Thema: Erlebnisse
Ich habe nichts gegen Fleichereifachverkäuferinnen. Ich hatte nichts gegen sie und ich werde auch in Zukunft nichts gegen sie im Allgemeinen haben, gestehe aber, dass mich gerade ein wenig Unmut plagt, wenn ich da an eine konkrete Dame dieser Spezies denke.
Es ekelte mich leicht, als ich besagte Dame heute hinter der Fleischtheke stehen sah. Während des Wartens beobachtete ich, wie sie mehrmals genüsslich in der Nase bohrte - t i e f bohrte - und das, was sie als Fundstücke mit herauspuhlte an ihrer Schürze abwischte. Die unbehandschuhte nasenerfahrene Hand wurschelte mal gerade in der Nase, dann schnell wieder an Schürze und Fleisch herum und mir schauderte ein klein wenig.
Als sie dann einen fetten Monsterpopel ans Tageslicht zerrte, diesen auf der Fingerspitze haftend interessiert und ausgiebig betrachtete, nahm mein Brechreiz überhand und das muss man meinem Gesicht auch angesehen haben:
"Watt gibtet, junge Frau?" wurde ich nun von der popelnden Dame direkt angesprochen und ich quetschte heraus: "Nichts, ich warte, ich möchte lieber von ihrer Kollegin bedient werden!"
"Bei der sind 500 Gramm auch nur'n Pfund!" rechnete mir Frau Popel vor und ich schenkte mir die Antwort.
Die andere Fleichereifachverkäuferin hatte ich zumindest noch nicht beim Popeln beobachten können. Ich wurde prompt und höflich bedient und zu guter Letzt bekamen Lena und Sophia ein Stück Fleischwurst.
Da ich zu jenen antiquiert denkenden Müttern gehöre, die ihre Kinder durchaus gezielt darauf hinweisen, dass an entsprechender Stelle das kleine Wort "Dankeschön" fällig wäre, sagte ich ein entsprechendes, kleines, von Erfolg gekröntes Sprüchlein auf.
Frau Popel, die uns beobachtet hatte, äußerte nun in einem recht empörten Ton:
"Meine Güte, junge Frau, die armen Kinder. Watt solln die für son Stück Wurst danke sagen. Datt is ja schlimmer als wie son plissiertes Hündchen [meinte sie dressiert?]. Sie gehörn wohl auch zu den Müttern, die immer alles besser wissen tun?!"
Und während mir mal wieder spontan keine treffende Erwiderung einfiel, wandte sich Frau Popel der nächsten Kundin zu und verkündete:
"Furzen dürfen se nicht, rülpsen dürfen se nicht, danke sagen müssen se. Wo bleibt denn da der Spass am Leben?" sprachs und popelte genüsslich weiter.
Meine Kinder sind sowas von arm dran.
augenBloglich 11.02.2005, 17.39 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Gott, ich fahre wirklich wie ein Blindfisch durch die Gegend. Alle Welt sieht die beiden Polizisten schon aus der Ferne und tritt auf die Bremse. Nur ich, ich düse weiter mit 70 die Landstraße entlang, genau wissend, dass da gleich auf einer 500 Meter Strecke 50 ist. Och, ich sehe auch die beiden Polizisten, aber nicht, dass mein Hirn in diesem Augenblick schaltet, nö.
Erst als der eine mir fast vor das Auto springt merke auch ich, dass irgendetwas nicht stimmt.
Und nun ärgere ich mich schwarz über die 30 Euro, die mich das gekostet hat. Allerdings: selbst Schuld. Da gibt es nichts.
augenBloglich 11.02.2005, 13.01 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Heute Mittag vor dem Kindergarten. Eine kleine Müttergruppe steht wartend vor dem Eingang. Ich geselle mich dazu, ein seltenes Gastspiel, da ich es normalerweise nicht schaffe, Lena und Sophia abzuholen. Heute endet das Schulhalbjahr und somit der Unterricht eher, ich kam also rechtzeitig.
Prompt wurde ich von einer Mutter angesprochen:
"Ich hab mir das nochmal überlegt, was du da neulich Abend zu dem Zahlenlandprojekt gesagt hast!" begann sie ihren Monolog - übrigens kenne ich die Dame nicht, doch das nur am Rande - "Man merkt wirklich, dass du keine Ahnung von der Materie hast und deine Kinder noch nicht in der Schule sind!" führte sie ihren ausschweifenden Monolog fort "Sonst wüsstest du nämlich, dass Lehrer eigentlich nur eines sind: faule Arschlöcher. Die Erfahrung wirst du auch noch machen, deshalb sei froh, dass der Kindergarten was tut. Sind die Kinder erst in der Schule, bleibt alles an dir hängen. Da kümmert sich kein Schwein. Aber Hauptsache die sacken fett ihre dicken Bezüge ein. Na, du wirst schon sehen. Und hast du mal was von Pisa gehört. Ich sag nur: Mach dich mal schlau, dann weißt du Bescheid!"
In diesem Moment wurde die Tür geöffnet und unsere Wege trennten sich. Äußerst schade, ich hätte gerne noch weiter zugehört. Man lernt doch nie aus, oder ?
augenBloglich 11.02.2005, 12.58 | (3/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
Der heutige Brief, den Lena aus dem Kindergarten mit nach Hause brachte, hat mich dann doch erstmal zu lautem Lachen animiert. Nachdem wir im Dezember bereits schriftlich darauf hingewiesen wurden, dass wir uns grobe Körperverletzung zuschulden kommen lassen, wenn wir unsere Kinder mit Husten und Schnupfen in den Kindergarten schicken und somit andere Kinder der Gefahr einer Ansteckung ausetzen, hieß es heute, Lebensmittel dürften nur noch dann mit in den Kindergarten mitgebracht und an andere Kinder verteilt werden, wenn man ein amtliches (kostenpflichtiges) Gesundheitszeugnis mit einreicht.
Ich werde Lena und Sophia darauf hinweisen, dass sie ihren Kindergartenfreunden immer direkt ein Gesundheitszeugnis unter die Nase halten, wenn sie während des Frühstückens munter Essenstausch spielen. Desweiteren essen meine Kinder ab sofort nur noch von jenen Kindern mit kostenpflichtig, aktuellem Gesundheitszeugnis. Ohne dem geht bei uns gar nichts mehr.
Dieser Blog übrigens ist keim- und ansteckungsfrei. Bei Bedarf maile ich gerne mein Gesundheitszeugnis.
augenBloglich 09.02.2005, 19.35 | (4/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Ich wurde heute genötigt. Es geschah in der Früh, in einer kleinen, hiesigen Bäckerei. Traditionell gibt es bei uns am Rosenmontag nämlich "Berliner" zu essen. Tarditionell irgnorieren wir ansonsten Karneval. Doch das war nicht das Thema. Die Nötigung. Also gut. Vier Personen. Macht vier Berliner. Die Teile sollten Stück 79 Cent kosten. Das ist ja schon einmal frech - wie ich finde. Darum wurde ich genötigt. Denn 10 Berliner kosteten hingegen lediglich 2,99 Euro. Ich musste nicht mal nachrechnen, dass es sich hier um eine bedeutende Ersparnis handeln muss.
Ich habe allerdings nicht die geringste Ahnung, wer nun die 10 Berliner essen soll!?
augenBloglich 07.02.2005, 10.44 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL
Diese Anleitung wurde in jüngster Zeit erprobt und führt zu unbedingtem Erfolg, wenn man sich exakt an die einzelnen Details hält. Bitte lassen Sie auch Kleinigkeiten, wie die Gesichtsmimik, nicht außer acht.
Gehen Sie - erstmalig - zu einem Infoabend in den neuen Kindergarten Ihrer Kinder. Erzählen Sie niemanden, wer Sie sind und auch keinesfalls was Sie beruflich machen. Lächeln Sie dezent und liebreizend jede Mutter und jeden Vater an, der Ihnen dort im Eingangsbereich begegnet und kommentieren Sie das Gedränge und Geschubse an der Tür mit: "Immer mit der Ruhe!" Ignorieren Sie in jedem Fall die hasserfüllten Blicke, die Sie nun von mehreren Seiten treffen.
Betreten Sie den ausgewählten Raum des Infoabends und nörgeln Sie ein wenig murmelnd vor sich hin, wenn Sie feststellen, dass trotz vorheriger schriftlicher Anmeldung Ihrerseits und der anderen Teilnehmer keinesfalls ausreichender Sitzplatz für selbige Teilnehmer zur Verfügung steht und Sie auf einer unbequemen Heizung Platz nehmen müssen.
Harren Sie, nett und unverbindlich lächelnd, der Dinge, die da kommen mögen. Vergewissern Sie sich kurz mittels Ihrer Einladung, dass es an diesem Abend um ein Matheprojekt des Kindergarten gehen wird und beantworten Sie die Frage Ihrer Ihnen unbekannten Sitznachbarin: "Wozu hasse denn die Einaldung mit?" mit den Worten "Aus Interesse!" Wundern Sie sich an diesem Punkt nicht über das alberne Gekicher Ihrer Sitznachbarin, sondern lächeln Sie weiter unverbindlich in die Runde.
Hören Sie sich im folgenden duldsam und still die Vorstellung des besagten Matheprojektes an. Nehmen Sie gelassen wahr, dass eine einzige Kindergärtnerin an einem Wochenendseminar geschult wurde, den gesamten Stoff des ersten Schuljahres nun in acht Wochen mit den Vier- bis Sechsjährigen Kindern des Kindergartens durchzuarbeiten.
Verkneifen Sie sich in jedem Fall Hustenanfälle, unpassende Lacher und kritische Ausrufe. Hören Sie einfach zu und rollen Sie höchstens mal dezent mit Ihren Augen, wenn die Entzückungsschreie der Miteltern in Ekstase geraten.
Schütteln Sie hin und wieder missbilligend den Kopf, wenn das vorgestellte (tausende von Euro kostende Material) so gänzlich didaktisch vom Ruder läuft, aber bewahren Sie Ruhe. Ignorieren Sie Ihren anschwellenden Hals und unterdrücken Ihre explosionsgefährdeten Gefühle.
Schauen Sie sich einfach an, was Ihre Kinder in den nächsten Wochen alles lernen werden. Nehmen Sie zur Kenntnis, dass es zunächst in die Zahlenhäuser gehen wird. Wundern Sie sich auf jeden Fall leise und nicht lautstark darüber, dass das Einserhaus von zehn Bewohnern bewohnt wird (Schwein, Kuh, Tannenzapfen etc.). Stellen Sie sich vor, wie dementsprechend das Zehner- bzw. gar das Zwanzigerhaus aussehen wird.
Rechnen Sie sich im Stillen den Platzbedarf aus, als Ihnen erklärt wird, dass es zu jedem Haus geometrische Figuren geben wird, die mit 50 cm langen Stöcken zusammen gesteckt werden. Rasten Sie nicht aus, wenn Sie entdecken, dass die "geometrische Figur" vor dem Einerhaus aus einem einfach dahin gelegten Stab besteht. Einem Stab mit zwei Enden, aber das wird selbstverständlich kein einziges Kind irritieren.
Betasten Sie, wie die anderen Eltern, Würfel, die mit Ziffern beklebt und anhand ihres Gewichtes unterschieden werden müssen bzw. können. Ignorieren Sie die euphorischen Ausrufe und sinnentleerten Kommentare einiger anderer Eltern und stellen Sie sich (nur im Stillen) die Frage, welcher Zusammenhang zwischen einer schweren Sechs und einer leichten Eins besteht. Fragen Sie sich unbedingt (und wieder im Stillen), wie Sie Ihrem Kind später vermitteln möchten, dass sechs Federn leichter sind als ein Goldbarren.
Werden Sie unbedingt ganz ruhig, als man Ihnen mitteilt, dass die Kinder auch direkt mit einem Zahlenstrahl arbeiten. Äußern Sie sich nicht dazu, dass man Ihnen vorführt, wie das Kind auf der Eins zu stehen hat, einen Schritt nach vorne geht, eins zählt und auf der Zwei landet. Stellen Sie fest, dass die Null fehlt, äußern Sie das aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Fangen Sie an mit Ihrer anderen Sitznachbarin, zufällig beste Freundin mit gleichem Berufsbild, heimlich zu tuscheln.
Betasten Sie Ihren anschwellenden Hals als es munter in der fehlerhaft komplizierten Didaktik weiter geht und Sie merken, dass die vorzustellende Dame nicht wirklich den Überblick zu haben scheint. Schlucken Sie einmal schwer, als Sie dann noch erfahren müssen, dass die Kinder auch direkt das Schreiben der Ziffern lernen, ohne Hilfestellung und "so wie Kinder das eben möchten".
Bislang mussten Sie sich relativ passiv verhalten. Am Ende des Vortrages jedoch beginnt langsam aber sicher Ihr Einsatz.
Auf die Frage: "Hat noch jemand eine Frage dazu!" halten Sie zunächst schnell Ihre uferlos rollenden Augen auf, als eine Mutter fragt: "Schaffen Sie das Programm denn bis zu den Sommerferien, dann kommt mein XXX doch zur Schule!" fragen Sie dann mal - ganz höflich - inwieweit das Zahlenlandprojekt auf die gängige Grundschulpraxis abgestimmt wurde? Quittieren Sie die Antwort: "Das weiß ich nicht!" mit einem gekonnten Hochziehen der Augenbrauen. Nun werden Sie höchstwahrscheinlich gefragt: "Sehen Sie da Probleme?" was Ihnen die Gelegenheit bietet, immer noch sehr freundlich, auf die Dinge hinzuweisen, die Sie als problematisch empfinden.
Nehmen Sie daraufhin nur leicht irritiert zur Kenntnis, dass ein aufbrausendes Gemurmel im Saal entsteht und die feindlichen Bicke der anderen Eltern Sie nun massiv attakieren. Beantworten Sie die hysterisch gestellte Frage einer Mutter: "Hast DU überhaupt schon Kinder in der Schule?" wahrheitsgemäß mit "Nein!" und lassen Sie sich dann belehren, dass in der Schule "sowas alles nicht gemacht wird!", "die Lehrer sich kein Stück kümmern", "nur in der Sonderschule mit so sinnreichem Material gearbeitet wird", "die Kinder in der Schule nur Arbeitsblätter heingeklatscht kriegen", "die Null in der Schule auch nicht wichtig ist", "und Du wohl noch nix von Pisa gehört hast".
Lasse die Aufruhr münden in dem von allen anderen bejubelten Satz: "Schaden kann datt unsern Kindern nix!" Gehen Sie in sich und bleiben Sie still. Halten Sie sich in jedem Fall zurück, überlassen Sie das weitere Argumentieren Ihrer besten Freundin und lächeln Sie wieder nichtssagend.
Fragen Sie eventuell noch einmal kurz nach, ob auch beabsichtigt ist die Rechenzeichen einzuführen und wundern Sie sich nicht als Sie erfahren, dass selbstverständlich mit Minus und Plus agiert wird, aber dass das ja nicht extra eingeführt werden muss.
Fangen Sie an die Minuten zu zählen, bis Sie hinaus dürfen. Lassen Sie sich noch schnell von einer Mutter belehren, dass sie sich bestens auskenne, da ihre Tochter schon im ersten Schuljahr sei und sie genau wüsste, dass die Kinder in der Schule nur Zahlen hingeklatscht bekämen. Machen Sie sich genau dann noch unbeleliebter durch die Frage:
"Auf welcher Schule ist denn Ihre Tochter?"
Die Antwort der Mutter: "Auf einer sehr guten!" müssen Sie jetzt unbedingt und unachtsamerweise mit "So gut kann die Schule nicht sein, wenn Sie den Kindern nur Arbeitsblätter hinklatscht!" quittieren.
Ich sage Ihnen, spätestens dann sind Sie die allerunbeliebteste Person des Raumes.
augenBloglich 06.02.2005, 08.15 | (6/3) Kommentare (RSS) | TB | PL
Ich würde mich als jemanden bezeichnen, der nicht an Visonen, Vorahnungen und Ähnliches glaubt. Deshalb beunruhigt mich, dass mich meine nächtlichen Träume der vergangenen acht Tage so stark beunruhigen. Immer wieder träume ich davon, dass Sophia in so schlimme Gefahr gerät, dass sie ihr Leben lassen muss. Und stets will ich einschreiten und helfen und vermag es nicht.
Das, was sich hier geschrieben wenig dramatisch und recht nüchtern lies, wirkt nachts doch recht beklemmend. Handelt es sich doch um jene Träume, die fast real wirken, deren Nachklang man beim Erwachen spürt und die mir jetzt keine Ruhe lassen. Dass ich leicht oder schnell in Panik verfalle oder dazu neige hysterisch zu werden würde ich galttweg bestreiten, dennoch lassen mich diese Träume nicht aus ihren - ich würde fast sagen: Klauen.
Ich husche nicht den ganzen Tag umher und sorge mich, dass Sophia nun etwas Furchtbares geschieht, nein, es ist eher so, dass mir hin und wieder diese Träume einfallen und ich mich frage, welche Bedeutung sie haben. Woher sie kommen, warum sie kommen, warum sie mich während des Schlafens derart gefangen nehmen.
Von jeher habe ich viel, oft und intensib geträumt. Es ist auch so, dass ich viele und einschneidende Erlebnisse immer wieder über Nacht erlebe, dass Personen, Menschen, die ich einst liebte, in meinen Träumen Eingang finden und ich die Träume durchaus auch als etwas Heilsames erlebe.
Diese letzten Träume sind anders. Ich kann nicht behaupten, dass ich sie mag.
augenBloglich 05.02.2005, 11.26 | (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Klar gibt es sie. Immer wieder einmal. Diese Tage, die sich nicht gerade bemühen rund zu laufen, die immer wieder auszubrechen versuchen, Purzelbäume schlagen und die man sehr schwer zu fassen bekommt. Lassen wir die schnöde Theorie, stürzen wir uns, ganz beispielhaft, doch mal in heutige Details.
Die Nacht war kurz. Zwei hoch fiebernde Kinder, ein kranker Mann, ein unfittes Ich. Als der Wecker klingelte, sah mich der Morgen noch nicht startbereit, aber ob das wirklich Grund genug für den Tag war, noch mehr Überraschungen bereit zu halten?
Ich erwähne jetzt mal nicht, die diversen Körperflüssigkeiten, die ich aufwischen musste, ehe ich zur Arbeit entfliehen konnte. Die dortigen Geschehnisse xxxxxen wir mal aus und machen damit weiter, dass unsere Jüngste eine angehende Lungenentzündung hat. Gut mit ihrem Papa auf dem Sofa versorgt, eilte ich zu einem beruflichen Termin, von dem mir niemand sagte, dass er ausfallen würde. Die 50 km hin und 50 km Rückweg nutzte ich, um mir Gedanken über gewisse Organisationsformen zu machen.
Ganz prima dann aber die Tatsache, dass ich, nach einem zweiminütigen Bankaufenthalt (in einer fremden Stadt) zurück zu meinem Auto eile und dieses, mein altes und bis dato geliebtes Schätzchen, keinen Muckser mehr tut. Natürlich sehe ich das Positive, denn ich stehe niemanden im Weg, es ist nicht Nacht, ich parke in einer Parkbucht und es besteht keinerlei Grund hysterisch zu werden.
Ein Anruf zu Hause bestätigt mir, dass das Krankenlager nicht einsatzbereit ist, Tochter Nummer 1, aber in 45 Minuten von der Musikschule abgeholt werden muss. (Wohlgemerkt 25 km entfernt!).
Ich sitze in meinem Auto und überdenke die Möglichkeiten. Noch wage ich zu hoffen, dass der Wagen lediglich eine kreative Pause einlegt. Ich sitze so da und versuche hin und wieder mal mein Autochen zu starten: NIX. Immerhin hilft auch die glorreiche Idee mal die Motorhaube zu öffnen nicht wirklich weiter, ich schmettere sie zu, getragen vom Gedanken, dass sich so sämtliche eventuell losen Kontakte oder was auch immer, wieder an Ort und Stelle begeben. Doch sie möchten nicht so recht (dfie Kontakte meine ich).Ich telefoniere folglich mit einer netten Dame vom ADAC, die mir erklärt, nur mein Mann sei Mitglied, aber einmal könnten sie auch - aus Kulanz - mir helfen. Der nette ADAC Mann ist ruckzuck vor Ort und stellt fest, dass meine Batterie, also die des Autos jetzt, lose ist. Nach zwei Minuten springt mein Wagen problemlos an und ich erstarre vor Ehrfurcht. (Nicht vor der Funktionstüchtigkeit des Autos, sondern vor der Nettigkeit und Kompentenz des ADAC Menschen!)
Die restliche Familienorganisation läuft blendend. Ich sehe gern darüber hinweg, dass zu Hause ein Chaos herrscht, für das ich leider keine Worte zu finden vermag und lasse mal die folgenden, ebenfalls wieder mit Körpersäften zu tun habenden, wenig gut riechenden Details aus und springe in den Abend.
Entspannt sitze ich vor meinem Rechner, habe dies und jenes zu tun. Die Kinder - scheinen - zu schlafen. Und dann wird es dunkel. Nein, ich meine nicht jene Dunkelheit, die langsam und behäbig in ein Zimmer schleicht, während man vergessen hat, das kleine Licht neben dem Rechner anzustellen. Nein, ich meine tiefste, bitterste Finsternis. Kein Licht, keine Geräusche, kein Monitorbild, keine Musik. NICHTS.
Während der männliche Teil unseres Haushaltes die steile Treppe herunter eilt, sich dabei eine üble Platzwunde an der Stirn zuzieht, sitze ich, nichtstuend vor der Schwärze meines Rechners und lasse das Nichts auch in mein Denken ein.
Unten schreien die Kinder hysterisch, ihr Schlaflicht ist aus. Ich taste mich in all der Schwärze runter, immer versucht, das Licht anzuschalten und beim vergeblichen Druck auf die Schalter merkend, dass es eben keinen Strom mehr gibt.
Schnell stelle ich fest, dass es verdammt schwer ist, sich in der Finsternis zu irgendwelchen Streichhölzern vor zu kämpfen, gleichzeitig zwei hysterische Kinder zu beruhigen und eine Platzwunde zu verarzten. Gott, ich war jetzt nicht wirklich auf diese Mittelalterstimmung eingestellt und merke mir, dass ich morgen unbedingt dicke, standfeste Kerzen kaufen muss.
Ach ja, die Taschenlampe gibt recht schnell ihren Geist auf. Die ganze Straße wirkt stromlos. Wir machen es uns bei Kerzenschein in der Küche gemütlich und lesen den Kindern Geschichten vor.
Dass man im Dunkeln und nur von einem Teelicht begleitet als kleines Mädchen schonmal die Toilette nicht trifft - das kann passieren. Aber da wären wir wieder bei Körpersäften, zwar andere, aber nicht wesentlich sympathischere und die, das hatte ich doch verkündet, wollte ich hier doch so gänzlich außen vor lassen.
Gut, es gibt sie eben, diese widerspenstigen Tage. Aber auch sie gehen irgendwann zuende.........
augenBloglich 02.02.2005, 21.12 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL
Ein knackig kalter, neblig trüber Wintertag, viel Schnee, zwei schlittenbegeisterte kleine Mädchen und deren Eltern........
Macht zusammen eine Menge Spaß in eisiger Kält. Ein wunderschöner Wintertag eben.
augenBloglich 30.01.2005, 18.48 | (0/0) Kommentare | TB | PL
Die Idee an sich war im Grunde eine zum Scheitern verurteilte. Tupperware und ich, das sind zwei nicht kompatible Komponenten. Doch was tut man nicht alles für eine sehr liebe Freundin, der gewisse Tuppersternchen fehlen, um ein gigantisches Tupperpräsent zu bekommen? Genau, man ordert eine in der eigenen Wohnung stattfindende Tupperparty, macht somit die Freundin glücklich und auch die - das muss ich zugeben - sehr liebe und symphatische Beraterin.
Vor nicht allzu langer Zeit war es nun so weit. Erstmalig in meinem Leben wurde ich Gastgeberin einer Tupperparty. Meine Zeitplanung war nicht ganz so optimal und so sagten mir zwei meiner Gäste kurzfristig ab. Letztendlich saßen wir nur zu Viert hier und lauschten den lieblich klingenden Tupperchorälen.
Ich eigne mich nicht wirklich gut als solche Gastgeberin. Immer wenn ich nach meinen eigenen Efahrungen gefragt wurde (und Lobgesänge zwecks Kaufrauschanimierung erwartet wurden) musste ich so kaufbeeinträchtigende Dinge wie:
"Ach, das Teil hab ich bei Ebay verkauft. Die Auktion lief klasse!"
von mir geben. Diese euphorisch von mir vorgebrachten, durchaus den Tatsachen entsprechenden Sätze erheiterten meine Gäste zwar ungemein, stürzten die Beraterin allerdings ein wenig in Verzweiflung und erhöhten nicht gerade den Abendumsatz.
Ganz interessant wurde es, als man uns erklärte:
"Hier diese XXXX Teile [bitte wer außer den Beraterinnen kann sich diese kuriosen Namen alle merken?] muss man einfach haben. Danach wird man süchtig. [Ich kenne wohl Schokoladensucht, Computer Sucht etc. habe aber wirklich noch nie von einer Tuppersucht gehört - was nicht heißen soll, dass es sie nicht gibt!] Es soll ja t a t s ä c h l i c h noch Menschen geben, die ihr Mehl in der Tüte im Schrank aufbewahren!"
Natürlich verpasste ich mein Stichwort nicht und fiel direkt ins Wort:
"Ja, hier, ich!"
Drei kleine Wörter, recht trocken vorgebracht, können bisweilen echte Eheiterungsausbrüche auslösen. Gut, an anderer Stelle schieren Unglauben gepaart mit Fassungslosigkeit.
Aber mal ehrlich. Wieso sollte mein Schrankinneres vor Ordung strotzen, wenn ich selber innerlich und äußerlich so ein gar chaotischer Mensch bin? Und aus welchem Grunde ist mein Mehl unbrauchbarer als das anderer Menschen, nur weil es nicht in einer High tech und dazu noch gänzlich überteuerten Plastikhülle steckt?
Meine Einsicht diesbezüglich ist eher leicht beschränkt.
Dennoch ist das Fatale an diesen Veranstaltungen, dass einen schon während der Vorführung das Gefühl beschleicht, man müsse mehr dieser unbezahlbaren und größtenteils überflüssigen Teilchen besitzen. So, als mache Tupper im Schrank die eigene Person attraktiver. So als ließe sich das Lebenschaos mit ein wenig Tupperglanz und -ordnung in den Griff bekommen.
Der Höhepunkt des Abends jedoch war die Vorstellung einer toll aussehenden Tupperform, die sowhl in der Microwelle, als auch im Backofen für Vielerlei Verwendung finden kann. Lediglich 49 Ero statt 79 (!!) Euro sollte dies graumelierte Teilchen kosten und ehrlich, es erschien mir ein wenig groß für die Microwelle.
"Nein, das passt!" erklärte man mir Ungläubigen, was ich natürlich so nicht hinnahm und direkt mal ausprobieren musste.
Selbstverständlich passte es nicht. Genauso selbstverständlich wollte dieses Ding nun niemand mehr haben. Auch wenn der Rettungsversucht: "Man muss den Drehteller dann eben heraus nehmen!" ein recht guter Ansatz war.
Ich kann nicht anders als betonen, dass es ein wirklich lustiger Abend war. Wir hatten eine Menge Spaß und haben viel gelacht. Ein bisschen Umsatz ist dann doch noch zustande gekommen, weil nicht jeder (glücklicherweise) mich notorische Tuppermaulerin ernst genommen hat.
Und das geniale Zwiebelbrot, dass die nette Beratin uns ganz tupperkonform gebacken hat schmeckt auch aus jeder anderen Form. Und zwar super super lecker!
augenBloglich 29.01.2005, 06.26 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL