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Blogeinträge (themensortiert)

Thema: Alltagskram

Sehr geehrte Frau Zaugg,

nachdem ich mir ihre 18 jährig durchdachten Thesen und Ideen rund um das Thema Putzen zunächst - von ihnen selbst vorgebracht - im Radio anhörte, später dann in diversen Artikeln über Sie nachlas, erschien mir die logische Konsequenz, all Ihren Auffordungen einmal Folge zu leisten. Nur, liebe Frau Zaugg, die praktische Umsetzung geriet zuweilen ins Trudeln und so möchte ich Ihnen heute einfach ein paar praxisorientierte Fragen stellen, deren Antworten mich dann hoffentlich zur Vollendung des achtsamen Putzens geleiten werden.

Ich begann mit einer "leichten" Übung und versuchte zärtlich, liebevoll und achtsam unseren Glastisch, auf dem leider mal wieder hartnäckige Reste diverser Dinge klebten, zu entstauben und entdrecken. Was aber bitte, liebe Frau Zaugg mache ich im folgenden Fall:

1. Die diversen hartnäckigen Reste verteilen sich nun systematisch über den Tisch ohne Anstalten zu machen, sich entfernen zu lassen?

2. Mein Mann fragt mich, warum ich zärtlicher mit dem Glastisch umgehe als mit ihm?

Frau Zaugg, ich ließ mich nicht beirren oder gar entmutigen. Der Tisch kann warten, die Schmiererei deckt man ja rasch auch mal mit einer Tischdecke ab. Als nächstes wagte ich es, mich mit meinem Besen zu vereinen. Von Bauchtanz las ich bei Ihnen, vom Einswerden mit dem Putzmittel. Genau das war mein Bestreben. Da zum Tanzen Musik gehört stellte ich selbige an, was meine Töchter hervorragend fanden und nun ihrerseite den Besen ergriffen, um in Bibi Blocksberg Manier reítend, dem Tanz sehr nahe kommend, durch die Wohnung zu "fegen". Dabei, liebe Frau Zaugg, verteilten beide Sprösslinge jedewede Krümel in jede mögliche Ecke. Für mich blieb in diesem Augenblick der Bauchtanz, dieser wiederrum rief bei meinem Mann einen Lachkrampf hervor, der nicht enden wollte und so mussten wir das achtsame Putzen für einen kleinen Arztausflug unterbrechen.

"Jetzt an den Staubsauger!" dachte ich mir später frohgemut und redete unserem Siemens Schätzchen (oder war es Miele?) gut zu. Er schien mir desinterssiert, zumindest nicht an einer schmeichelhaft achtsamen Konversation mit mir interessiert, fing aber bereitwillig an hinter mir her zu rollen und sein Tagwerk zu vollrichten. Da ich Ihre Thesen selbstverständlich sehr ernste nehme, begann ich ein fröhliches Liedchen zu singen, aber ich wartete vergebens auf ein mich durchströmendes Glücksgefühl. Bedarf es da einiger Übung ? Stellt es sich von selbst ein? War ich gar immer noch nicht achtsam genug? Meine Töchter waren so lieb und setzten sich diesmal nicht rittlings auf den Sauger. Vielmehr hieß ihr neues Spiel: Wirf dem armen Staubsauger möglichst viele Playmobil Teile in den Weg und werde hysterisch sobald sie eingesaugt werden!

Dies aber führte zu unachtsamen Unterbrechungen, verzögerte den Staubvorgang und zerrte an meinen Nerven. Ich geriet nicht in die wirkliche Meditationphase von der Sie immer sprechen.

Probleme bereitete mir auch das Balancieren des Besens auf meinem Kopf. Nicht der Akt des Balancierens war es, sondern die Tatsache, dass ich motorisch nicht in der Lage bin mit einem Besen auf dem Kopf einen Handstand zu vollführen, in diesem dann auf Händen zu laufen, damit die Besenborsten den Boden berühren und selbigen reinigen können. Vielleicht, liebe Frau Zaugg, habe ich da auch etwas falsch verstanden?

Die Sache mit der Herdplatte möchte ich auch nicht unerwähnt lassen. Ich kreiste nach rechts, ich kreiste nach links, ich ließ mich nicht beirren. Nicht durch das schrillende Telefon, nicht durch sich prügelnde Kinder, nicht durch einen bereits wieder lachenden Mann. Ich rieb und kreiste und wartete auf die doch nun endlich einsetzen müssende Entspannung.

Frau Zaugg, was soll ich sagen? Sie überkam mich nicht, die Entspannung. Auch nicht die Freude am Putzen und schon gar nicht die Meditation. Ich muss wohl doch dringend ein 1476 Euro kostendes Wochenendseminar bei Ihnen mitmachen um beim Scheuern fremder Toiletten die befreiende Wirkung des Putzens zu erfahren!

Es grüßt Sie gänzlich unentspannt und mit nach wie vor unsauberer Wohnung ganz unachtsam

eine Unbelehrbare!

augenBloglich 31.01.2005, 06.29 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Frau Zaugg

Ich kann mir natürlich in keinster Weise ein Urteil über jene Frau Zaugg erlauben, die  als Schweizer Völkerkundlerin seit 18 Jahren das Putzen erforscht. "Man muss Putzen als Tanz verstehen!", äußert diese Frau und macht Putzen zu einer Lebensphilosophie. Morgens, während der Fahrt zur Arbeit, hörte ich mir die geballten Weisheiten der Frau Zaugg an und musste zunächst das damalige Datum erforschen, da ich mir vorkam wie an einem 1. April. Doch nein, diese Frau meint es ernst und so bin ich in mich gegangen, nur um festzustellen, dass unser Zuhause wohl wenig einladend wirken muss........

Um ehrlich zu sein, ich putze selbstverständlich freudlos, mir springen keine fröhlichen Lieder über die sanft gespitzten Lippen, während ich ellebogentief im Klo herumfuhrwerke. Und genau das ist der Knackpunkt. Mit mehr "achtsamer Raumpflege" würden sich sicherlich auch unsere Gäste wohler bei uns fühlen!

"Frauen haben im Zuge der Emanzipation den Haushalt zurückgelassen und in das Mantra der Verachtung der Putzarbeit eingestimmt" erfahre ich da durch Frau Zaugg über mich und frage mich, was wohl das "Mantra der Verachtung" sein könnte?

Ja, ich gestehe, bislang ist es mir nicht einmal annähernd in den Sinn gekommen "eins mit dem Putzgerät" zu werden. Und noch ehrlicher, stell ich es mir auch ein wenig - naja - unromatisch vor, mit einem verdreckten, glibberigen Wischmopp eins zu werden, aber meine Toleranz diesbezüglich ist groß und es soll sich vereinigen, wer sich vereinigen möchte.

Klar ist mir nun, dass ich so gänzlich gar keine Ahnung habe. Dank Frau Zaugg, über die ich mir selbstverständlich immer noch keine Meinung bilden kann, weiß ich ja nun, dass ich sozusagen alles falsch mache, was es beim Putzen falsch zu machen gibt.

Meine Hände gleiten nie sanft und locker über irgendwelche Oberflächen um den Staub zu entfernen - im Gegenteil wuschwusch muss das bei mir gehen, zügig und energievoll, nur so gelingt es, die klebrigen Frühstücksreste von der Tischplatte zu kratzen.

"Putzen, so die Putzexpertin, kann man auch als reine Wellnessübung begreifen. Ganz entspannt Staub saugen, dabei noch summen. Das lockert Schultern, Arme und die Stimme. Also geben Sie sich zur Abwechslung doch mal dem Staubsauger hin."

Frau Zaugg scheint kinderlos. Erstens hat sie viel zu viel Zeit, um über so unwichtige Dinge wie das Putzen nachzudenken, zweitens kann sie in der Tat entspannt staubsaugen. Ich würde Frau Zaugg ja gerne einmal hierher einladen und dann kann sie mir dieses entspannte Staubsaugen ja mal vormachen. Vielleicht gelingt es ihr als Putzerxpertin ja, unsere laut kreischend umherspringenden Kinder, die sich gerne mal rittlings auf den Sauger setzen um Pferdchen zu spielen, dann aber haltlos hinten über kippen, um sich am harten Fliesenboden den Schädel einzuschlagen, mit in die Entspannungsübung einzubieziehen.

"Wer sich voller Konzentration der Sache widmet, für den wird Putzen zur reinen Meditation."

Demnächst rufe ich also nicht warnend: "Achtung, hier ist es rutschig, ich habe gewischt!" ins Kinderzimmer, sondern säusele: "Ihr Lieben, seid doch bitte ein wenig leise, Mama muss jetzt mal eine Runde meditieren!" Die Aussichten auf Erfolg sind vielversprechend.

Andererseits eröffnen sich ungeahnte Dimensionen:

"Also wischen Sie den Herd einfach mal anders, nämlich locker mit beiden Händen, einmal links herum, dann wieder rechts herum, den Lappen in der linken Hand, dann wieder in der rechten. Das trainiert die Gelenke - auch für Kampfsport."

Nie wieder muss ich fortan auf die von mir stets übellaunig entgegen genommene Frage:

"Treibst Du eigentlich Sport?" mit  "nein" antworten. "Klar!", wird es fortan aus meiner Kehle schallen: "Ich putze!"

Frau Zaugg, Dank Ihnen wird sich mein Leben radikal ändern. Herzlichen Dank!

 

augenBloglich 30.01.2005, 07.41 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

die Tortenverschwörung

Naja, wenn ich so dasitze, die Beine bequem hoch gelegt, einen Kakao trinkend und diverse Backbücher durchblätternd bin ich mir eigentlich immer sehr sicher, die geborene Konditorenmeisterin zu sein. Mein Tatendrang ist in solchen Momenten ungebremst und ich sehe die aus meinen Händen erwachsenen, köstlichen und wunderschön anzusehenden Torten schon vor mir.

Den Einkaufszettel zu schreiben empfinde ich dann bereits als lästige Pflichtübung, die mich von meiner wahren Berufung - dem Backen - abhält. Das nötige Einkaufen geschieht in Hetze, denn der Backofen unserer werten Küche zieht mich nahezu magnetisch an.

Erste Zweifel an meinen Fähigkeiten tauchen immer dann auf, wenn mir zum ersten Mal die Löffel ausgehen. Ich verstehe das im Grunde gar nicht, wir haben eine Menge Löffel, aber - so scheint es - nie genug, um einer Backorgie zu frönen. Die Zweifel wachsen mit der beständig größer werdenden Unordung. Doch natürlich ist mir auch klar, dass nur ein Genie das Chaos beherrscht und selbst leicht angeschwärzte Mandarinen, auf meinem ansonsten wunderbar gelungenen Schmandkuchen zügeln meine Euphorie eher nicht.

Ich meine, was ist schon so ein Allerweltsschmandkuchen ? Schon zigmal gebacken, zwar immer wieder lecker, aber keine wahre Herausforderung für mich holde Küchenfee. Inmitten des Chaos wage ich mich heran. Diesmal soll es eine Amaretto-Torte werden. Im Backbuch lächelt sie mich zuckersüß an: Die muss es sein.

Ja, mir graust es ein klein wenig vor diesen Sahneverzierungen, aber zur Not kann man die ja auch einfach weglassen. Gut, dass es sich bei der Torte um ein Teil handelt, bei dem dreimal drei verschiedene Teige gebacken werden - das ist schon ein wenig störend, denn ich habe nur die EINE Form und es ist nicht unbedingt einer meiner Spezialitäten, diese nach dem Backvorgang SOFORT wieder zu säubern, aber auch das lässt sich regeln.

Dass jetzt überall Teig herum wabert, das ist im Grunde nicht mein Verschulden. Warum hat noch nie jemand einen tropffreien Löffel erfunden ? Ich kann auch nicht wirklich etwas dafür, dass sich die Berge an Tellern und Schüsseln, nicht zu vergessen das Besteck, hier anhäufen, die Küche ist schlicht zu klein für ein wahres Genie und Geschirr besitze ich eindeutig zu wenig.

Der Rauchmelder springt an, sicher, es qualmt ein wenig aus dem Ofen, aber da kann gar nichts verbrennen, weil die Backzeit im Rezept mit 60 Minuten angebeben wurde und der zweite Teig meiner Drittlingstorte erst 30 Minuten im Ofen weilt. Also muss ich auch nicht nachschauen, ich habe das alles im Griff. Es wäre sicherlich eine prima Idee gewesen, die Amarettini, die die Torte verzieren, fertig zu kaufen, aber ein wahres Genie backt selbst die Verzierungen eigenhändig und so matsche ich aus Eiweiß, Zucker und Marzipan eine sonderbare Pampe zusammen, die beim Einfüllen in die von mir über alles geliebte Spritztüte, überall herumklebt, herunterfließt und wie Hulle klebt.

Mittlerweile habe ich zwei der drei Tage abgebacken und mehr recht als schlecht aus der Form lösen können. Überall liegen Krümel, ich komme mir vor wie frisch aus "Hänsel & Gretel" geschlüpft.

Oh, schön, meine Familie kommt heim. Prima, Sophia hat die zwei der drei Teige entdeckt und mantscht mal gleich mit dem Finger rein. Klar. kein Problem, wir schustern die Teigplatte schon irgendwie wieder zusammen.

Der Tisch füllt sich mit diversen, gebackenen Einzelteilen meiner zu kreierenden Torte und ich stelle mir die bange Frage, wie es mir je gelingen wird, die ganzen Teile zu einem Ganzen werden zu lassen.

Ich blicke noch einmal in das Buch. Nein, wirklich, da schaut eine nahezu perfekte Torte heraus. Genormt, ungedellt, keine zerflossene Sahne. Nichts.

Auf meinem Tisch liegen drei bröselige Teigplatten, eine mit kleinen Mädchenfingerlöchern.

Die Amarettini sind statt einem Zentimeter ca.  5 cm groß geworden. Keine Ahnungs, wieso die sich so explosionsartig vergrößert haben.

Ich wage mich an die Füllung, die letztlich die Einzelteile zusammenpappen muss. Sahne, Amaretto, Vanille Pudding, Zucker, Sahnesteif. Ach ja, nicht zu vergessen: Schmand.

Ich rühre und rühre und warte bangend auf das fester Werden der Füllung, die aber eher flüssig zu sein scheint. Und vor allem: zu bleiben scheint.

Die Marmelade auf dem unteren Boden klebt schonmal perfekt die kleinen Brösel zusammen. Drauf kommt der zweite Teig. So weit - so schief.

Die Füllung schwappt darüber und sieht nicht wirklich gelierend aus. Mandeln ? Wo sind die Mandeln. Statt gestifelter habe ich Blättchen gekauft. Das kommt davon, wenn man beim Einkaufen schon mental backt. Aber ist wurscht, rauf mit den Blättchen. Mandeln sind Mandeln und wer wird schon den Unterschied schmecken.

Meine Torte hat noch nicht annähernd die Größe und Form und Festigkeit der Torte, die mir das Bild zeigt und langsam schwant mir, sie wird auch nie so aussehen, wie diese Torte.

Krumm und krümmer wird mein Tortenturm. Alles scheint rechtslastig, aber ich kaschiere gekonnt mit mal hier und mal dorthin gesteckten Mandelblättchen. Die Riesenamarettis geben eine begnadete Verzierung ab und ich verfrachte das Tortenteil erstmal auf den Balkon.

Keine Ahnung, wer von den morgigen Besuchern es wagen wird, ein Stück zu kosten. Meine Zweifel sind wenigstens beseitigt: An mir ist eine echte Konditorenmeisterin verloren gegangen.

Ach ja, hat jemand Zeit und beseitigt das Küchenchaos ?

augenBloglich 04.12.2004, 20.27 | (3/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

meine guten Ideen und ich

Heute, geradezu arbeitseifrig wie nie, kam mir die gloreiche Idee, die Weihnachtsdekokisten aus dem Keller zu holen. So langsam muss man schließlich mal sortieren und schauen und basteln und dekorieren. Dachte ich. Das war so heute morgen gegen 9 Uhr, nach einem wunderbaren Frühstück mit zwei ganz lieben, artigen Mädchen, die sich nicht stritten. Ausgeruht vom Schlaf der letzten Nacht hielt ich diese Idee, wie bereits erwähnt, für eine ausgesprochen gute.

Die Kisten standen dann auch irgendwann im Esszimmer und als ich sah, dass es in der Tat fünf Umzugskisten waren, schwand meine Einstellung, es handle sich um eine gute Idee schnell.

Chaotisch wie ich nun einmal bin, öffnete ich nach und nach sämtliche Kisten, um hier mal einen Blick zu werfen und da mal etwas aus den Tiefen heraus zu wühlen. Nach einer halben Stunde sah unser vormals aufgeräumtes Esszimmer aus wie ein vom Erdbeben verwüsteter Weihnachtsbasar.

Überall lag Dekokram, halb in der Kiste, halb heraus gezerrt und ich hatte die Feststellung getroffen, dass ich beim Einpacken des Zeugs nicht gerade systematiscj vorgegangen war.

Glücklich waren allein Lena und Sophia, die mit begleitenden euphorischen Begeisterungsschreien jedes einzelne Stück hervorkramten und bestaunten.

Um 12 Uhr war der Spuk vorbei. Die Kisten liderlich eingepackt und kurzerhand ins Schlafzimmer geschoben, wo sie nun mahnend stehen und einen Blick auf mich werfen mögen heute Nacht.

Der erste Advent ist erst in einer Woche. Bleibt also noch massig Zeit!

augenBloglich 21.11.2004, 19.42 | (0/0) Kommentare | TB | PL

was der Tag bringt

Mein Tag beginnt stressig. Während es aus zwei zierlichen Mädchenkehlen lauthals schallt: "Maaaaamaaaaa, ich hab Hunger!", wird das höchstpersönliche Toilettenbedürfnis zunehmend dringender, selbige jedoch [die Toilette jetzt] wird noch von der Jugend besetzt und geradezu blockiert: "Wenn ich fertich bin, dann is ers die Sophia dran, ne, Sophia, stimmt doch, oder?" "Ja, das stimmt. Und du darfs dar nich detz da drauf, Mama!". Neben kleinen Diskussionen in trauter, frühmorgendlicher Frauenrunde, werden Kinderhaare gekämmt, Zöpfe geflochten, Strumpfhosen angezogen, Zähne geputzt. Derweil meine innere Unruhe stetig zu wachsen beginnt und ich sehnsüchtig auf den Rechner schiele, der schweigend, schwarz und stumm noch in tiefstem Schlafe liegt. Nachdem die hungrigen Kinder im Vorbeieilen versorgt, schnell noch die Essensreste des gestrigen Abends vom Boden aufgehoben, Tische und Stühle wieder an Ort und Stelle gerückt werden und die Jeans auf wundersame Weise an meine Beine findet, scheint der Weg zu virtuellen Welten frei und ein rascher Blick in die Mailbox kann ja auch nicht schaden. Das geübte Auge überfliegt die Betreffzeilen der mails und verleitet den Puls dazu, schneller zu gehen sobald es eine Buchanforderung von Buchticket erblickt.

Während die Kinder sich zu prügeln scheinen [aber stand in diesem zauberhaften Apothekerblättchen nicht ganz deutlich, man solle sich NIEMALS in Geschwisterstreitigkeiten einmischen ?] versuche ich mit der einen Hand Bücher einzutüten, parallel dazu mit der anderen Hand meiner Haare Herr zu werden. Ein Unterfangen, das scheitern muss und darin mündet, dass ein schräg gestapelter Büchersendungenberg platschend umkippt und meine Haare strubbelig vom Kopf abstehen.

Die Arbeitstasche lässt sich wunderbar einhändig packen, so dass die andere Hand schnell noch einmal über die Tastatur huscht und, ja, mails könnte man auch noch einmal abrufen.

Auf dem Weg in die Küche fädele ich noch rasch eine Perlenkette mit Lena auf, füttere Sophia, die nach Knochen schreit, da wieder einmal zum Hund mutiert und falte noch eben die Bügelwäsche zusammen.

Die Linsen sind schnell ins Auge gesetzt, Jacke übergeworfen, Schal mächtig schwungvoll um den Hals drapiert entdecken meine nun belinsten Augen noch diverse andere Reste auf dem Wohnzimmerboden. Vor die Wahl gestellt diese abzuschaben und zu entsorgen oder schnell noch einmal mails abzurufen, entscheide ich mich für Letzeres und höre gerade noch, dass unsere Mädel sich nun um die Perlenkette streiten.

Ach, ein, zwei Adressen kriege ich noch geschrieben. Die Uhr zeigt wieder mal viel zu spät, der frühe Morgen rast dahin und unsere Kinder prügeln sich immer noch [oder war es schon wieder]. Die Büchersendungen passen kaum in eine Klappbox, müssen aber, da ich nur einen Arm frei habe.

Ah, die Prügelmädel wünschen Milch, kein Problem, auch die Zöpfe lassen sich noch letztmalig richten. Gut, sie sitzen etwas schief, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das damit zusammenhängt, dass ich schnell noch ein neues Buch schauen musste.

Die Zeiger der Uhr rasen, jemand sollte sich darum kümmern, und ich sehe ein, dass ich gehen muss. Ein letzter Blick auf den Rechner, freudige Pulsbeschleunigung, doch dann hat die Abschiedsknuddelei Priorität.

"Mama, dehssu heute ohne Schuhe in die Arbeit?" fragt mich unsere Jüngste ganz charmant, herrje, man kann ja wirklich nicht an alles denken.

Endlich stehe ich - in der einen Hand die tonnenschwere Arbeitstasche, in der anderen [elegant unter den Arm geklemmt] die Klappkiste mit der Bücherpost - abreisefertig in der Tür und bekomme ein liebevolles: "Deh detz, Mama, deh detz mal!" hinterher gerufen.

Der Schal, wohlig wärmend, nimmt mir ein wenig die Sicht und so stoße ich unsanft gegen das Treppengeländer, kann mich wenig elegant aufrappeln, aber nicht mehr verhindern, dass Tasche und Kiste mit mehreren Salti die Treppe herunter purzeln. Oben wird die Tür aufgerissen und Sophia schreit: "Mama, bissu die Treppe runter defallt ?" [wenigstens ein Familienmitglied, das sich sorgt] ehe sie rasch wieder die Tür zuknallt ohne eine Antwort abzuwarten.

In aller Eile klaube ich meinen Kram zusammen, haste zum Auto und widme mich kurzzeitig dem Eiskratzen. Die Fahrt verläuft vergnüglich und gedanklich sortiere ich die noch zu lesenden Bücher. Ups, eine Ausfahrt. War das meine ? Nun gut, es gibt andere....

Auch eine Arbeitsstätte lässt sich - augendlich - nach Büchern taxieren [so kommt man nicht ganz raus aus der Materie], aber Wichtigeres umfasst mein Denken und ich bleibe bis mittags kopfbuchfrei.

Zuhause werde ich mit den Worten: "Mama, fahrn wir detz zur Post?" empfangen [keine Ahnung, wie Sophia auf so etwas kommt!] Während des Mensch-ärgere-nicht-Spielens, packe ich, ganz nebenbei und nahezu unauffällig, Bücher ein, adressiere und frankiere und nutze die Mädchenpipipausen für rasche Blicke in virtuelle Bücherwelten.

Die Kinder haben Hunger, die Bügelwäsche wartet, der Trockner piepst, der Besen hat noch einiges zu tun - wie immer muss ich Prioritäten setzen. In der Küche kocht es vor sich hin, die Kinder basteln Schlösser aus den Luftpolsterumschlägen der soeben entpackten Bücher, während ich, ein Buch in der Hand, Bücherstapel sortiere, umschichte, ordne, sichte. Oh, da springt mir ein weiteres Buch ins Auge, Moment, nur den ersten Satz [erwähnte ich, dass ich 1. Satz Fetischistin bin ?], uuuuh, Moment, nur die eine Seite, vielleicht, warte, die zweite noch, nur die zweite.

Es scheint etwas überzukochen. Warte, nur noch diesen Satz. Willig greife ich zum Besen, ich kann selbstverständlich fegen und lesen, ein Rotznäschen versorgen, dabei in die Küche wandeln. Hm, es riecht, sagen wir mal, angebrannt, sehr verbrannt.

Die Kinder haben auf einmal gar keinen Hunger mehr. Versteh ich gar nicht, Die ganze Mühe umsonst. Ich lese noch mal gerade....... Ach ja und mails, ich habe schon ewig keine mails mehr abgerufen.  Pulsrasen, neue Anforderungen. Tüten raus, Aufkleber, Adressen vermerken, nichst durcheinander bringen, Trockner ausstellen, ausräumen, einräumen, anstellen. Ah, ein neues Buch. Nur mal eben, der erste Satz. Nur der erste Satz, wirklich.

Unsere Kinder scheinen sich zu prügeln [immer noch oder schon wieder], vielleicht irre ich auch und las diesbezügliches im Forum oder in einem Buch oder leide ich an Halluzinationen ?

Die Uhr ist immer noch defekt, sonst könnte sie nich schon kurz vor abends stehen. Kann sich da nicht mal wer drum kümmern. Ich lese nur noch diese Seite. Die Kinder prügeln sich. Kinder ? Welche Kinder ? Es riecht immer noch angebrannt. Wo mag das herkommen. Ein Buchstapel fällt um. Herrje, kann denn niemand in diesem Haushalt aufpassen ? Eine Adresse noch, eine. Meine Güte, müssen die Menschen so unschreibbare Namen und Adressen haben. Die Lupos sind mir ausgegangen. Lena bastelt immer noch Schlösser. Sollten diese Fetzen die Lupos.... ? Aber nein, die hat Sophia in die Toilette gestopft.

Die Zeiger rasen. Wo kommt die ganze Bügelwäsche her und noch wichtiger, wer wird sie je bügeln ?

"Mama, tomm mal, ich hab was debaut für dir!"

"Schön, mein Schatz, schön! Eine hervorragende Idee, die nagelneuen Luftpolsterumschläge erst in die Toilette zu stecken, nur um anschließend Papptürme aus ihnen in der Badewanne zu bauen...!"

 

 

 

augenBloglich 16.11.2004, 21.09 | (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Fragen, die das Leben schrieb

Aus welchem, mir bislang unersichtlichen Grund, schlingt sich der Schlauch eines Staubsaugers immer so um die eigenen Beine, dass man nach rücklings stolpern, an die Glastischkante stoßen, die Tischdecke herunterreißen, zwei Tassen zerdeppern und sich unsanft auf sein - wenn auch gut gepolstertes - Hinterteil setzen muss ?

augenBloglich 15.11.2004, 16.58 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Fehlgriff

Böse Zungen behaupten hin und wieder, ohne meine Kontaklinsen oder Brille sei ich ein gänzlicher Blindfisch. Für genau jene Menschen ist dieser Beitrag nicht bestimmt.

Soeben machte ich mich über unsere Küche her. Während ich so die Edelstahlspühle trocken rieb, wunderte ich mich über die knartzenden, ratschenden Geräusche, die das Trockentuch beim Reiben verursachte. Ein genauerer Blick offenbarte mir dann, dass ich kein Trockentuch, sondern Sophias heißgeliebten Schmusebody zum Putzen genutzt hatte.

Die Druckknöpfe des Bodys waren es, die so schrill über die Spüle knartzten.

Ich geh dann mal und setz mir die Linsen ein.......

augenBloglich 24.10.2004, 08.51 | (0/0) Kommentare | TB | PL

machen machen machen

Vor den Kommunalwahlen irritierten mich immer die Wahlplakate der FDP. Auf angenehm blauem Grund stand dort in fetter gelber Schrift dreimal das Wort "machen" untereinander. Und selbstverständlich der Schriftzug der Partei. Jedesmal wenn ich an einem solchen "machen, machen, machen" Plakat vorbeikam, stellte sich mir die Frage, was die FDP mir damit wohl mitzuteilen hatte ?

Nun. Ich weiß es jetzt. Nachdem ich in den letzten 30 Minuten die folgenden Sätze meiner Töchter zu hören bekam:

"Mama, mach mir bitte einen Tatau!"

"MAAAAMAA; mach mal bitte die Dette richtig!"

"Mama ? Tannst du die Leine am Hundi richtig machen ?"

"Mach mal die Rollos hoch, Mama!"

"Mama, mach doch mal die Tür zu!"

"Mama, bitte mach detz einen Tatau!"

"Mach doch mal Musik an, Mama!"

"MAAAMMMA; mach lauter die Musik! LAUTER! - BIttscheön!"

"Mach mal meine Hose richtig, Mama!"

Ist mir nun völlig klar, dass es sich um ein solidarisches Plakat handelt, gerichtet an alle Mütter der Nation.

Nur leider kommt diese Einsicht zu spät, um gegenseitige Solidarität zu bekunden.....

 

augenBloglich 23.10.2004, 06.27 | (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Porree

Nachdem ich nun gerade - wieder einmal - einen unserer Lieblingssalate zubereitet habe, nämlich einen Schichtsalat, fiel mir ein, dass ich neulich in eine Diskussion darüber geriet, ob Lauch und Porree dasselbe seien.

Ich benutze die beiden Begriffe nämlich synonym und war immer der Ansicht, Lauch sei eben Porree bzw. umgekehrt. Klar weiß ich, dass es noch Lauchzwiebeln und so'n Zeugs gibt, aber das ist ja eben eindeutig kein Lauch.

Jedenfalls wollten mir meine drei Diskussionspartner irgendwie nicht glauben, dass Lauch und Porree ein und dasselbe Gemüse meint. Und als ich gerade besagten Lauch klein schnitt musste ich voller Schmunzeln an diese kleine "Debatte" denken......

Ja ist Porree denn nun Lauch ???

augenBloglich 27.08.2004, 08.27 | (5/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Endspurt

Ich befinde mich, in einem Lebensbereich, gerade auf der Zielgeraden und verfalle in einen heftigen Endspurt. Morgen Mittag, gegen 12 Uhr werde ich die Ziellinie passieren. Bis dahin rauscht der Rest meines Lebens ein klein wenig an mir vorbei.

Ich hoffe sehr, dass danach das kleine Aufatmen kommt.

augenBloglich 20.07.2004, 06.31 | (5/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

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Marie
Toll, dass Du wieder bloggst!
Ich wünsche Dir ein frohes neues Jahr und hoffe, ich lese Dich nun wieder regelmäßig!
2.1.2015-4:56
Hanna
Nochmal herzlichen Dank für die Hilfe und du hast einen sehr tollen Blog ! (:
26.11.2011-16:21
Gartenfee
Hi, bist du gar nicht mehr hier am Werk??? Das wäre aber schaade.
25.2.2011-23:00
patricia
wie heißt deine lehrerin!!!!!!!!
1.3.2008-16:20
NIcole
Hey, ich find das super das Du Dich durchgesetzt hast bei den anderen Müttern. Ist doch egal was die sagen. Bin stolz auf Dich. lieben Gruß
NIcki
30.3.2007-9:25