne von: Ich gebe mein Bestes! Nein, es ist eher so, dass mein Kopf, meine Gedanken, meine Sinne mich anstrengen.
Ich bin mir selbst zu anstrengend.
An diesen Tagen möchte ich meine Gedanken nicht in Farben sehen, sortiert haben, erblühen und glänzen. Ich möchte keine weiteren Töne in meinem Kopf hören, weil die Umwelt mir schon genug zu lauschen gibt und ich es müde bin, blitzschnell aussortieren zu müssen, was relevant ist und was überflüssiger
Ballast, den mein Kopf mir ungefragt zumutet.

Andererseits bietet mein Kopf mir durch die Sinnesüberschneidungen viele wunderbare Momente und Erlebnisse - nur, sie mit anderen zu teilen ist schwierig - da nicht jeder Mensch in Farben denkt und fühlt.

Ich schrieb an anderer Stelle bereits, dass die häufigste Reaktion in Gesprächen die Frage nach der Farbe des eigenen Namens ist.
Origineller wurde es bislang nie.
"Echt? Kannst du meinen Namen auch in einer Farbe sehen? In welcher?", möchten ganz viele Menschen wissen und meist erfülle ich ihnen den Gefallen und antworte.
Auch, wenn ich mir dabei wie ein geblümtes Zirkuspferd vorkomme.

Bislang hat es mich nie gestört, eine synästhetische Veranlagung zu haben. Es war halt so. Ich musste erst dreißig Jahre alt werden, ehe mir bewusst wurde, dass nicht jeder Wörter in Farben und Klängen sieht und hört.
Ich kannte es nicht anders und es störte mich nicht.

Erst mit zunehmenden Alter wurde es mir hin und wieder beschwerlich. Mein Kopf erscheint mir zu voll, ich möchte sie raushaben aus mir, all die Farben und Klänge, weil ich den Eindruck habe, nicht mehr zur Ruhe zu kommen.

Ich bin mir zu viel.

Obwohl Farben etwas unglaublich Zauberhaftes sind und Töne wunderbar sein können, macht die Mischung und Überschneidung das Leben hin und wieder einfach auch anstrengend.
Und manchmal merke ich an den Reaktionen anderer Menschen, dass sie nicht nachvollziehen können, wie ich mit Erlebnissen umgehe oder in bestimmten Situationen reagiere.

Es ist als dächte man jeden Gedanken dreifach. In 3D oder 4D. So regnet es im Kopf, während die Kirchenglocken läuten, mir jemand in den Arm kneift und ich in tiefes Gedankenblau stürze.

OHNE, dass ich Einfluss darauf habe, es geschieht einfach so, immerzu, mit jedem Gedanken, jedem Wort, jedem Eindruck,

Früher - wie das klingt, als gäbe es ein anderes Leben vor diesem, meinem jetzigen - habe ich den Rausch der Farben genossen. Alles war immerzu zauberbunt und knisterlaut, aufregend, bereichernd, erfüllend, belebend. Eben berauschend.
Ein Gedicht zu lesen oder es auswendig zu lernen war ein Genuss, verbunden mit all der Farben- und Klängepracht.

Heute habe ich manchmal den Eindruck, dass die Kraft der Worte verloren geht, wenn ich die Farben und Klänge zu sehr wahrnehme. Und dann ärgere ich mich über diese pessimistische Einstellung und wünsche mir das halbvolle Glas zurück, das im Grunde noch nicht halb leer getrunken ist.

Positive Gefühle werden dreifach beglückend wahrgenommen - das ist ein Geschenk. Führt  jedoch häufig dazu, dass ich in freudigen Situationen auf andere Menschen eher übertrieben wirke.
Negative Gefühle ziehen mich aber auch direkt drei- oder vierfach herunter und das Aufstehen ist auch ein wenig mühsamer.

Oder anders: Es kommt mir so vor.

Schon oft habe ich versucht, in Worte zu fassen, was da eigentlich los ist, in meinem Kopf, aber es gelingt mir nur unzureichend, weil die Gedanken sich nicht in diese farblosen Worte fassen lassen.

Nachts stiefele ich durch meine bunten Gedankenwelten und selbst in den schlaflosesten Nächten wird es mir nicht langweilig.
Und ganz oft denke ich dann, dass dies die einzige Welt ist, die ich für mich alleine habe.
In die noch nie jemand mit mir gekommen ist.

Meine zauberbunte Alleinwelt.

Nun einmal hier herausgeholt, aber direkt wieder in mir verschlossen.
Eben einfach Alltag.
Meine kleine Alltagswelt.

Ich nehme an, so eine hat jeder, irgendwie....

augenBloglich 19.04.2016, 16.47 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Blogpause....

.... da krank.

augenBloglich 15.02.2015, 08.26 | (14/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Rechtfertigungszwang

Man bekommt auf eine sehr einfache Art und Weise Schwung und Gesprächsstoff ins Team, wenn man ein Team T-Shirt gestaltet und in fünf Größen zur Auswahl auf den Tisch legt.
Nun muss ich dazu sagen, unser Team hat eigentlich ausreichend Schwung und Gesprächsstoff, aber heute war es besonders amüsant.

Die fünf Größen wurden ausgiebigst begutachtet, anprobiert und aussortiert.
Und dann geschah es.

Nahezu alle hatten das Bedürfnis zu erklären, warum sie das T-Shirt nun in dieser und keiner anderen Größe bestellen, obwohl sie eigentlich eine kleinere Größe tragen.
Gut, ich war jetzt mit meinem 3XXL oder was außen  vor, größer ging nicht, aber der Rechtfertigungszwang war enorm.

Es muss sich, so waren wir uns einig, um spanische Größen gehandelt haben, anders lässt sich nicht erklären, warum man nur in größere als sonstige Größen passen würde.

Als der einzige Herr in der Runde eine kleinere Größe als manch eine Kolleginn wählte, wurde er nahezu genötigt, die größere Größe zu wählen, denn, so waren wir uns einig: Die Teile laufen ja auch noch ein.

Dies wiederrum bedeutet, ich werde das Shirt nicht waschen können, denn sonst sitze ich darin wie eine Wurst in der Pelle. Natürlich ebenfalls nur, weil es sich - siehe oben - um spanische Größen handelt.

Lustig war auch, wo und wie die einst sorgsam gefalteten T-Shirts landeten.
Also ganz ursprünglich lagen sie ja mal auf dem Tisch, ordentlich auf dem Tisch.
Daneben, wie es sich für Grundschullehrerinnen gehört, eine bunt bebilderte Liste (nein, nicht laminiert, man musste sich ja noch darauf eintragen) in die man nun die gewünschte Größe eintragen konnte.

Die Liste lag später nach wie vor auf dem Tisch, die T-Shirt hingegen waren überall verteilt.
Ich muss noch überlegen, wie ich den Eintrag "nur T-Shirt" unter Größe deuten soll.
:-)

Überall jedoch fanden sich kleinere Diskussionsgruppen ein, die darüber debattierten, dass die T-Shirts wirklich klein ausfallen.
Natürlich.
Als ob ich sonst 3XXl trage.

augenBloglich 12.01.2015, 17.36 | (2/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Falsche Antwort

Immer wieder erlebt man doch diese wirklich unschönen Momente, in denen andere Menschen sich einfach nicht an das eigene - zuvor gedanklich erschaffene - Script halten und anders antworten, als erwartet.
Da wäre zum Beispiel die gestrige Situation beim Physiotherapeuten meines Vertrauens.
Ich liege also mit schmerzverzerrtem Gesicht auf so einer Pritsche und lasse mich an äußerst schmerzhaften Stellen derart bedrücken, dass ich kaum sprechen kann.

Schweigen ist ja - für mich jetzt - in den seltensten Fällen eine akzeptable Alternative - also presse ich zwischen meinen zusammengespressten Zähnen hervor:

"Meine Schulter ist wohl total hinüber, was?"

Wie in meinem Gedankenscript vorgesehen und somit erwartet, wird mir brav mit "Ja, kann man so sagen!" geantwortet.
Schon sitz ich in der Falle und gehe davon aus, wir spielen mein Script nun weiter durch.

Als ich mich ächzend zur Seite drehe, um wieder an die Stromprömmel geklemmt zu werden, frage ich deshalb einfach mal direkt nach:

"Würde es meiner Schulter heute besser gehen, wenn ich in den letzten 20 Jahren Sport getrieben hätte?"

So. Es liegt doch auf der Hand, dass ich hier ein klares und signifikantes "Nein!" hätte hören wollen.
So sah es mein Script vor, ich hätte mich entspannt und ohne Gewissensbisse bestromen lassen können und wäre glücklich gewesen.

Nun ist der Physiotherapeut meines Vertrauens ja ein Mann.
Vielleicht verstehen Männer einfach diese Frauenscripte nicht - oder wollen sie nicht verstehen.
Oder aber, besagter gestriger Mensch dachte, er wird von der Krankenkasse auch für Ehrlichkeit bezahlt - was für ein Unsinn!

Es kam, wie es nie hätte kommen sollen und seine Antwort lautete:

"Ja, mit regelmäßigem Sport hätte man das Ausmaß minimieren können bzw. wäre die Schulter heute noch taufrisch und in Ordnung!"

Totalabweichung vom Script. Unabgesprochen. Geht gar nicht.
Auf meine entnervte Antwort:

"Na, toll!"

versucht der Gute noch schnell die Kurve zu kriegen und beschwichtigt mit:

"Aber das kriegen wir wieder hin! Ich weiß auch schon wie!"

Ja, da bitte ich doch drum. Es hätte mich auch arg irritiert, wenn dem nicht so wäre.

Bliebe die Sache mit dem Sport.
So stand das nicht im Script und so ist das ja auch nicht hinnehmbar.

Praktisch führt einen diese schonungslose Ehrlichkeit ja in eine teifergehende Schulterdepression. DAS hätte doch ein guter Physiotherapeut erahnen müssen.
So. Jetzt steh ich da und bin selbst Schuld.
An der Schultersache jetzt zumindest.

Jetzt kann ich bei dem Stromimpulsen nicht entspannen, weil ich ja damit beschäftigt bin, mir Vorwürfe zu machen.
Andererseits war ich in meiner Jugend sportlich aktiv.
Ich meine ja, das kann man mitzählen.
Sozusagen stimmt es dann ja gar nicht, dass ich nie gesportelt habe.

Sicher, das mit den 20 Jahren ist jetzt so ein Problem, die Jugend liegt doch ein wenig weiter zurück, aber man muss ja auch nicht so pingelig sein.

Immerhin habe ich irgendwann einmal Sport getrieben und ich kann schließlich nichts dafür, dass meine Schulter sich nicht daran erinnert.
Ist ja ihr Problem.

Mann, hätte der Mensch nicht einfach meinem Script folgen können, dann müsste ich jetzt nicht hier liegen und mir meine Schuldgefühle wegdebattieren.

Außerdem, was soll das bedeuten, die Schulter wäre gesund, bei regelmäßigem Sport. Weiß ich, ob ich dann vielleicht Knie oder Hüfte oder Brüche, Bänderdehnungen, Bänderrisse, Platzwunden (okay, käme jetzt auf die Sportart an) oder Haarausfall bekommen hätte?

Ich werde mein Script mal modifizieren und beim nächsten Termin einen anderen Ansatz wagen.
Irgendwie krieg ich den Menschen noch dahin, mir zuzugestehen, dass Sport doch nicht das Wahre ist.
Also für mich jetzt.

augenBloglich 10.01.2015, 07.07 | (2/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Strom gestoßen

Warum hat mir das niemand gesagt?


Man muss einfach nur so Saugdinger an Oberarm und Schulter befestigen, ein paar Stromstöße dadurch jagen und schon sind meine Schmerzen nahezu verschwunden und ich kann meinen linken Arm heben, senken, nach vorne und hinten biegen, hochreißen, mir die Jacke anziehen, mich schmerzfrei im Auto anschnallen und mich überhaupt bewegen wie eine junge Göttin.


(Wir sprechen jetzt nur vom Bewegungsablauf, nicht vom Erscheinungsbild.)


Da quäle ich mich wochenlang durch sämtliche Deuserbänderübungen, hänge an Sprossenwänden (das Wort war mir neulich wohl kurzzeitig entfallen, als ich von Lattenrosten sprach), sitze kreuz und quer auf diesen Foltergeräten und dabei ist es doch so einfach:


Saugnapf angeprömmelt, Strom ab und zehn Minuten Dauerkribbeln.


Anschließend ist meine Schulter praktisch wie neugeboren.


Das nächste Mal lass ich mich direkt ganzkörperverkabeln und stromstoßen.

Ich lass einfach die Sache mit der Bewegung weg, leg mich da schick auf die Pritsche, Prömmel ran an Körper und los geht es.


Nur die Sache mit der Dosierung macht mir ein paar Sorgen.

Wenn da plötzlich mal zu viel Strom rausschießt, dann hab ich ein Problem.


Ich möcht ja auch nicht unter Dauerstrom stehen, das wäre mir zu anstrengend. Dann stehen auch noch womöglich die Haare ab, wie nach so einem Zusammenprall mit einem Luftballon oder das Herz zickt herum, weil es nicht stromgestoßen werden will.


Es müsste praktisch nur das Doppelkinn weggestromstoßt werden, die Schulter schmerzfrei geströmelt werden, vielleicht noch die Cellulite an den Beinen ein wenig durchgeschockelt und  wenn wir gerade dabei sind, den Bauchrollen bekämen so Stromstöße auch sicher gut.


Jetzt habe ich nur den Eindruck, dass meine Ideen beim Physiotherapeuten meiner Wahl nicht unbedingt so gut ankommen werden.


Ich finde aber, zumindest die Sache mit dem Doppelkinn wäre einen Versuch wert!

augenBloglich 07.01.2015, 16.40 | (4/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Krankengymnastik

Missmutig fahre ich zum Physiotherapeuten meines Vertrauens.
Die sportlich anmutende Kleidung täuscht.
In ihr steckt kein sportlich dynamischer, sondern eher ein lustloser und absolut unsportlicher Körper.

Aus diesem Grunde wabert die ultimative Sporthose auch um mich herum. Mein Körper weiß, was ihn erwartet und stößt die Kleidung förmlich ab.

An der Ampel schaue ich auf ein Werbeplakat.
"Lächle und der Tag lächelt zurück"

Na toll.
Was ist das denn für ein dämliches Plakat bitte?
Freitag morgen, kurz nach sieben Uhr und ich kann die Krankengymnastik anlächeln wie ich will.
Da lächelt rein gar nichts zurück.

Millionen von Menschen schlafen jetzt noch.
Na gut, vielleicht nicht Millionen, denn es ist schließlich werktags, aber sagen wir mal Hunderttausende.
Und ich sitze hier im kalten Auto, in abstoßender Sportkleidung und muss mich gleich bewegen.
Man stelle sich das vor.

So viele Autos wie hier herumfahren, schlafen eventuell doch nur noch ein paar Tausende Menschen.
Zieht man noch die Hundigassigeher ab bleiben womöglich nur Hunderte übrig.
Ja, schon okay, aber zwei bis drei Menschen schlafen jetzt noch und ich könnte einer von ihnen sein, wenn ich nicht meine Intelligenzbestie von Schweinehund gestern in die Flucht geschlagen hätte.

Das hat man nun davon.
Eine wahre Heldentat, die sich nun rächt.

Ein Blick in den Rückspiegel zeigt mir merkelsche Mundwinkelverhältnisse.
Das möcht ich nicht.
Schnell tackere ich mir ein Lächeln fest.
Um Himmelswillen, nur ja nicht nach unten ziehende Mundwinkel alá Merkel forcieren.

Ich lächle also.
Bislang hat noch nichts und niemand zurückgelächelt, aber gut, das kann ja noch kommen.

Kurze Zeit später hänge ich in den Seilen.
Um genau zu sein, in irgendwelchen Deuserbändern.

Mit weit von mir gestreckten Armen hänge ich also an diesem Lattengerüst in den besagten Bändern und gebe Kate Winslet auf der Titanic.
Mit ein wenig Phantasie könnten die Foltergeräte um mich herum der Ozean, die kleinen Hanteln hier vorne die Gischt sein.

"Ich bin der König der Welt", rief einst DiCaprio und ich bin versucht, es ihm nachzumachen, möchte aber die trainierenden Mitmenschen um mich herum nicht zu arg irritieren.

So häng ich da und mein linker Arm wird vermutlich in wenigen Minuten abfallen.

"Nicht in den Schmerz hinein!", erklärt der freundliche Physiotherapeut meines Vertrauens, der mir sehr Leid tut.
(Wer möchte schon gerne freitags morgens seine Schicht mit mir merkelmundwinkelverzogenem, mürrischen Menschen beginnen müssen?)

Und was bitte soll das heißen: "Nicht in den Schmerz hinein!"?
Ich bin praktisch ein Ganzkörperschmerz, seit meine linke Schulter die Weltherrschaft über meinen Körper übernommen hat.

Aber brav wie ich bin, häng ich mich weiter in die Seile und stöhne nur minimal.

"Tut es sehr weh?", werde ich gefragt und wäre ich bei Atem würde ich gerne durch meine Zähne zischen:

"Nein, überhaupt nicht, ich schwebe wie auf Wolken!"

Aber so gebe ich nur ein undefinierbares Ächzen von mir, das wohl als "Geht schon!" bei meinem Gegenüber ankommt.

Wieso fließt eigentlich nie Schweiß, wenn man ihn mal braucht?

Immerhin treibe ich hier schweißtreibenden Sport, mein Arm fällt gleich ab, mein angetackertes Lächeln liegt in den letzten Zügen und nebenbei höre ich mir noch Geschichten aus dem Leben eines Physiotherapeuten an.
Der wiederrum ist wahrscheinlich recht verzweifelt, da ich mir auch nach zehn Durchgängen diverse Übungen nicht merken kann, rechts und links verwechsle, mich verzähle und sogar falsch herum auf so ein Foltergerät setze.

Ja, was weiß denn ich? Mal ist es eine RÜCKENlehne an diesen Teilen, mal soll ich meine BAUCHwülste daran quetschen.

Ich quetsche also und stemme Gewichte, ich drücke, ziehe und hebe und schwinge. Das Schwingen soll hier nicht unterschlagen werden.
Von quer gegenüber schreit eine ältere Dame:

"Brust raus, Mädchen, Brust raus!"

In Ermangelung anderer weiblicher Wesen im Raum muss ich annehmen, dass sie mich mit "Mädchen" meint.
Ich tackere schnell mein Lächeln wieder an und zwinkere ihr zu, obwohl ich viel lieber schreien würde:

"Brust raus?"
Was denn noch alles? Rücken gerade, schwingen, pendeln, stemmen, heben, ziehen und das alles nicht in den Schmerz hinein, aber auch nicht hinaus, dreimal zehnmal und immer schön darauf achten, dass Frau Merkel sich nicht in die Mundwinkel schleicht.
Als bliebe da noch Zeit oder auch nur ein Gedanke für die Brust.
Soll sie hängen und bleiben wo sie ist. Die Brust jetzt.
Ich bin schon mit dem Ein- und Ausatmen überfordert, was ich ja auch nicht vernachlässigen soll.


Neben mir sitzt irgendso ein durchtrainierter Sportler und schaut interessiert meinen verweifelt anmutenden Versuchen zu, meiner Schulter Herr zu werden.
Vernutlich verwechselt er mich mit einer Realsatire aus dem TV.

Natürlich stolpere ich über meine Füße und dem Sportler nahezu sonstwo hin, als es ein Gerät weitergeht. Nicht, dass das noch viel ausmachen würde, denn ich bin vorrangig damit beschäftig, meinen linken Arm festzuhalten und ihm klarzumachen, dass er jetzt bitteschön an Ort und Stelle zu bleiben hat.
Meine Körperteile sind sehr autark und meinen  immer häufiger, sie könnten machen, was sie wollen.

Mittlerweile schwinge ich Hanteln was die Sauerstoffversorgung meiner Schulter ankurbeln soll - oder so.
Mir würde es ja  reichen, den Sauerstoff einzuatmen, aber ich werde hier generell nicht gefragt.

Ich persönlich bin ja der Meinung, es gibt Menschen, die wurden für den Sport geschaffen und andere eben nicht.
Gerne reihe ich mich in die "eben-nicht-Fraktion" ein.

Ein  letztes Mal darf ich die Kate geben, nur leider zeigt sich DiCaprio wieder nicht.
Dafür fällt eine Latte aus dem Gerüst und poltert neben mir zu Boden.

"Für heute reicht es!", werde ich erlöst und der Physiotherapeut beginnt, das Lattenteil wieder zusammenzubauen.
Ich gehe davon aus, er ist mindestens so froh wie ich, als ich fluchtartig das Therapiezentrum verlasse.

Nun muss ich mich auch nicht mehr um die merkelschen Mundwinkel kümmern. Ich lächle.
Und zwar von ganz alleine.
Der Tag kann kommen und wird, das weiß ich, wunderbar!

augenBloglich 02.01.2015, 08.44 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Raus damit!

Ich war am Freitag geduldig und auch Samstag hielt meine Geduld noch an.
Als ich Samstag Abend die Hörgeräte abnahm, überkam mich ein Gefühl der totalen Erleichterung.
Ich genoss das nicht mehr Rauschen, das nicht mehr Knistern, das nicht mehr Pfeifen.
Meine 40% Welt war wesentlich angenehmer als alles, was diese Geräte mir da antaten.

Offensichtlich hat mich die erste Woche verwöhnt.
Nichts pfiff, nichts rauschte und es knisterte auch nichts in meinem Ohr - sieht man mal davon ab, dass ich beim Gehen raschelte.

Heute morgen dann ein neuer Versuch.
Teile rein.

Wie an den Tagen zuvor, mochten sich meine Computermaus und das rechte Gerät mal gar nicht.
Jedes Mausklicken ergab einen unangehmen Pfeifton und nach einer halben Stunde Arbeit am Rechner war ich schon gänzlichst entnervt.

Der Biss ins Brötchen gab mir den Rest.
Nein, ich möchte nicht das Knacken des Brötchens im Munde lautstark in mein Ohr transferiert bekommen.
Ich möchte auch nicht, dass es aus meinen Ohren pfeift, auch wenn ich schon manchmal den Eindruck habe, ich pfeife aus dem letzten Loch.

Nö.
Ich fand die Teile derart unangenehm, dass ich sie herausnahm und den Tag über in meiner 40% Welt verblieb. Und auch heute Abend setze ich sie nicht wieder ins Ohr.
Auf keinen Fall.
Ich weiß, es geht besser und das möchte ich auf keinen Fall ertragen müssen.
Die wanderen morgen oder übermorgen zurück zur Akustikerín und ich mag die Teile auch gar nicht weiter (mit anderen Einstellungen oder so) testen.
Mir reicht es schon jetzt.

Dann lieber groß und ohne Pfeifen, Knistern, Rauschen.

augenBloglich 03.02.2013, 18.59 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

nach einer Woche

Ich hatte mich ganz offensichtlich an die Hörgeräte gewöhnt. Ich kam mit ihnen in der einen Woche durch Regen und starken Wind, saß mit ihnen in der Kirche und war bei einer größeren Feierlichkeit. Den Schulalltag meisterten sie auch wunderbar mit mir und auch den sonstigen Alltag bestanden sie ohne Schwierigkeiten, Fehler und Problemen.

Nach der Anfangsdramatik kam sehr schnell der Hörgerätealltag über mich und am liebsten hätte ich die Teile direkt behalten.
Doch gestern war der zweite Termin bei der Akustikerin, die sich wieder sehr viel Zeit nahm, einige Tests durchführte und dann mit miniminikleinen Widex Geräten daher kam, die ich sofort toll fand, da ja eben miniklein und sozusagen noch weniger sichtbar als die anderen Geräte (die ich auch schon klein fand).

Die Optik überzeugt mich gänzlich und nun möchte ich auch so gerne, das der Klang mich überzeugt, aber wenn ich ehrlich bin klangen die anderen Geräte "besser".
Nun kann das natürlich auch daran liegen, dass ich sie eine Woche getragen hatte und einfach daran gewöhnt war.

Momentan klingt alles sehr blechern und irgendwie knistert es mir auch zu sehr.
Meine Stimme liegt wieder beim Bahnshofshallenniveau, wobei ich ja mittlerweile weiß, dass sich das nach wenigen Tagen legt.
Ganz furchtbar empfinde ich die Tatsache, dass die Geräte pfeifen, wenn ich meine Hand ans Ohr lege.
Geht gar nicht.
Ich meine, nicht, dass ich da viel herumfummeln müsste, aber wenn, dann soll es bitteschön nicht pfeifen.
Pfeifen geht gar nicht.

Ich hätte dann bitte gerne die kleinen Geräte mit dem Klang der letzten Geräte und schwupps ist alles wunderbar.
Nächste Woche wartet ja ein drittes Gerät auf mich und dann reicht es aber auch.
Ich weiß, man muss Zeit und Geduld haben, aber ich möchte damit schnell durch sein, mich an meine Geräte gewöhnen und es Alltag werden lassen.

Es stört mich nicht mehr und ich merke, dass mein Kopf kaum Kapazität hat, sich jetzt auch weiterhin leidend mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Das Leben ist auch so schon angefüllt und ausgefüllt genug.

Die Menschen um mich herum, denen ich nicht gesagt habe, dass ich Hörgeräte tragen, nehmen diese kaum wahr.
Ich hatte nun schon oft den Fall, dass Menschen erstaunt waren, als ich ihnen davon berichtete, weil sie die Geräte einfach nicht gesehen hatten.
Natürlich finde ich das gut.
Ich selber schaue allerdings bewusster und bemerke nun viel eher, wenn andere Menschen auch Hörgeräte tragen.
Allerdings spielt das alles keine so große Rolle wie noch vor einer Woche.
Ich habe selten erlebt, wie sich Lebensdramatik so rasch minimieren kann.

Heute bin ich ein wenig genervt von den neuen Geräten.
Ich höre viel zu viel von dem, was ich nicht unbedingt hören muss.
Hier am Laptop ist es extrem unangenehm, weil der Laptop rauscht.
Entweder, er hat schon immer gerauscht und ich habe es nie gehört oder aber die neuen Geräte verstärken das Rauschen in meinem Ohr.
Oder der Laptop ist krank.
Das ist sehr unangenehm und das war in der letzten Woche mit den anderen Geräten überhaupt nicht so.

Ich weiß schon jetzt, dass wenn ich die Wahl haben werde zwischen Größe und Klang, ich mich in jedem Fall für den besseren Klang entscheiden werde.
Niemals hätte ich gedacht, dass es solche Unterschiede geben kann.

Jetzt heißt es abzuwarten, wie sich die neuen Geräte bewähren.


augenBloglich 02.02.2013, 09.11 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Geräuscheoverkill

Ich kann verstehen, dass die Töne in meinem Kopf ihre Wiedersehensfreude feiern, munter ihre Partyhütchen aufsetzen, sich höchstwahrscheinlich wild umarmen und dann um den besten Platz auf der Tanzfläche ringen.
Vielleicht fällt ihnen im Gedränge gar nicht auf, dass der Platz in meinem Kopf doch eher begrenzt ist und meine Schädelknochen sich nicht gummiartig nach außen wölben können.
Die Wiedersehensfreude sei ihnen ja gegönnt, aber so langsam würde ich abends dann doch gerne mal ohne Kopfschmerzen den Tag beenden.
Irgendwann ist ja auch mal gut mit der Neuvereinigungsparty.
Gut, ich weiß ja, dass täglich neue Töne dazustoßen, aber die alten müssten doch wirklich langsam mal partymüde sein.

Je fortgeschrittener der Tag, desto häufiger fasse ich mir an die Hörgeräte, um jedesmal zurückzuzucken, weil das Anfassen natürlich recht laut in meine Ohren übermittelt wird.
Die Partymacher scheint das wenig zu beeindrucken.
Ich nehme an, sie hören schlecht.
;-)


augenBloglich 30.01.2013, 05.22 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

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Marie
Toll, dass Du wieder bloggst!
Ich wünsche Dir ein frohes neues Jahr und hoffe, ich lese Dich nun wieder regelmäßig!
2.1.2015-4:56
Hanna
Nochmal herzlichen Dank für die Hilfe und du hast einen sehr tollen Blog ! (:
26.11.2011-16:21
Gartenfee
Hi, bist du gar nicht mehr hier am Werk??? Das wäre aber schaade.
25.2.2011-23:00
patricia
wie heißt deine lehrerin!!!!!!!!
1.3.2008-16:20
NIcole
Hey, ich find das super das Du Dich durchgesetzt hast bei den anderen Müttern. Ist doch egal was die sagen. Bin stolz auf Dich. lieben Gruß
NIcki
30.3.2007-9:25