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augenBLOGlich - DesignBlog

Selbstbedienungskassen

Als bekennende Onlineeinkäuferin treibt es mich seltenst in irgendwelche Kaufhäuser. Gestern jedoch musste es sein, da ich dringend eine Druckerpatrone benötigte.
Also steuerte ich den hiesigen, neuen "Saturn" an.

Ich wanderte vorbei an Toastern, Waschmaschinen, elektrischen Zahnbürsten, Wäschetrocknern, Fernsehern, Stereo-Anlagen, MP3-Playern, Druckern, Laptops, elektrischen Lockenwicklern und ähnlichen hundertfach herumstehenden Elektrogeräten, ehe ich endlich die in der letzten Ecke gelegene Druckerzubehörabteilung erreichte.

Schnell schnappte ich mir das Gesuchte, entdeckte auf dem Rückweg zur Kasse - vorbei an Rasierern, Lautsprechern, Digicams, Batterien, Mikrowellen, tragbaren CD-Playern, Duschradios, Mixern, Raclette-Geräten, Kopfhörern, Elektrogrills und ähnlichen Geräten - zufällig die Ecke mit den Nintendo Spielen und da eh gerade der ein oder andere Geburtstag ansteht, griff ich auch hier beherzt ins Sortiment und wählte eines der quadratisch, praktischen und von einigen Familienmitgliedern heißgeliebten Spiele.

Nun begab ich mich auf die Suche nach einer Kasse.
Man sollte meinen, die Kassen befänden sich im Eingangs- bzw. Ausgangsbereich, aber da sah ich nichts weiter als flughafencheckmäßige Durchgänge.
Ich wunderte mich etwas ob der skurillen und übertriebenen Sicherheitsvorkehrungen in diesem Laden und meine Augen suchten weiterhin das Riesenareal des Ladens nach einer Kasse ab.

Genervt gab ich irgendwann auf und fragte einen der wenigen Mitarbeiter.

"Hier! Sie stehen doch davor!" pampte dieser mich sichtlich angenervt an und seine aus dem Kopf springenden Augen ließen vermuten, dass ich erstens nicht die erste Kundin war, die ihm diese Frage stellte und er zweitens der Fraktion Frauen-und-Technik-oh-mein-Gott angehörte.

Ich stand also davor.

Nur, hier war niemand!

Ich meine, sitzt an einer herrkömmlichen Kasse nicht eine Kassiererin oder ein Kassierer?

Ich sah mich fragend nach dem charmanten Mitarbeiter um, der genau das auch schon zu kennen schien und sichtlich angenervt und übertrieben ironisch bemerkte:

"Herzlich Willkommen im 21. Jahrhundert. Wir haben hier Selbstbedienungskassen!"

Ooccch, pampig kann ich selber:

"Das sehe ich selber. Ihnen ist aber anscheinend im 21. Jahrhundert die Freundlichkeit verloren gegangen!" sprach ich und wandte mich der Kasse zu.

Auf einem Monitor las ich:

"Legen Sie bitte Ihre Waren scangerecht auf das Band!"

Brav legte ich meine beiden Teile auf das wenig rückengerechte kleine Band nahe des Bodens.

"Das Produkt konnte nicht identifiziert werden!"

Erklärte mir der Monitor. Und weiter las ich:

"Stellen Sie die Ware senkrecht auf das Band!"

Senkrecht, sicher, kein Problem.
Hat schonmal jemand versucht, ein Nintendo Spiel senkrecht auf ein rotierendes Band zu legen?
Nun, ich schon, mit dem Ergebnis, dass das Spiel umfiel.

"Das Produkt konnte nicht identifiziert werden! Stellen Sie die Ware senkrecht auf das Band!"

Ich tat wie mir geheißen. Da ich ja durchaus lernfähig bin und mir bereits nach dem dritten Umfallen klar war, dass das so nicht funktionieren würde, hielt ich das Spiel beim nächsten Versuch mit zwei Fingern fest.

"Bitte berühren Sie die Ware nicht beim Scanvorgang!"

strafte mich der Monitor sofort unmissverständlich ab.

Dies war der Punkt, an dem ich entnervt meine Hände zu Fäuste ballte.

"Es handelt sich um hochsensible Geräte, gehen Sie bitte vorsichtig mit unseren Kassen um!" wies mich da von hinten irgendeine Verkäuferstimme an.


"Und ich bin ein hochsensibler Mensch, behandeln Sie mich bitte entsprechend!" giftete ich zurück.

"Stellen Sie die Ware senkrecht auf das Band!"

Unter den kritischen Blicken des Verkäufers gab ich dem hochsensiblen Gerät eine letzte Chance.

"Doch nicht so", wurde ich hinterrücks zurechtgewiesen "das andere Senkrecht bitte!"

Mittlerweile der Verzweiflung nahe - auch ohne Spiegel wusste ich, dass ich mit vor Wut brennenden, knallroten Backen und widerlichem Achselschweiß kein schöner Anblick war - legte ich das Spiel irgendwie auf das Band.
Nein, ich schmiss es förmlich.

"Bitte bestätigen Sie den Gesamtbetrag!" wurde ich daraufhin vom Monitor angewiesen. Und hinter mir ertönte ein: "Geht doch, sag ich doch!"

Ich bestätigte den Gesamtbetrag per Knopfdruck und nun wollte der Monitor wissen:

"Wie möchten Sie bezahlen?"

Zur Auswahl bot er mir:

Kartenzahlung oder Barzahlung an.


Ich wählte Kartenzahlung und ein roter Weg mit dem Text:
Bitte führen Sie hier Ihre Karte ein
wies mir den richtigen Weg!

Ich musste noch geschätzte hundertmal den Gesamtbetrag bestätigen, ehe ich meine Geheimzahl eingeben durfte!

Zahlung erfolgreich - Warten Sie bitte auf den Kassenbeleg und entnehmen Sie Ihre Karte

Erleichtert nahm ich sowohl Karte als auch Beleg in Empfang und verließ eiligst diesen Laden.

Während ich darüber sinnierte, dass dieser Laden jetzt zwar einige Kassiererstellen eingespart hatte, diese aber durch psychologische Betreuer, die ein Kunde nach diesem Vorgang sicher nötig hat, ersetzen muss, im Grunde also nichts gespart hatte, fiel mir doch tatsächlich noch bevor ich das Auto startete auf, dass meine Waren fehlten.

Ich hechtete zurück in den menschenleeren Laden - kein Wunder - und entdeckte meine beiden Produkte auf dem kleinen Band in Bondenähe.

Auf dem Monitor blinkte es ROT:

Bitte nehmen Sie Ihre Ware vom Band!


Die Welt ist einfach zu modern für mich!











augenBloglich 10.07.2008, 07.55| (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Zeitgeschehen

Die Jeremy Fraktion


Schweißgebadet hatte ich uns endlich einen Tisch erkämpft. Gut, ich musste ein wenig nachhelfen und der russischen Dame, der ich meinen Ellbogen in die Seite rammen musste, um vor ihr am einzig leeren Restauranttisch zu sein, schmerzen sicher noch heute die Rippen, aber man muss Opfer bringen, wenn man in einer 1500 Personen Bettenburg einen abendlichen Essensplatz ergattern will.

Ich hätte dem ältlichem schottischen Herren nicht unbedingt mein Bein in den Weg stellen müssen, richtig, da spielten gewisse Racheglüste eine Rolle, denn der gute Mann hatte wenige Stunden zuvor versucht meine liebreizenden Töchter aus dem Pool zu verbannen.
"Kids, go away!" brüllte er und trampelte auf unseren 3 Euro türkischen Luftmatratzen herum, dass ausgerechnet dieser Mensch den einzigen freien Tisch vor mir ergattern sollte, das ging ja schonmal sowas von gar nicht.

Die Niederländer waren leicht zu überrumpelnn.
"Schauen Sie mal dahinten, wie wunderschön!" rief ich theatralisch und wies mit meiner Hand in das große gähnende Nichts vor unserem Hotel - die Müllhalde dort sah man im Dunkel nicht - und nutzte die Sekunde ihrer Abgelenktheit, um mich schwungvoll vor ihnen auf den freien Stuhl zu werfen.

Dass ich dabei den smarten Italiener vom Stuhl schmiss, der es wagte, sich vorzudrängeln, war im Grunde nur eine logische Konsequenz und eigentlich nicht erwähnenswert.

Quer über den ganzen Restaurantplatz schrie ich meiner restlichen Familie zu und winkte beidarmig und im mich schlagend.
Innerhalb von wenigen Tagen hatte ich es gelernt, mich den anderen Hotelgästen anzupassen und verteidigte nun stolz den errungenen Platz.

Zu sitzen war zwar nur ein erster kleiner Sieg, aber ein nicht zu verachtender.
Mein Blick schweifte direkt zu den umliegenden Tischen, denn was nun noch zum weiteren abendlichen Glück fehlte war Besteck.
Mittlerweile waren wir bescheiden geworden und teilten uns gerne ein Messer, eine Gabel und gegebenenfalls einen Löffel.
Reihum bekam man so, sofern man sich zum Buffett hatte durchkämpfen können, immerhin einen einigermaßen gepflegten Bissen in den Mund.
Die Mädel tendierten eher zur Piratenmethode und hatten schnell gelernt auch non-finger-food mit den Fingern zu verspeisen.

Besteck, so viel hatten wir bereits bei den anderen Reisenden abgeschaut, klaute sich man sich bestenfalls dann, wenn Leichtsinnige eines Tisches sich gleichzeitig in das Buffettgetümmel stürzte.
Die polnische Familie staunte nicht schlecht, als sie zwar mit übervollen Tellern an ihren Tisch zurückkam, aber nun messer- und gabellos dumpf vor den Kuchen- und Kebabbergen saß.

Der pfiffige all-in-one-Tourist baut vor.
Erste Lektion: Lasse Deinen mühsam erkämpften Tisch niemals, auch nicht eine Sekunde, alleine oder gar aus den Augen.

Wir waren für das Abendessen gewappnet.
Alles hätte wirklich schön werden können. Nett sozusagen, sieht man von den sturzbesoffenen Mitreisenden ab, die grölend unter den Tischen, Stühlen oder auch schonmal im Pool lagen.
Ein nettes Abendessen, sofern man zum Buffett gelangte.

Dann aber hatte sich eine deutsche Großfamilie die beiden Tische neben uns erkämpft. Nicht so sittsam wie wir, nein, durchaus nicht.
Sie kamen, rissen den armen Spaniern die Stühle unter dem Allerwertesten weg und schrien: "Ey, ihr wart lange genuch hier, macht euch vom Acker!"

Um wie viel kulitivierter waren da Rippenstößen und Beinchenstellen.
Mit hochgezogener Braue schaute ich verachtend auf die Bollofamilie herab und kümmerte mich um die eine, matschige, mühsam errungene Tomate auf meinem Teller.
"Jeremy, kommse her, ey!" schrie Mutter Proll und mir war sofort klar, dass das abendliche Essvergnügen ab sofort um eine Schwierigkeitsstufe gestiegen war:

Neben Tisch erkämpfen, Besteck klauen und Buffettkampf würde es fortan auch heißen müssen: Weit weg von der Jeremy Fraktion.

Diese hingegen verkündete gerade lauthals: "Ey, die Scheiß Russen, guckma. Teller voll, Hals voll, besoffen. Alles schlechte Menschen, alles." war sich Jeremys Vater sicher.
"Pääätrick, datt kannse so nicht sagen ---- JEREMY, watt hab ich dir gesacht, kerr, komm her jetzt, verdammt ------ sind nicht alle scheiße. Gibt auch gute Russen!" wandte Mutter Jeremy ein und wurde direkt angeschrien:

"Gute Russen, hasse einen Pfeil im Arsch oder watt! Zeigse mir, die guten Russen will ich sehen!"

"Jeremy, hierhin, verhau nicht immer die andern Kinder, kerr, komm her hab ich gesagt sonst setzt ett watt!"

Der Genuss meiner Tomate war durchaus eingeschränkt, denn Jeremy war mittlerweile unter unseren Tisch gekrochen und biss mir in die tief gebräunte Wade.
Ein kleiner Tritt meinerseits beförderte das wohlerzogene Kindchen unter den Tisch unserer besoffenen belgischen Nachbarn.
Sollte Jeremy sich doch an belgischer Wade genüsslich tun.

"J E R E M Y, wo steckste schon widda!" kreischte die verzweifelte Mutter und zündete sich die 47. Zigarette an.

"Boah, stell dir vor, wir müssten datt alles zahlen!" bemerkte ihr Mann und trank das 24. türkische Bier.
Ich beschloss, dass ich diesen Abend ebenfalls nur mit Alkohol überleben würde und drängelte mich an die Bar.
Mit zuvor wohl zurechtgelegten Worten bat ich den Kellner freundlichst, in bestem Oxford Englisch, mir bitte Sprite mit Bier zu mischen.
"Radler?" fauchte mich der Kellner an und ich war so perplex, dass ich nicht antworten konnte.

Diese zögerliche Sekunde nutzte Olga, eine sehr eifrige Russin, die jeder Hotelgast bereits kannte, da sie keine abendliche Animation ausließ und sich gerne und immer wieder auf der abbruchreifen Bühne auszog, um mich zur Seite zu schubsen.
Ich stieß daraufhin einen alten Iren an, der seine Suppe vor Schreck fallen ließ und mich bitterböse anbrüllte.
Es klang zumindest so, als würde er mir die irische Pest an den Hals wünschen.
Mit Sicherheit kann ich das aber nicht behaupten, da meine Ohren mit dem gellenden Geschrei von Mutter Jeremy angefüllt waren:
"Jeremy, lass datt Bein der Tante los. Hörse?"

Jeremy schien nicht zu hören und ich wunderte mich kurz darüber, Frau Jeremy an der 1,3 Kilometer entfernten Bar immer noch hören zu können.
Mittlerweile minimal angenervt drängelte ich drei Damen aus dem Kosovo beiseite und bestellte ein Radler.
Die Kellner hatten gewechselt und der nun hinter der Bar stehende schaute mich an, als sei ich irre.
Wahrscheinlich lag er da gar nicht so falsch.
Ich sagte mein einstudiertes englisches Sprüchlein auf.

"No Inglisch hier this Bar. Russian?"
Russisch wollte ich an diesem Abend nicht unbedingt mehr lernen und verzichtete lieber auf mein Radler.
Auf dem Rückweg zum Tisch, geschätzte 2 Kilometer wagte ich einen Vorstoß zum Buffet und konnte es kaum glauben, als ich noch drei Gurken und zwei Salatblätter erhaschen konnte.
Wenn das mal kein Grund zur Freude war.
Stolz bugsierte ich meinen Teller durch die Menschenmassen.
Da passierte es.
Nicht zum ersten Mal, nein, aber bislang saß ich immer und musste keinen Teller im Stockdunkeln zum Platz balancieren.
Die Stromausfälle kamen regelmäßig und immer öfter, aber warum ausgerechnet, als ich mir ein üppiges Abendmahl hatte ergattern können?

Ich hielt mir den Teller über den Kopf. Nicht, dass noch jemand meine Ausbeute moppsen würde im Dunkeln.
Nach dreiminütiger Dunkelheit sah ich, dass ich meinen Teller schräg gehalten hatte und mein opulenter Salat unter die Treter ganzer Horden von Menschen geraten war.

"Jeremy, scheiße, was machse da?" tönte es in meinen Ohren.

Und ich denk noch so: "Kann Urlaub nicht herrlich sein?" als die volltrunkene Olga mir ihre 234. Vodka-Cola in den Ausschnitt goss.........

augenBloglich 08.10.2007, 20.16| (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Erlebnisse

......und täglich grüßt die Palme.....

Gäbe es eine Steigerung von höher, so müsste ich sie jetzt benutzen, um zu verdeutlichen, wie hoch ich oben sitze ...... auf der Palme.
Ersatzweise kann man sich eine ins Unermessliche gewachsene Palme vorstellen und mich oben drauf.
Wutentbrannt versteht sich und höchstwahrscheinlich mit wenig attraktivem, dafür aber hochrotem Kopf.

Nehmen wir an, man bestellt etwas im Internet.
Ein Vorgang, den ich nunmehr unzählige Male problemlos praktiziert habe.
Sämtliche Fahrer, sämtlicher Versandunternehmen kennen unseren Namen und unseren Briefkasten und unsere Nachbarn, bei denen sie gerne mal unsere Päckchen deponieren.

Nun denn.
Die Ware wird bestellt und direkt bezahlt und man wartet nun.
Man wartet und wartet.
Man wartet noch länger und ist geduldig.

Irgendwann, sagen wir mal so nach zehn Tagen fragt man freundlich nach, wo denn die Ware wohl bleibt.
Der angeblich einsichtige Versandstatus ist nicht abrufbar, dafür liest man immer wieder den freundlichen Hinweis:

"Wir bereiten Ihre Lieferung gerade für die Nachverfolgung vor, deshalb erscheintsie hier noch nicht. Bitte versuchen Sie es später noch einmal."

Dieser freundlichen Bitte kommt man später sowie weitaus später gehäuft nach, nur um immer wieder auf diesen nach wie vor freundlich wie nutzlosen Hinweis zu stoßen.

Also fragt man freundlich per Email nach.
Immerhin benötigt man die Ware bald.

Man erhält eine prompte Antwort mit dem kryptischen Hinweis:

"Sagt Ihnen der Name "Olinski" etwas?"

Nein.
Definitiv nein.
Schön, dass wir jetzt quasi in Ratespielen miteinander kommunizieren.

Ich weise - nach wie vor nett - darauf hin, dass mir der Name "Olinski" rein gar nichts sagt und ich auch nicht wüsste, was "Olinski" mit der von mir bestellten und bezahlten Ware zu tun hat.

Und jetzt beginnt es spannend zu werden und ich fange an, langsam und gemächlich an der Palme emporzuklettern.

XYZ, das Versandunternehmen, behauptet nämlich, die Ware sei am 4.09.2007 an unsere Adresse geliefert worden, unterschrieben habe eben "Olinski".

Ich freue mich für Herrn oder Frau Olinski, dass sie sich nun im Besitz eines wunderbaren Koffersets befinden, das ich bezahlt habe.

Ich hingegen habe von der Ware noch nichts gesehen und kenne auch nach wie vor keinen Herrn und auch keine Frau namens "Olinski".

Nun könnte man ja meinen, es handle sich um irgendeinen Nachbarn, den ich nur (noch) nicht kenne.
Sicher, in einem Großstadtgettho mag dies möglich sein, aber ich halte mich für geistig so fit, dass ich erstens genau weiß, wer im hiesigen Zweifamilienhaus wohnt und auch die Namen der 12 anderen Nachbarn auf unserer gesamten Straße bekomme ich ganz gut zusammen.

Aber nein, so wird mir gesagt, der Fahrer von XYZ habe eingetragen: abgeliefert bei "Olinski" an unsere Adresse.
Leider hat der Fahrer nun auch noch vergessen uns einen klitzekleinen Mitteilungszettel in die Briefkasten zu werfen.


Wir recherchieren also.
Nicht, dass man uns nachsagt, wir hätten nicht alles unternommen, um an unsere längst überfällige Ware zu kommen.
Sämtliche Nachbarn werden befragt, man telefoniert, befragt den hier seit mehr als 20 Jahren zustellenden Postboten.
"Olinskis" bleiben unbekannt.

Richtig wirklich und richtig hoch auf die Palme brachte mich dann gestriges Telefonat mit einer mehr als undiplomatischen Mitarbeiterin der Firma, bei der wir gekauft hatten.

Sie nämlich stellte die Anschuldigung in den Raum, ich könne ja mit "Olinski" unterschrieben haben, um sie um die Ware zu prellen.

Ich bin nicht gerade sportlich. Gut, das ist eine Untertreibung, ich bin mehr als unsportlich, aber sowas von schnell kann man im Grunde eine Palme gar nicht erklimmen.

Nicht nur, dass wir Ware bezahlt und nie bekommen haben, nein, nun werden auch noch haltlose Unterstellungen in der Raum geworfen.
Unglaublich.

Um nicht zu sagen, eine Unverschämtheit, eine Frechheit, etwas, worüber ich mich ohne Ende aufregen kann.

Mein Geld bekäme ich nicht so schnell zurück, sie hätten ja auch die Ware nicht mehr.
(Natürlich nicht, die hat ja auch "Olinski") und überhaupt warf man mir vor, man habe nun sehr viel Arbeit mit dem Vorgang.

Wie unverschämt von mir, bei "HC" zu bestellen.
Statt Schadensbegrenzung zu betreiben wird uns nun vorgehalten, XYZ habe den Nachweis des Fahrers und die Unterschrift von "Olinksi".

Finde ich klasse.
Ich heiße zwar ganz anders, aber egal.
XYZ sagt, sie haben an Olinski geliefert und das an unsere Adresse.
Nachweislich wohnen hier weit und breit keine Olinskis, aber was macht das schon?

Vielleicht hat der XYZ Fahrer dem erstbesten Jogger das Riesenpaket in die Hände gedrückt.
Vielleicht habe ich auch schizophrene Nachbarn, die einen kleinen Olinski in sich herum tragen.

Das alles erklärt zwar nicht die Tatsache, dass der Fahrer uns nichtmal benachrichtig hat, aber der Firma ist das egal.

Wo "Olinski" unterschrieben hat, muss auch "Olinkski" wohnen.

Vielleicht sollte ich einen Nachweis des Einwohnermeldeamtes verschicken, so als Beweis dafür, dass es niemanden weit und breit mit diesem Namen gibt........

Alles "Olinski" oder was?

augenBloglich 13.09.2007, 17.08| (4/1) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Alltagskram

Panik im Freibad

Freibadwetter.
Die Kinder hatten lange genug warten müssen, also zogen wir heute gut bepackt und bestens ausgerüstet ins Freibad, genossen, Sonne, Faulenzen, Wellenbad und Picknick.

Selbstverständlich hörten wir die Sirenen.
Laut genug sind sie ja, aber faul auf der Decke liegend dachte ich nur:
"Irgendwo wird was passiert sein!"

Als das Geheul näher und näher kam wurde mir erstmalig mulmig und ich erinnerte mich daran, vor einigen Jahren in genau diesem Freibad schon einmal mitbekommen zu haben, wie ein Kind ertrunken ist.

Die Panik brach aus, als erste Feuerwehrwagen in das Freibad bogen und uns förmlich über die Decken fuhren.
Nicht ein Wagen, nicht zwei Wagen..... nein, die Wagenreihe, das Sirengeheul, das Blaulicht nahmen kein Ende und nachdem Sophia zuerst in hysterisches Gebrüll ausbrach, folgten die anderen Kinder unmittelbar und befand, es sei Zeit zu gehen.

Vermummte Feuerwehrmänner sprangen zwischen uns her, Lautsprecherdurchsagen versuchten uns irgendetwas klar zu machen, nur leider übertönten die Martinshörner das Gesprochene.

Also beruhigte ich die Mädel, packte hastig unseren Kram und wir verließen, wie tausende anderer Besucher, zügig das Freibad.

Vor dem Eingang weitere Fahrzeuge der Feuerwehr, Rettungswagen, Polizei und bereits Verkehrschaos.

Ich fragte einen Polizisten, was denn überhaupt los sei und erhielt die Information, es gäbe große Unregelmäßigkeiten mit der Wasseraufbereitungsanlage.

Plötzlich meinten alle Umstehenden - natürlich - sowieso und überhaupt einen Chlorgeruch wahrgenommen gehabt zu haben.

Ich nicht.

Das Szenario war furchteinflößend und sehr beeindruckend.
Noch nie zuvor habe ich so ein Aufgebot von Feuerwehrfahrzeugen, Rettungswagen und Polizei gesehen.

Was bleibt ist eine Gänsehaut.

augenBloglich 15.07.2007, 19.22| (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Erlebnisse

Können Sie nicht......

..........ohne Ihre Kinder einkaufen gehen?


Dies wurde ich heute gefragt, als ich mit diesen beiden jungen Damen im Supermarkt einkaufte:





Die Mädel kicherten so vor sich hin, als der Mann ergänzte:

"Können Sie sich vorstellen, dass andere Menschen sich durch Kinder gestört fühlen? Nein, oder? Aber durch Raucher. Das ist doch ein Witz!"

Dann zog der Mann seines Weges und wir weiterhin kichernd des unseren.

augenBloglich 13.07.2007, 13.08| (6/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Erlebnisse

So schlecht ist der Sommer nicht......

.......schrieb mir heute wer per Email:

"wenn man die passenden Schuhe hat!"







augenBloglich 11.07.2007, 14.21| (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Schmunzelwertes

Wer ist eigentlich Sarah Kuttner?

Ich werde alt.
Nein, machen wir uns nichts vor: Ich bin alt!
Hätte Sarah Kuttner vor annähernd 20 Jahren gelebt, hätte ich sie sicher gekannt.
So aber bin ich eindeutig zu alt für eine halbprominente MTV und VIVA Moderatorin.

Würde Frau Kuttner in geschätzten neun Jahren leben, würde das die Wahrscheinlichkeit, dass ich sie aufgrund häuslicher Teenager TV-Exzesse kennen würde, um ein Vielfaches steigern.

So aber ist mir Frau Kuttner unbekannt.

"Du musst mal das Buch von der Kuttner gelesen!" riet man mir nun aber gestern und ich durchforstete mein Hirn nach dem Namen, um ihm einen litarischen Genre zurordnen zu können.

Die Mühe, das weiß ich jetzt, hätte ich mir sparen können, denn Frau Kuttners Buch ist klassisch genrelos.

Der Titel sprang mich ja nun förmlich an: "Das oblatendünne Eis des halben Zweidrittelwissens" und ich erwartete Humoreskes.
Bitter war die Enttäuschung, denn alles, was ich lesen konnte war flach, hohl und überflüssig.

Mag sein, mir fehlt das Spätpubertierende, was man zu brauchen scheint, um Frau Kuttners Buch zu mögen.

Wer natürlich auf Fragen wie: "Rudolf Mooshammer ist ermordet worden. Zu diesem Thema ist alles gesagt, oder?" so brillante Antworten wie: "Ja!" lesen mag, dem sei das Buch dringendst und wärmstens empfohlen.
Ganz besonders amüsant auch Frau Kuttners Tipps - hier sei mal der an Herrn Wickert herausgegriffen: "Einfach mal aufstehen!"

187 Seiten hohles Geschwätz, nutzlose Gedanken und Antworten auf Fragen, die zumindest mich nicht interessieren.

Oblatendünn sind hier sowohl Inhalt als auch Humor.
Da nutzt es auch nichts, dass man auf der Rückseite ein schmallippiges Lob von Harald Schmidt lesen kann.

Wer ist eigentlich Frau Kuttner?
Eine Frau, die Bücher schreiben kann, ohne sie mit Inhalt zu füllen.
Das muss man erstmal schaffen.

augenBloglich 11.07.2007, 13.55| (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Bücher

Mütter

Wenn etwas spannend zu beobachten ist, dann sind es Mütter.
Es fasziniert mich immer wieder, wie kämpferisch sich Mütter ins Spielplatzgetümmel werfen können, aus Sorge, dem eigenen Nachwuchs könnten böse Ungerechtigkeiten widerfahren.
Bislang focht ich diese, meine mütterlichen Kämpfe ja lediglich innerlich aus und ergötzte mich nur am Anblick zeternder, keifender Mütter, die sich noch stritten, während der Nachwuchs schon vergessen hatte worum es eigentlich ging und wieder friedlich miteinander spielte.

Unsere Mädel müssen diese Schlachten stets alleine schlagen, da ich Rabenmutter ja den Standpunkt vertrete, dass sie genau dies lernen müssen.

Neulich aber, ich muss es gestehen, hätte ich meine guten Vorsätze fast - aber eben nur fast - gerne vergessen.

Es war in einem Indoor-Spielplatz, der u.a. fünf große und äußerst begehrte Trampolin Flächen für das kindliche Vergnügen anbot.
Da aus Sicherheitsgründen immer nur ein Kind auf einem Trampolin springen durfte, wies eine junge Frau, dort beschäftigt, die Kinder ein.
Jedes Kind durfte zehn Minuten springen, dann wurde gewechselt.

Lena und Sophia standen nun also schon eine ziemliche Weile geduldig in der Schlange und sollten beim nächsten Wechsel an die Reihe kommen.
Während Sophia schon auf einem Trampolin herum hoppste, stand Lena nur verlegen vor einem Trampolin, auf dem ein Mädchen sprang, das nicht zu wechseln bereit war.

Lena bat das Mädchen zu gehen, es sei Wechselzeit und auch die Angestellte des Spielplatzes bat um den Wechsel.
Das Kind ignorierte sowohl Lena als auch die junge Frau, strahlte seine Mutter an, die seitlich dabei stand und Lena wegschickte, der jungen Angestellten eröffnete:

"Meine Tochter springt noch nicht lange genug!"

Nun, ihre Tochter sprang, wie die anderen Kinder eben auch, genau zehn Minuten, aber, so meinte diese Mutter:
"Das entscheide immer noch ich, wielange mein Kind hier springt!"

Lena stellte sich brav, aber sichtlich gefrustet wieder in die Reihe, die junge Angestellte traute sich nicht mehr etwas zu sagen, das Mädchen hoppste glücklich weiter.

Und ich, ich saß auf heißen Kohlen. Natürlich riss mich eine Woge mütterlichen Kampfgeistes hinweg, aber ich dachte an die keifenden, streitenden Mütter, die ich schon genüsslich amüsiert beobachtet hatte und blieb sitzen.

Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass meine Kinder auf Kinder treffen für die anscheinend andere Regeln gelten, weil die Mutter oder der Vater ihnen individuelle Regeln erschaffen.

Ich mache mir wenig Sorgen, wer letztlich im Leben den Kürzen ziehen wird.

augenBloglich 10.07.2007, 07.14| (4/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Gedanken

Amazonwunschzettel

Eigentlich komme ich einigermaßen gut klar mit dem Internet.
Eigentlich.
nachdem sich die Nachfragen häufen, was man mir denn zum Geburtstag schenken könnte, hielt ich die Idee, mir einen Amazonwunschzettel anzulegen nicht nur für äußerst bequem und praktisch, sondern auch für sehr sinnvoll.

Sich die Bücher auf den eigenen Wunschzettel zu pappen, das war auch wirklich kein Problem.
Leider habe ich den Rest des ausgeklügelten Systems nicht so ganz verstanden.

Ich mailte also stolz meinen - so dachte ich zumindest - Wunschzettel und erhielt auch prompte Rückmeldungen.
Irritierte und erheiterte Rückmeldungen.
Man wollte wissen, was ich denn mit all den schlüpfrigen Filmchen wolle.......

Schlüpfrige Filmchen?
Ehrlich gesagt, ich war mir sicher, dass mein Wunschzettel nur nette und in keinster Weise schlüpfrig anmutende literarische Werke enthielt.

Es dauerte eine Weile bis ich begriffen habe, dass ich einen wildfremden Wunschzettel an die Leute gemailt hatte.
Meinen eigenen hatte ich nämlich auf: nur für mich sichtbar eingestellt.

Aber bitte, was ist das für eine dämliche Funktion für einen Wunschzettel.
Oder eine traurige Funktion, muss man sich dann all seine Wünsche alleine erfüllen?

Mittlerweile ist mein Wunschzettel also öffentlich und ich konnte ihn auch direkt vermailen.

"Langweilig!" sei mein Wunschzettel, der erste sei viel amüsanter gewesen.

Bin gespannt, wie viele schlüpfige Filme ich bekommen werde.


augenBloglich 09.07.2007, 14.32| (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: InterNETTiges

Wahrnehmungsdifferenzen

Jetzt, wo ich wieder sehr viel beleibter durch die Gegend laufe, bin ich naturgemäß sehr empfindlich diesbezüglich. Ganz nach dem Motto, jeder kann zwar sehen, wie dick ich bin, aber er möge sich bitte hüten, sich dazu zu äußern.

Meine Kinder legen diesbezüglich da eher eine gewisse Gelassenheit an den Tag.
Wir haben da zum Beispiel einen Bekannten, der meiner Wahrnehmung nach mindestens doppelt so dick ist wie ich.

Um so mehr irritiere mich heute früh die Unterhaltung meiner Töchter:

"Ich haben einen geangelt!" schrie Lena (die an einem imaginären See saß und noch imganinärer angelte).

"Einen dicken Öschimann?" wollte Sophia wissen.

"Ja, ganz dick!" antwortete Lena.

"Wie dick?" wollte Sophia eine genauere Auskunft "So dick wie Herr M. [besagter Bekannter]?"

"Viel dicker!"

"Wie dick denn dann? So dick wie Mama?"

"Ja, wie Mama!"

Mir scheint, ich muss da ein wenig an meiner Wahrnehmung, besser noch an meinem Gewicht arbeiten.

augenBloglich 09.07.2007, 14.16| (0/0) Kommentare | TB | PL | einsortiert in: Gedanken

Ältere Damen in der Eisdiele

"Mama, haben wir eigentlich im Popo ein Loch?" fragt mich Lena, während wir in der Eisdiele sitzen und mir fällt auf, dass meine Tochter dazu neigt, ausgesprochen laut zu sprechen.
Während ich mir noch eine pädagogisch wertvolle Antwort - immerhin hören alle umliegenden Ohren zu - überlege, verdreht Sophia die Augen und erklärt:

"Na klar, woher soll sonst das Aa aus dem Po kommen?"
Auch unsere jüngste Tochter scheint der Meinung zu sein, dass sämtliche Mitmenschen an Schwerhörigkeit leiden und ich grinse entschuldigend in die aufmerksame Eisdielenrunde.

"Mama, warum fällt so ein Zäpfchen dann nicht aus dem Po wieder raus?" das Thema hat es Lena sichtlich angetan und auch Sophia denkt angestrengt nach.

Bevor ich antworten kann wenden sich uns zwei ältere Damen zu und eine bemängelt:
"Zu MEINER Zeit waren das noch keine Gesprächsthemen während des Essens!"

"Warum?" fragt Lena sichtlich neugierig "Hast Du kein Loch im Po?"



augenBloglich 05.07.2007, 17.44| (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Nachwuchs

Ekelfaktor

Nehmen wir mal an, Sie wären eine Frau und besäßen genau ein Paar Ohrringe.
Nicht wertvoll, nicht kostbar, Silberschmuck, schlicht mit reinem Erinnerungswert.
Nehmen wir weiterhin an, aus welchen ominösen Gründen auch immer, gelänge es Ihnen, dieses Paar Ohrringe versehentlich in die geöffnete Toilette zu werfen.

Da Sie als diese Frau schon häufiger mit dieser Art selbstverschuldeter Trotteleien zu kämpfen hatten, nehmen sie die Situation erstmal gelassen und widmen sich dem klingelnden Telefon.

Angenommen nun, Sie kämen nach dem Telefonat wieder ins Bad, sähen Ihre Tochter, die sich gerade von der Toilette erhebt und säubert und hören diese sprechen:

"Mama, ich musste heute ganz viel machen!"

Gut, Sie wären ja also nun diese Frau und es stellt sich die Frage, lassen Sie Ohrringe Ohrringe sein oder gehen Sie auf die Suche?




augenBloglich 01.07.2007, 13.42| (4/2) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Alltagskram

Rollstuhl rabiat

Freitag Abend in der Schlange vor dem Zirkuszelt.
Die Ferienspaßwoche neigte sich dem Ende und Höhepunkt entgegen.
Eine Woche lang hatte Lena mit ihrer Freundin und über 80 anderen Kindern im Zirkus für die Vorstellung geprobt.
Die gespannten Eltern warteten nun neugierig darauf, dass der Zirkus seine Pforten öffnete.

Mit einem Male wurde ich derart unsanft von hinten angerempelt, dass meine Tasche von der Schulter in eine große Pfütze rutschte, ich selber mit der Stirn hart gegen einen Zeltpfosten stieß.
Als ich empört über meine Schulter blickte sah ich einen älteren Herrn, der mich böse anblaffte:

"Sehen Sie nicht, dass meine Frau im Rollstuhl sitzt?"

Der Rollstuhl mitsamt Frau stand ein gutes Stück hinter uns in der Schlange und natürlich hatte ich seine Frau nicht gesehen.

Der Mann drückte und drängelte weiter, stieß mir seine Ellbogen in die Seite, trampelte auf meine Tasche und fauchte:

"Nun machen Sie schon Platz!"

Ich hätte sicher gerne Platz gemacht, nur standen wir alle schon derart eng zwischen den Absperrgittern, dass es schlicht unmöglich war Platz zu machen und das versuchte ich dem Herrn auch noch einigermaßen freundlich zu erklären.

Als ich mich bückte, um meine Tasche aus dem Dreck zu holen, trat er mit seinen festen Stiefeln auf meine Hand.

"Ich hab doch gesagt, machen Sie Platz!" herrschte er mich daraufhin an und mir traten vor Schmerz die Tränen in die Augen.
In diesem Moment fuhr mir von hinten seine Frau mit dem Rollstuhl derart heftig in die Waden, dass ich auf meine Freundin kippte und mit dieser in die Pfütze zu meiner Tasche fiel.
Als wir uns wieder aufrichteten stieg heißer, lodernder Zorn in mir hoch.

Just in diesem Augenblick wurde das Zelt geöffnet und mit einem letzten plumpen Stoß drängte der Mann an uns vorbei und auf den Ordner zu.

"Meine Frau sitzt im Rollstuhl und kein Schwein macht Platz!" schrie der Herr dem verdutzten Ordner entgegen.

Dieser erwiderte:

"Wir haben für Rollstuhlfahrer doch Logenplätze reserviert, sie müssen nicht so drängeln!"

"Ich drängle, weil diese Frau" sein Finger zeigte unmissverständlich auf mich "weil diese unverschämte Frau uns nicht vorbei gelassen hat!"

Ich spüre den Zorn heiß in mir wallen, beiße mir aber auf die Zunge, ganz wohlerzogene Tochter und setze mich stumm an meinen Platz.

"Das ist Diskriminierung!" höre ich den Mann schreien und seine Frau flucht ebenfalls lautstark vor sich.

Die Menschen um mich herum sind sichtlich genervt, man hört es leise, unwillig grummeln, aber niemand - auch ich nicht - wagt es, das Wort zu erheben.

Warum eigentlich?

Ich bin stinksauer, platze vor Wut, sage aber nichts, weil die Frau im Rollstuhl sitzt und es politisch und menschlich eventuell nicht korrekt sein könnte, wenn ich eine solche Frau und ihren Mann anpampe?

Das Geschehene lässt mir keine Ruhe und ich frage einen Tag später einen Freund, ebenfalls an den Rollstuhl gebunden, was er von der Sache hält.

Er grinst erstmal.
Denkt nach und sagt dann:

"Weißt Du, das ist die kleine Macht, die wir über Euch Nichtbehinderten haben!"

Wieder dieses Grinsen und dann:

"Du bist selbst Schuld! Hätte Dich wer angerempelt ohne Frau im Rollstuhl hättest Du Deine Meinung gesagt. So aber kam das Mitleid durch und die Angst als Diskriminierer dazustehen. Also kämpfst Du innerlich mit Deinem Zorn und schluckst ihn herunter. Ziemlich herablassend."

"Herablassend?" frage ich schon wieder empört.

"Ja, herablassend. Vielleicht wollen diese Menschen gar nicht Dein Mitleid oder eine Sonderbehandlung. Vielleicht wollen sie, dass Du sie behandelst wie jeden anderen auch. Was gibt Ihnen das Recht, so herum zudrängeln? Wo steht, dass Rollstuhfahrer als erstes ins Zelt müssen oder dürfen oder sollen? Wo steht, dass Rollstuhlfahrer die Gesetze der Höflichkeit missachten dürfen!"

Nirgends. Natürlich steht es nirgends.
Aber warum dann das Gefühl in mir, man dürfe den beiden Menschen nicht böse sein, obwohl man es definitiv ist?

"Die haben sich schlecht benommen und nicht Du, weil Du stinksauer warst!" erklärt mir der Freund.
"Und das ist es, was ich mit kleine Macht meine. Ihr sorgt Euch darum, ob Ihr uns mit dem Wort Behinderter verletzt, sorgt Euch darum, ob man öffentlich sauer sein darf, wenn sich einer von uns schlecht benehmt. Wir können machen was wir wollen, wir haben immer diesen Sonderstatus. Und Ihr merkt nichtmal, wie lächerlich das ist.
Ich bin behindert, denn ich werde durch die Behinderung am Gehen gehindert. Egal wie Ihr das nennt. Und ich bin ein Mensch und habe mich an zwischenmenschliche Höflichkeitsregeln zu halten. Und wenn der Typ das nächste Mal ankommt und durch will, dann sagst Du ihm: Dahinten ist das Ende der Schlange!"

augenBloglich 01.07.2007, 13.34| (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Erlebnisse

Wie oft ist eigentlich häufig?

Gestern rief mich die Mutter eines Schulkindes aus unserer Gegend an, um mich zu fragen, ob Lena auch ein so unmöglich geschriebenes Zeugnis bekommen hätte.
Mir lag auf der Zunge zu antworten, dass es ja auch ein wenig am Kind läge, wie unmöglich denn nun das Zeugnis ausfällt, aber mir war so danach nett zu sein und darum fragte ich freundlich nach, was sie denn genau meinte.

"Nun ja", erklärte sie daraufhin "in unserem Zeugnis steht: XY kam häufig viel zu spät in den Unterricht!"

Anscheinend wurde an dieser Stelle eine Äußerung meinerseits erwartet und so fragte ich nach, ob die Aussage denn stimmen würde.

"Nein!" entrüstete sich die Mutter "das kommt vielleicht zweimal die Woche vor, aber würdest Du das häufig nennen?"

Rein verständnishalber - ich neige ja durchaus schon mal zu zwischenmenschlichen Missinterpretationen - wollte ich nun wissen, ob sie mit zweimal die Woche regelmäßige zweimal die Woche meinen würde.

"Manchmal vielleicht auch dreimal, aber das eher seltener!" erfuhr ich und hörte weiterhin: "Die Kinder gehen an fünf Tagen in der Woche zur Schule. Wenn YX zweimal in der Woche zu spät kommt, dann macht das nichtmal 50% aus."

Ganz neue Perspektiven eröffneten sich mir da, aber ich konnte es mir nicht zu verkneifen zu fragen, warum das Kind zweimal die Woche zu spät in die Schule kommt? Insbesondere, wenn man direkt neben der Schule wohnt!

"Wir schlafen halte gerne!" war die ehrliche Auskunft ehe wir uns der Diskussion näherten, was denn nun in einem Zeugnis mit "häufig" beschrieben werden darf.

"Häufig ist für mich auf jeden Fall über 50%!" meinte die andere Mutter und ich gestand ihr, dass ich mir da prozentual gesehen noch nicht wirklich Gedanken zu gemacht hätte.

"Das ist genau euer Problem! Ihr denkt zu wenig nach!" wurde mir nun vorgeworfen und es war durchaus deutlich, dass damit die gesamte Lehrerschaft angesprochen war.

Mein Hinweis, das am besten mit der betreffenden Lehrerin der betreffenden Schule zu klären wurde direkt verworfen:

"Wenn Du schon sagst, Du weißt nicht wie oft "häufig" ist, dann brauch ich da nicht mehr zu fragen!"

Und somit habe ich es in einem privaten Telefonat geschafft, die komplette hiesige Lehrerschaft als unzureichend einzustufen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich verspreche, ich werde nie mehr Äußerungen über die Häufigkeit von "häufig" kundtun, ehe es nicht einen ministeriell festgelegten Häufigkeitsprozentsatz gibt!

Es grüßt nach wie vor unwissend, wie oft denn häufig ist,
s.

augenBloglich 24.06.2007, 09.50| (4/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Alltagskram

Wir müssen über Kevin reden

Ich verschlinge Bücher gleich Chips, nahezu unersättlich. Habe ich eines ausgelesen, greife ich zum nächsten, nutze sie als Fluchtmomente im Alltagstrubel, die mir Ausgleich, Entspannung oder gar den Blick über den Tellerrand ermöglichen.

Dieses Buch fand mich per Zufall. Ja, es fand mich, nicht ich es. So zumindest kam es mir vor.
Auf dem runden, blankpolierten Eichentisch in der kleinen Buchhandlung, die ich nur aufsuchte, um mich vor einem überaschenden Platzregen ins Trockene zu flüchten, lag es inmitten angepriesener Bestseller.
Unscheinbar, obwohl der knallrote Umschlag Signalwirkung ausstrahlen müsste, aber das Buch hatte nichts von all dem Merchandising der drumherum gelagerten Harry Potters und Schätzings.

"Wir müssen über Kevin reden" forderte mich der Titel auf und folgsam griff ich das Buch, las den Rückentext und - wie es eine meiner Eigenheiten ist - den ersten Satz, ehe ich mir sicher war, dieses Buch lesen zu müssen.

"Kurz vor seinem sechzehnten Geburtstag", so informiert der Rückentext "richtet Kevin in der Schule ein Blutbad an. Innerhalb weniger Stunden ist das Leben seiner Mutter Eva nicht mehr, wie es war. Von allen verurteilt, findet sie den Mut, sich in aller Offenheit quälenden Fragen auszusetzen: Hätte sie ihre Ehe retten können? Hätte sie ihr Kind mehr lieben sollen? Hätte sie das Unglück verhindern können?"

Bereits die ersten Seiten waren eine sprachliche Offenbarung für mich. Unabhängig vom Inhalt bot sich mir eine sprachliche Ausdruckskraft, die ich selten in Büchern habe finden können bislang.
Beschämt fühlte ich mich selbst gefangen in meinem geringen Vermögen, das auszudrücken, was mir am Herzen lag und liegt. Mein eigenes Sprachvermögen erschien mir mit einem Mal verkümmert und desolat.
Da schrieb jemand wie ich dachte.
Nicht zwangsläufig was ich dachte, aber wie ich dachte und erst später dann kam die Erkenntnis, dass durchaus auch das was ich dachte, denke, denken werde in diesem Buch auf eine Art und Weise zum Ausdruck kommt, wie sie eindringlicher nicht beschrieben werden kann.

Das Buch zog mich von der ersten Seite in seinen Bann.
Ich erkannte mich in Eva wieder. Dieser Frau, die selbstbewusst und durchaus mit einer kleinen selbstherrlichen Note durch das Leben schritt, ihr Leben meisterte, wie man so schön zu sagen pflegte und sich nun in zahlreichen Briefen ihrem Mann offenbart.

Viele ihrer Gedanken waren auch schon meine Gedanken, natürlich nicht in so sprachgewandter und wortgewaltiger Weise, aber im Kleinen, im Stillen, in mir.

Die Kritik, die das Buch von vielen Lesern ertragen muss - es habe Längen - kann ich nicht teilen, weil allein die Art des Schreibens mich fesselte und beeindruckte.
Je mehr ich las, je mehr Seiten ich verschlang, je schwieriger wurde es für mich, mir das Bewusstsein dafür zu erhalten, dass die Autorin Lionel Shriver hier kein authentisches Buch geschrieben hat, sondern eine fiktive Geschichte.

Die Fiktion liest sich zu echt, zu natürlich, zu beklemmend, zu authentisch.

Ich mache mir nichts vor. Voyeurismus meinerseits muss im Spiel gewesen sein. Die Lust daran, das Entseztliche zu lesen, zu lesen, wie Menschen einen Amoklauf erleben, zu erfahren, was geschehen ist.
Das Leiden einer Mutter, das Mitleiden von einer Seite, die nicht betroffen ist, etwas Entsetzliches liest, darüber hinweg liest in dem Glauben, es beträfe immer nur andere.

Langsam führt Eva uns anhand ihrer Briefe durch ihr Leben. Ihr Leben, das ihres Mannes, ihres Sohnes.
Ich genieße es in den Alltag dieser mir so fremden Familie zu blicken, erkenne Hoffnungen, Wünsche, Ängste, sehe aber auch auf Trostlosigkeiten, die an manchen kleinen Stellen Gemeinsamkeiten mit eigenen Trostlosigkeiten verdeutlichen und verspüre Solidarität, wenn es darum geht, dass es unglaublich schwierig ist seine Mutterrolle nahezu perfekt ausfüllen zu wollen.

Ich erlebe Kevin, ein freudloses Kind, erlebe sein Aufwachsen und das, was sich da mal subtil, mal brutal zwischen Vater, Mutter und Sohn abspielt.
Und weil der Rückentext es bereits verrät, sehe ich das, was da Brief um Brief auf uns zukommt.

Ich habe selten ein so eindrucksvolles Buch gelesen. Ein Buch, das ich gestern nach dem Auslesen nicht einfach weglegen konnte, um mir das nächste zu greifen.
Vielleicht ist es auch die Nachhaltigkeit, die mich bewegt.
Vielleicht einfach nur die Tatsache, dass es auch mich treffen kann.
Jederzeit. Als Mutter, als Freundin, als Lehrerin, als Frau.

Ich legte das Buch auf den Nachtisch, löschte das Licht und ließ die Tränen im Dunklen meine Wangen hinabrinnen.
Vielleicht, weil da ein ganz kleines Stück "ICH" irgendwo in diesem Buch versteckt ist.
Vielleicht aber auch, weil es eine furchtbar traurige Geschichte ist.
Und vielleicht, weil ich ein wenig neidvoll auf die Frau schaue, die derart wunderbar schreiben kann.



augenBloglich 22.06.2007, 11.40| (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Bücher

Bildungszwang

Ich würde mich nicht als Opernliebhaberin bezeichnen, dafür fehlt mir das Wissen, aber ich mag Opern.
Ich muss so um die 24 gewesen sein, als ich das erste Mal eine Opernaufführung besuchte und es hat mich beeindruckt.
Nicht geprägt, nicht beeinflusst, aber nachhaltig durchtönt.

So kam es also, dass ich Karten für die Kinderoper erstand.
Mozart sollte hier aufgeführt werden - eine Reise aus 1001 Nacht - die Entführung aus dem Serail.

Ich erinnerte mich kurzzeitig an das ganz furchtbare Buch: Weltwissen der Siebenjährigen (oder so ähnlich), in dem die Autorin beschrieb, wie wichtig es sei, dass ein Kind von sieben Jahren bereits eine Oper kennen lernen konnte.
Dies und Pisa - man will sich ja nicht nachsagen lassen, die eigenen Kinder im Unbildungssumpf verrecken zu lassen - bewogen mich also diese Karten zu kaufen.

Ich persönlich war auch mit 24 noch ganz zufrieden, erstmalig Kontakt mit der Oper gehabt zu haben.
Ich würde auch niemals so weit gehen und behaupten, ich hätte mich vorher ungeliebt, ungebildet oder sonstwas gefühlt, aber, wir leben in anderen Zeiten und bilden die Kinder wo und wie es nur geht.

Der Opernsonntag kam und die Sonne schien.
Bei 33 Grad quetschte ich meine Töchter ins heiße Auto und versprach ihnen - leichtsinnigerweise - großes Vergnügen.
Sophia wollte lieber ins Planschbecken, Lena in den Garten, aber wie gesagt, Pisa steckt auch mir in den Knochen, die Oper rief.

Da hatten sich nun alle bildungshungrigen Eltern mit ihrem bildungsbezwängtem Nachwuchs versammelt.
Die Kinder sahen lustlos aus, die Eltern eher gequält.

Als die ersten Schauspieler die Bühne betraten bekam Sophia Angst und hüpfte mir auf den Schoß.
Die Oper begann.

Nach ca. 45 Minuten hörte ich den Jungen neben mir fragen:
"Wann singen die denn endlich mal deutsch?" und hörte den Vater antworten:
"Weiß ich doch nicht. Datt is ne Oppa!"

Nun, die Darsteller sangen bereits Deutsch, aber darauf hinzuweisen war mir jetzt auch zu kluggeschwätzt, also behielt ich mein Wissen für mich.
Sophia langweilte sich furchbar. Lena amüsierte sich mit einer Packung ungesunder Mentos und kam so ganz gut über die Runden.
Ich persönlich hätte die Oper jetzt auch nicht sooo dringend gebraucht, aber man kann ja den Horizont der eigenen Kinder nicht oft genug, früh genug, sinnloser genug erweitern.

Kurzzeitig machte die Sache Sophia dann doch Spaß, als die Kinder mitmachen und einen Bauchtanz erlernen durften.
Sie verfiel anschließend schnell wieder in schwitzende Lethargie und ich konnte das sehr gut nachvollziehen.

"Mama, warum muss ich hier sitzen und darf nicht schwimmen?" wollte mein Kind kläglich jammernd von mir wissen und ich konnte ihr keine wirklich gute Antwort geben.

Vielleicht hätte ich ihr erklären sollen, dass ich kurzzeitig die hirnrissige Idee hatte, Opernbildung sei wichtiger als Matschen im Garten.
Oder ich hätte anführen können, dass Pisa nun auch in meinem Kopf angelangt ist, ich mich den Bildungszwängen unserer Zeit gebeugt habe.

"Ich dachte, es würde uns Spaß machen hier zu sein!" war meine lahme, fadenscheinige und an den Haaren herbei gezogene Entschuldigung.

So kann man sich täuschen.
Ich habe meinen Töchtern einen unbeschwerten Gartennachmittag gestohlen.
Ich habe sie beraubt und ihnen Bildung übergeworfen wie ein ungeliebtes Kleidungsstück.

Habe mich anstecken lassen von dieser Massenhysterie, dem Glauben daran den Kindern mit der Besuch der Oper quasi das Abi in die Tasche gesteckt zu haben.

Beschämt bin ich anschließend mit meinen Töchtern nach Hause gefahren.
Kinderoper!
Gewissenberuhigung für Eltern und Erwachsene.

Den Sommer genießen wir draußen.
Ohne Opern, ohne Wletliteratur.
Ohne Lernspiele, ohne Wissenrekorde.

Ich lasse meine Töchter Kind sein.
In die Oper können sie immer noch.
Wer weiß wie lange sie noch matschen mögen.......




augenBloglich 20.06.2007, 18.45| (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Gedanken

Die Pisa Polizei

Tragisch komisch:

*** Die Pisa Polizei ***

Falls man immer schonmal wissen wollte, was der Komposthaufen mit Mozart zu tun hat.....

augenBloglich 06.05.2007, 10.45| (0/0) Kommentare | TB | PL | einsortiert in: Wissen

das Diktat

"Mama, wir haben heute ein Diktat geschrieben!" erzählt mir unser Schulkind vorhin stolz
"Ich war als erste fertig. Ich hatte schon Reihe vier, weißt du was, Mama, da waren die anderen erst in Reihe eins!"

"Wie geht das denn?" frage ich irritiert nach "Hat die Lehrerin denn den Text nicht diktiert?"

"Doch, aber ich wusste schon was sie sagen wird und hab dann vorgeschrieben!"

Wir warten mit großer Spannung auf die Rückgabe dieses Diktates.

augenBloglich 20.04.2007, 19.00| (6/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Nachwuchs

Eigenschaften

Gerade habe ich online eine interessante Stellenauschreibung entdeckt. Seltsamerweise möchte man den Bewerbungsunterlagen folgendes beifügen:

Bitte nennen Sie drei Adjektive, die Sie treffend beschreiben.
Nennen Sie weiterhin drei Adjektive, die auf Ihre Person nicht zutreffen.
Nennen Sie uns freundlicherweise die drei Adjektive, von denen Sie meinen, dass andere Menschen Sie als für Ihre Person sehr zutreffend wählen würden.


1. kompliziert, nachlässig, chaotisch

2. sportlich, elegant, ordentlich

3.
Keine Ahnung !

augenBloglich 03.02.2007, 20.18| (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Gedanken

Menschen

Ich treffe täglich Menschen und ich liebe das.
Menschen zu beobachten, kennen zu lernen, mit ihnen zu reden und mich von Ihrer Aura umfangen zu lassen.
Es sind so viele Menschen um mich herum gewesen in meinem bisherigen Leben.
Wie Muscheln an einem Sandstrand.
Hin und wieder hat man das Glück ein ganz besonders schönes und interessantes Exemplar zu entdecken.
Eines, das man am liebsten nicht wieder hergeben möchte, weil Form, Farbe, Duft oder sonstwas einen gefangen nehmen und faszinieren.

Was macht einen Menschen zu etwas Besonderem? Ich meine nicht das Individuelle eines jeden Menschen und die persönlich empfundene Wichtigkeit der Menschen, die wir lieben und schätzen.
Ich meine jene Menschen, die wir eventuell nur kurzzeitig kennenlernen, eher flüchtig, als Tagesgäste in unserem Leben und die dennoch deutliche Spuren hinterlassen.

Es muss eine ganz eigenwillige Vielschichtigkeit sein, die eine Faszination auf meiner Seite auslöst.
Vielleicht ein Stück Widerspruch, Nachdenklichkeit, ausstrahlender Lebenswille und Authenzität.

Ich kann es nicht genau in Worte fassen, zu eigen, zu tiefgründig, zu verzweigt sind die Beweggründe, die Faszination auslösen.

Um so größer ist meine Freude, wenn ich wieder einmal einem solchen Menschen begegnen durfte.
Es ist dann wie ein kleines Feuer, das innerlich entfacht wird.
Man denkt über neue Dinge nach und stellt sich selbst infrage.
Und auch wenn jene Menschen nur sehr kurz in unser Leben rauschen, hinterlassen sie deutliche Spuren und eine Vielzahl an Gedanken.
Doch immer auch die Frage: Warum?

augenBloglich 03.02.2007, 18.49| (4/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Gedanken

Grundschullehrer kann doch jeder

Ich habe das große Glück in einem Beruf arbeiten zu dürfen, für den sich halb Deutschland qualifiziert fühlt.
Nein, ich sehe das durchaus positiv, dass die Verkäuferin an der Kasse, die Bäckereifachverkäuferin und meine Ärztin, der Rechtsanwalt und die Apothekerin, jede Hausfrau, Auszubildende, Journalistin, nicht zu vergessen die Hebamme und Tupperberaterin und auch der Busfahrer, die städtische Angestellte und überhaupt jede andere Berufsgruppe sehr genau zu wissen meint, was ich als Grundschullehrerin wann zu tun und zu lassen, zu sagen und zu schreiben, zu lehren und zu lernen habe.

Immerhin erspare ich mir so das Lesen vieler fachdidaktischer Wälzer und lerne täglich dazu.
Ich finde das auch richtig, dass die anderen Berufsausbildungen ein Quentchen an grundschulrelevanter Fachdidaktik mitzuvermitteln scheinen, denn so gelangen wie zu einem steten, fruchtbaren Austausch und zu einer wahren Bereicherung jeder Evaluation.

Schauen wir uns beispielsweise mal das weite Feld der Mathematikarbeiten in der Grundschule an.
Insbesondere im Internet erhalte ich da an jeder Ecke – ungefragt und hilfsbereit – großzügige qualifizierte Hilfestellung.
Da werden die bewerteten Mathematikarbeiten in diversen Foren online gestellt und selbstverständlich weiß die Zahnärztin aus Buxtehude diese Arbeit aus Börsdorf – geschätzte 789 km Luftlinie entfernt – besser, exakter, gerechter und sinnvoller zu beurteilen als die Lehrerin, die das real also getan hat.

Doch nicht nur die Zahnärztin kennt sich mit genau jenen Aufgaben bestens auf – meine Güte, Grundschulniveau, haben wir das nicht alle mal gelernt? – auch die Schuhverkäuferin und Frisörin, Mutter und Zeitungsausträgerin, Ingenieurin und Tierärztin, sie alle sind sich sicher und vor allem einig:
Da hat eine Lehrerin wieder mal ungerecht bewertet und Punkte an Stellen nicht gegeben, wo sie auf jeden Fall hätten gegeben werden müssen und überhaupt, war die Arbeit für die Klassenstufe viel zu schwierig.

Ich bin überwältigt von den hellseherischen Fähigkeiten dieser Menschen, die ja - rein körperlich – nicht vor Ort gewesen sein können, keine winzige Sekunde des Unterrichts der Kollegin erlebt haben, die Klasse nicht kennen, die Kinder nie gesehen haben und dennoch felsenfest und mit einer dubiosen Selbstsicherheit das Urteil infrage stellen, ja, besser noch, die Arbeit an sich viel gerechter, fairer und einfühlsamer meinen bewerten zu können.

Mit Sicherheit fehlt ihnen jedoch nicht die Phantasie sich auszumalen, was es bedeutet, vor einer Rechtschreibkontrolle fünf Wochen lang das Großschreiben zu Beginn des neuen Satzes geübt zu haben, selbige Regel noch geschätzte fünfmal unmittelbar vor der Kontrolle von den Kindern verbalisieren zu lassen, nur um später zu entdecken, dass vier Kinder dennoch konsequent nach dem Punkte klein weiter geschrieben haben.

Da wird die Schrift einer Kollegin – man erinnere sich an die online gestellte, bereits bewertete Klassenarbeit – diskutiert und kritisiert, gar als absolute Zumutung abgetan und im gleichen Atemzug die von der Lehrerin kritisierte Schrift des Kindes zum Himmel gelobt.
Überhaupt: Wie soll das Kind ordentlich schreiben, wenn die Lehrerin zu wenig Platz lässt?

Ich bin sehr froh über diese Vorgehensweise der anscheinend im Selbststudium qualifizierten Menschen, denn sie lehrt mich nicht nur eine angemessenere Punkteverteilung, nein, sie schult meine Sensibilität im Umgang mit Kind und Eltern, etwas, dass alle Menschen besser zu beherrschen zu scheinen als Grundschullehrer an sich.

Ich kann das durchaus verstehen. Zum Beispiel der Zahnarzt. Sagen wir mal, ich bin bisher in meinem Leben geschätzte 100 Mal bei einem Zahnarzt gewesen und das über einen Zeitraum von über 30 Jahren.
Selbstverständlich qualifiziert mich das und ich würde dem netten Herrn auch gerne immer Tipps bezüglich seiner Arbeit geben, zu der ich mich aufgrund der langen Zeitspanne, aber auch wegen der zahlreichen Besuche nahezu ebenfalls hinreichend geschult sehe.
Jetzt ist das gerade mal ein schlechtes Beispiel, denn ich kann dem guten Mann keine Tipps geben, weil mein Mund ja nun immer mit Watte, Saugern und ähnlichen unsympathischen Gedöns zugestopft ist.
Aber die Kassiererin bei Aldi zum Beispiel. Ich gehe wirklich oft genug einkaufen, um ihr Optimierungstipps bezüglich der Schnelligkeit ihrer Kassierversuche zu geben.
 Ich könnte auch dem Bäcker verbal sehr hilfreich zur Seite stehen, denn hin und wieder habe auch ich schon mal einen Kuchen gebacken.

Ja und die Friseuse, mein Gott, klar schneide ich hin und wieder Haare, bestimmt wäre die Dame sehr froh und beglückt würde ich mit meinen weisen, durchdachten und hilfreichen – wenn auch ungebetenen – Ratschlägen mal einen Blick auf ihre Arbeit werfen.

Sonderbar, dass ich bislang nicht das Verlangen gespürt habe, anderen Menschen zu sagen, was sie alles falsch und ich besser machen würde in ihrem Beruf.
Mag sein, es mangelt mir an Zeit, meine Gedanken mit derart Nutzlosem und Anmaßendem zu füllen.
Es kann aber auch daran liegen, dass in unserem Haushalt keine Goldwaage zu finden ist.
Eine Anschaffung über die ich mir noch nie Gedanken gemacht habe. Und das ist auch gut so.

augenBloglich 03.02.2007, 07.02| (9/4) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Gedanken

Die Schere im Socken

Nur mal angenommen, also rein hypothetisch jetzt, nur mal angenommen ich bäte die Kinder meiner Klasse ihre Scheren an den Platz zu holen.
Weiterhin angenommen, ein Kind zöge daraufhin einen verdreckten, alten, stinkenden Socken aus dem Tornister und entnähme diesem Socken nun die geforderte Schere.
Neben dem leichten Schmunzeleffekt, den dieses Szenarium durchaus auf mich hätte, würde ich mich aller Wahrscheinlichkeit fragen, was denn da zu Hause los sein mag.

Nehmen wir nun aber mal an eine Mutter - also jetzt irgendeine Mutter - findet morgens - kurz vor der Schule - im Tornister ihres Kindes einen alten, mehr als dreckigen, speckig-stinkenden Socken.
Diese Mutter also nun zöge angewidert den Socken aus dem Schulranzen und hielte diesen dem Kinde voller Empörung und mehr als entrüstet unter die Nase.
Desweiteren könnte die Mutter ja im strengsten Müttergehorsamton fragen, was dieser olle Socken wohl im Tornister zu suchen habe?

Wir bewegen uns also nach wie vor im schwebenden Raum der Hypothese.
Nehmen wir also weiterhin an, das Kind schaute desinteressiert hoch und antworte mit einem Achselzucken:
"Da ist meine Schere drin. Du hast doch gesagt, ich soll die Schere nicht so in den Tornister stecken und mein Etui kann ich nicht finden!"

Was - so frage ich mich rein angenommenerweise - würde uns dies wohl sagen?




augenBloglich 29.01.2007, 19.30| (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Gedanken

Ganz die Mama

Ich schreibe ja bekanntlich gerne. Dies sagt zunächst nichts über die Qualität des Geschriebenen aus - muss es auch nicht.
Meine Tochter, seit einigen Monaten also Schulkind, schreibt nun auch sehr gerne.
Auch dies sagt vorläufig nichts über die Qualität des Geschriebenen aus.

Heute nun erhielt ich diesen Zettel von ihr, mit dem Hinweis, sie habe schonmal ein wenig Unterricht für mich vorbereitet:



Während ich diese Geste selbstverständlich ganz bezaubernd fand, kamen andere weitläufige Familienmitglieder damit weniger gut zurecht.
Nachdem ich gekonnt gedolmetscht hatte wurden mir schlimme Zeiten für mein Kind prophezeit.
Niemals wird es die korrekte Schreibweise lernen.
Niemals.

Nicht, dass ich solche Aussprüche nicht zur Genüge kennen würde, nein, es kam "noch besser".

"Du musst mal dieses "Lehrerhasserbuch" lesen!"
[Habe ich bereits!]
"Darin steht auch, dass aus den Kindern nichts wird!"

Eine meiner Meinung nach sehr gewagte Interpretation der Künschen Ergüsse, der ich mich selbstverständlich anschloss:

"Die Frau muss das wissen. Ihre diesbezügliche Qualifikation besteht immerhin darin, mehrere Kinder durch diverse Schulen begleitet haben zu dürfen!"

Obwohl mir das dick gedruckte Wort IRONIE förmlich auf der Stirn gestanden haben muss, nahm man meine Einsicht erleichert zur Kenntnis.

"So kann das nichts werden!" wurde nochmal lautstark bekräftigt und ich zeigte mich beruhigt ob der Tatsache, von so vielen kompetenten Menschen umgeben zu sein.

augenBloglich 27.01.2007, 15.47| (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Nachwuchs

Wohnraumgestaltung

Dies war einmal das Wohnzimmer der Familie S.
Familie S. besteht aus Vater, Mutter und zwei kleinen Töchtern.



Nun fragt ihr Euch bestimmt:
Was ist hier geschehen?

Nun, Frau S., die Mutter der Familie war eines Samstag morgens alleine mit ihren beiden Töchtern zu Hause, da der Vater - also Herr S. - arbeiten musste.
Frau S. ist schon seit über sechs Jahren eine Mutter.
Nur hat Frau S. in dieser mütterlichen Zeit die wirklich wichtigen Regeln des mütterlichen Daseins noch nicht verstanden.
Frau S. hat nämlich einfach ihre beiden kleinen Töchter 15 lange Minuten allein im Wohnzimmer gelassen.
Während die beiden armen kleinen Töchter nun so ganz allein im Wohnzimmer waren, nahm Frau S. sich die Freiheit heraus im angrenzenden Schlafzimmer zu bügeln.

Ihr wisst ja, dass ein Wohnzimmer zum Wohnen gedacht ist und genau das haben sich die beiden kleinen Töchter von Frau S. auch gedacht, als sie begannen das Wohnzimmer ein wenig wohnlicher zu gestalten.

Frau S., die Mutter, die ihre Kinder also einfach ganz allein lässt, ahnt gar nichts von den Verschönerungsversuchen ihrer beider fleißigen Kinder.

Die beiden Töchter hingegen finden schnell heraus, dass fast alle Möbelteile beweglich sind und gestalten das ansonsten langweilige Wohnzimmer kindgerecht um.

Stühle kann man nämlich schnell zu Budenwänden werden lassen und Decken bilden praktische Abdeckungen.
Aber bestimmt wisst ihr das alles schon.

Die größere Tochter der Frau S. wollte nun aber auch noch einen Entspannungsbereich haben.
Ein Entspannungsbereich ist etwas, wo man sich ausruhen kann und an nicht viel denken muss.

So ein Entspannungsbereich wird erst richtig toll, wenn man sämtliche Kissen der ganzen Wohung zusammenträgt und einen Kissenbergentspannungsbereich erschafft.

Langsam wird Frau S. nun der Bügelei überdrüssig und kommt - endlich - mal wieder in das Wohnzimmer.

Frau S. traut ihren Augen kaum, denn dort wo einstmals Wohn- und Esszimmer waren befindet sich nun (laut Aussagen ihrer beiden Töchter) eine wahre Entspannungswiese.

Die Töchter der Frau S. können darum auch gar nicht verstehen, dass Frau S. möchte, dass das alles ganz schnell wieder aufgeräumt wird.

Aber so ist das mit den Erwachsenen und den Wohnräumen.
Vielleicht haben die Erwachsenen auch einfach bloß verlernt zu entspannen?

augenBloglich 27.01.2007, 10.07| (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Alltagskram

zusammengeknödelt

"Mama, warum hast du den S-pinat so zusammen geknödelt ?" fragte mich Sophia gerade beim Anblick des Rosenkohls auf ihrem Teller.

augenBloglich 26.01.2007, 15.19| (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Nachwuchs

Die Dame neben mir

Die Dame neben mir ächzte noch lauter und vernehmlicher als ich.
Ihr Schweiß floss in Strömen, ihre Brille rutsche stets und ständig von der schweißnassen Nase und wurde ebenso stets und ständig mit einerm energischen Ruck wieder nach oben an die richtige Stelle geschoben.

Obwohl sehr unhöflich, konnte ich nicht anders, als die Dame neben mir verstohlen zu beobachten.
Das Alter ließ sich schwer schätzen, aber die 80 schien die Dame mir schon weit hinter sich gelassen zu haben.

Ihr hellblaues, sportliches Shirt war längst durchgeschwitzt, an den Händen trug sie - ganz profihaft - Sporthandschuhe.
Systematisch rackerte sie sich an jedem verfügbaren Gerät ab.

Ich merkte, dass es ihr sichtlich schwer fiel. Hin und wieder gelang es ihr kaum, die Sitzflächen der Geräte alleine zu "erklimmen".
Nur ungern ließ sie sich helfen.

Und während ich ebenso systematisch meine Übungen absolvierte, stellte sich mir die Frage, warum man sich das in diesem Alter antut?

Ich stellte mir vor, ich wäre über 80 oder in einem sonstwie denkwürdig gearteten Alter.
Ehrlich, ich kann mich jetzt schon nur mit Mühe aufraffen ins Fitnessstudio zu fahren.
Kaum vorstellbar, dass ich das je in einem solchen Alter und unter diesen sichtlichen Qualen tun würde.

Nach einem besonders lauten Ächzer, Seufzer und Kannnichtmehrlaut traute ich mich und sprach die Dame neben mir an.

Wir gerieten ins Gespräch und irgendwann stellte ich die Frage, die mich brennend interessierte:

WARUM?

"Weil ich weiß, wenn ich aufhöre mich zu überwinden, dann, erst dann bin ich wirklich alt!"

Ich muss gestehen, sie hat mich beeindruckt, die Dame neben mir.
Und wahrscheinlich ist mein Körper weitaus älter als der ihre.


augenBloglich 04.01.2007, 12.58| (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: körperlich

Ich bin dann mal weg.....



Nein, nicht ich bin weg, sondern ER war weg. Seinerzeit nämlich, 2001. Nun bin ich irgendwie so gar kein Hape Kerkeling Fan. Mag sein, es liegt daran, dass ich so gut wie nie fernsehe, mag sein, dass mein Humor einfach ein anderer ist. Irgendwann, vor einigen Jahren kam ich mal in den Genuss, Hape Kerkeling live zu erleben und ich muss sagen, das zumindest war richtig gut, auch wenn es mich nicht zu einem wahren Fan hat werden lassen.

Dennoch - oder vielleicht auch gerade deswegen - habe ich mir dieses Buch gewünscht, es bekommen und in einem wunderbaren Weihnachtsrutsch durchgelesen.
Es hat mich beeindruckt.
Und wenn ich ehrlich bin auch motiviert.

Nein, nein, ich werde jetzt nicht ein weiterer Nachfolgepilger. Es geht auch gar nicht um diesen einen, besonderen Weg. Vielmehr geht es darum, sein ICH an neue Grenzen heranzuführen, den inneren Schweinehund zu überwinden und seinen eigenen Willen zu stärken.

Vielleicht mag ich dieses Buch ja gerade so, weil ich keine besonderen Erwartungen hatte.
Ich habe kein komisches Buch erwartet, aber auch kein "heiliges", frömmelndes, kirchentümelndes.

Ich habe gerne miterlebt, wie die ständig bejammerten Knieschmerzen zu Beginn des Buches im Laufe der Zeit in den Hintergrund traten, weil anderes wichtiger wurde.
Ich habe mit Neugier und großer Freude den kleinen Voyeurismus des Autors nachempfunden.
Habe die Landschaft vor meinen Augen entstehen sehen und durfte miterleben, wie jemand durchaus ein Stück zu sich selbst gefunden hat.

Natürlich wäre ich am liebsten direkt auch losgelaufen. Der Nachahmungstrieb war enorm stark, aber der Kopf teilte mir auch direkt mit, dass man als Pechmarie, die faul und träge der Goldmarie folgt, nicht wirklich viel zu erwarten hat.

Aber das Buch hat mich daran erinnert, dass ich durchaus auch in der Lage sein kann, einem eisernen Willen zu folgen und so möchte ich genau das im Hinterkopf behalten und ins neue Jahr hinübergehen.

Interessant übrigens die Amazon Rezensionen des Buches.
Weniger die positiven, denn die negativen.

Um da nur mal - beispielhaft - Erwin aus Hamburg zu zitieren:

"Wer seinen Weg und das Vertrauen zu Gott gefunden hat, der wird schweigen und Einsein mit dem, was er meint, gefunden zu haben.
Diese Show ist echt peinlich.
Ich kenne keine seriösen Sucher, der sein Innerstes dermaßen verkauft, wie es Hape hier tut.
Vielleicht hat er diesen Schritt benötigt, um sein Image wieder aufzupolieren, doch damit hat er dem Jakobsweg und den Pilgern eine Backpfeife erteilt.
Das ist nicht der Sinn der Sache und das Jüngste Gericht richtet nicht nach menschlichen Werten, sondern nach höheren. Möge der Herrgott diesem Komiker verzeihen!"

Nun weiß ich nicht so recht, ob ich darüber schmunzeln soll, lachen soll, erzürnt sein soll oder es ignorieren soll.
Mir sind schon zu oft im Leben Menschen begegnet, die das Allwissen für sich gepachtet haben.
Nur ich kenne den Weg, nur ich weiß was richtig ist, nur ich durchschaue Richtig und Falsch, Gut und Böse.

Zum Glück sind nicht alle Suchenden Erwins Ansicht.



augenBloglich 31.12.2006, 19.30| (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Bücher

Der weiße Neger Wumbaba

Ehrlich gesagt, ich war reichlich irritiert ob der Tatsache, dass dieses kleine Büchlein hier:



In meinem Amazon Partnershop innerhalb von zwei Tagen gleich zehnmal geordert wurde.
Ich fand den Titel sehr befremdlich, allein das Wörtchen "Neger" suggerierte direkt Fremdenfeindliches und der Untertitel "Kleines Handbuch des Verhörens" drängte meine Phantasie in Richtung eines armen, selbstverständlich unverstandenen dunkelhäutigen Menschen, der in einer kahlen Zelle sitzend, sich irgendwelchen Verhören des Staates oder der Polizei oder sonstwem zu unterwerfen hatte.

Natürlich lag ich daneben.
Aber sowas von gänzlich daneben.
Es wäre mir allerdings auch nie in den Sinn gekommen, das Wort "Verhören" mit der Tätigkeit "Hören" in Verbindung zu bringen....

Gut, dass ich so ein sehr neugieriger Mensch bin.
Ich zog also los in die nächste Buchhandlung, griff mir das Büchlein, las den Rückentext und wusste, ich muss dieses Buch haben.

So bescherte es mir etliche laute Lacher und viele viele Schmunzler zwischen meinen Saunagängen, was die übrigen Saunabesucher übrigens sehr befremdlich fanden.
Nun ja, ich habe ihnen die Lektüre des Buches wärmstens empfohlen.

Versteht man allerdings den Titel erst, wenn man weiß, dass es sich um falsch verstandene Liedtexte handelt.
Ein jeder kennt:

"Der Mond ist aufgegangen,
die goldenen Sternlein prangen,
am Himmel wunderbar.
Der Wald steht schwarz und schweiget
und aus den Wiesen steiget,
der weiße Nebel wunderbar!"

Nun gibt es aber Menschen, die grundsätzlich verstanden haben:

"...und aus den Wiesen steiget,
der weiße Neger Wumbaba!"

Köstlich und wie ich finde mehr als nachvollziehbar, denn ich gehöre auch jener Spezie an, die gerne mal irgendwelche Liedtexte völlig falsch versteht.

Da war doch zum Beispiel dieser Boney M. Hit. Gut, das ist jetzt zig Jahre her, ich war recht klein und konnte ganz sicher noch kein Englisch.

Immer, wenn Boney M. sangen:


"RA RA RASPUTIN
Lover of the Russian queen
There was a cat that really was gone
RA RA RASPUTIN
Russia's greatest love machine
It was a shame how he carried on"

verstand ich jedoch:

"Wa Wa Wascheschin,
Wäsche inne Waschmaschin...."

Ganz Ruhrpottkind erschien mir dieser Text durchaus logisch und ich zweifelte ihn geraume Jahre nicht an.

Aber auch heutzutage habe ich hin und wieder kleine bis große Schwierigkeiten zu verstehen, was man uns so alles vorsingt.
Es mag ein, zwei Jahre her sein, da grunzte im Radio jemand:

"Schwing dein Tanzbein......"

Dieser Text verbunden mit dem Rhythmus, dem Gesang und dem Akzent des Singenden wunderte mich doch ein wenig und bemühte mich wirklich, sehr genau hinzuhören, da mir schwante, das, was ich hörte, könne so nicht ganz stimmen.
Aber immer wieder vernahm ich:

"Schwing dein Tanzbein...."

Gut, heute weiß ich, dass Shaggy singt:

"Gebt das Hanf frei ei, ei, ei, ei, ei, ei, ei
Gebt das Hanf frei!
ei, ei, ei, ei, ei, ei, ei
Gebt das Hanf frei!
 ei, ei, ei, ei, ei, ei, ei
Gebt das Hanf frei! Und zwar sofort!"


Und darum liebe ich dieses kleine Büchlein! Die Beispiele darin sind einfach herrlich und es befreit zu lesen, dass nicht nur ich hin und wieder ein Hörproblem habe.

augenBloglich 31.12.2006, 08.22| (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Bücher

Telefonkette

Während ich bislang der irrigen Annahme unterlag, Telefonketten einer Schulklasse wären für immens wichtige Nachrichten bestimmt, wurde ich nun schon mehrfach eines Besseren belehrt.
Heute zum Beispiel ereilte mich - gerade eben, um genau zu sein - dieser denkwürdige Anruf:


"Ja hallo, ich mache hier eine Telefonkette, mein Sohn ist ja bei Ihrer Lena in der Klasse!"

"Jaa?"

"Ja, also ich soll sagen, dass es bald eine Flöten AG gibt. Und bei Plus gibt es gerade Flöten im Angebot!"

"Und wann wird die AG stattfinden?"

"Ja, das weiß ich doch nicht!"

"Wer wird die AG durchführen?"

"Weiß ich nicht."

"Ist sie kostenlos?"

"Weiß ich nicht."

"Danke für den Anruf!"

"Ja, vergessen Sie aber nicht, den nächsten auf der Liste anzurufen!"

"Auf keinen Fall! Ich möchte niemanden diese unglaublich wichtigen Informationen vorenthalten!"

In Anbetracht der Tatsache, dass in zwei Tagen die Adventfeier der Klasse stattfindet und diese wichtigen Informationen sicher auch dann hätten gegeben werden können, frage ich mich, ob ich wohl da nächste Mal informiert werden, wenn Füller bei Lidl, Zeichenblöcke bei Aldi und Malstife bei Penny im Angebot sein werden......

augenBloglich 26.11.2006, 11.21| (0/0) Kommentare | TB | PL | einsortiert in:

Und ich denk noch......

....was hupt der neben mir denn so blöde?
Als ich endlich einen gelangweilten Blick zum wild Hupenden werfe, gestikuliert dieser wild mit beiden Händen und weist auf meine Auto Seite.
Was will der Mann?
Ist ihm mein Auto zu dreckig?
Sonderbare Menschen gibt es, denk ich noch so, ehe ich rumpelnd weiterfahre und dann doch mal auf die Idee kommen, den rechten Fahrbahnrand anzusteuern.

Ich quäle mich mit meiner Ganzkörperprellung - der Treppensturz lässt grüßen - aus dem Auto und nehme zur Kenntnis, dass mein rechter hinterer Reifen so ziemlich gänzlich platt ist.

Es regnet in Strömen, ich stehe mitten auf dem platten Land, noch etliche Kilometerchen vom Kindergarten - in dem Tochter zwei wartet - und unserem Zuhause - vor dem gleich Tochter 1 stehen wird - entfernt.

Zudem bin ich eine Klischeeerfüllerin erster Güte.
Ich habe nicht den blassesten Schimmer einer Ahnung, was zu tun ist.
Also rufe ich erstmal im Kindergarten an und erkläre, dass ich Sophia später als geplant holen werde.
Leider ist es mir nicht möglich auch Lena zu informieren, da ich Dösmama nichtmal die Nummer der Schulbetreuung im Handy gespeichert habe.

Gut ist auch die Tatsache, dass ich mich - statt schön im warmen und vor allem trockenen Auto sitzen zu bleiben - in den schüttenden Regen stelle und mittlerweile triefnass bin.

Dies scheint, so geht es mir durch den Kopf, nicht unbedingt meine Woche zu werden.

Aber was beklag ich mich?

So ein Reifen wechselt sich leicht, Regen macht schön (sagte meine Oma schon immer) und Kinder können auch mal warten.

Mal schauen, was mir morgen Hitzewellen durch den Körper treibt!?

augenBloglich 13.11.2006, 15.44| (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Erlebnisse

Treppensturz

Seit zweieinhalb Jahren steige ich diese winzige Treppe nun eifrigst hinauf und hinab. Ich trage Massen an Schulkram hoch und auch wieder herunter. Ich balanciere volle Tabletts hinauf, etwas leerere wieder hinunter.
Seit zweieinhalb Jahren ist es mir gelungen, dies heil und unbeschadet zu überstehen.

Nicht so heute.

Nun weiß ich also, dass ein Abrutschen auf der obersten Stufe und ein unelegantes Festhalten am Geländer folgendes bewirkt:

1. das Geländer reißt aus seiner "Verankerung" und schwebt nun frei im Raume

2. Bilder, die zuvor an der Wand hingen, fallen bei derartigen VorFÄLLEN gerne von selbiger und dem Fallenden auf den Kopf

3. Holzspiltter dringen unsanft in diverse Köperteile

4. man kann durchaus einen aufgeplatzten Daumen davon tragen

5. Körperstellen und -teile schmerzen, von deren Existenz man zuvor nichts geahnt hatte

6. es wird einem grottenschlecht und man kann sich kaum auf den Beinen halten

7. Blut wirkt auf beigen Fliesen sehr dramatisch

8. Kinder können es schlecht ertragen, wenn Mutter eine ganze Treppe hinabstürzt

9. so ein Fall verdeutlicht sehr schön, dass Übergewicht nicht immer leicht "zu tragen ist"


Und nun wanke ich wieder zum Sofa meine Blessuren pflegen.......

augenBloglich 12.11.2006, 13.27| (7/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Augenblicke

Hausaufgaben

Nachdem gestern Abend durch einen kleinen Zufall herauskam, dass die Aussage meiner Tochter: "Mama, wir haben heute keine Hausaufgaben auf!" sozusagen so gar nicht stimmte, erklärte meine Tochter mir erbost:

"Ja, Mama, da kann ich doch nix für. Das muss die Lehrerin erklärt haben, als die Anja mir gerade etwas ganz Wichtiges erzählt hat!"

Auf meinen dezenten Hinweis, dass es vielleicht besser sei der Lehrerin zuzuhören, statt zu quasseln, reagierte unser Schulkind reichlich entnervt, rollte mit den Augen und meinte:

"Mama, davon verstehst du nichts. Das machen die Anja und ich immer so. Und ich kann nix dafür, wenn die Lehrerin ausgerechnet dann die Hausaufgaben erklären muss!"

Ich sehe dem ersten Erlternsprechtag Anfang Dezember also frohgemut entgegen.
Vielleicht sollte ich mal nachfragen, was der Lehrerin eigentlich einfällt, die Hausaufgaben genau dann zu erklären, wenn meine Tochter Besseres zu tun hat.

Ich nehme an, das käme sehr gut an.
;-)

augenBloglich 07.11.2006, 15.22| (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Nachwuchs

Das Spuckeproblem

Ich gehe davon aus, dass ich in den nächsten fünf bis sieben Jahren zum wandelnden Lexikon mutiere und dann durchaus Chancen in diesen allseits beliebten Ratequizsendungen haben werde.

Heute früh zum Beispiel, dank der Zeitumstellung bereits um 5.10 Uhr, wollte unsere Jüngste von mir wissen:

* Warum haben wir Spucke?
* Woher kommt die ganze Spucke?
* Wie viel Spucke hat ein Mensch?
* Wo geht die Spucke hin wenn sie weg ist?
* Woraus besteht Spucke?

Mein gerade dem Schlafe entfleuchtes Gehirn hat a) Mühe wach zu werden und b) große Mühe zu verstehen, was mein Kind da eigentlich um 5.10 Uhr von mir möchte.
Also nuschle ich ein "Weiß ich nicht!" in meine Kissen, drehe mich um und hoffe, Sophia möge all ihre Fragen vergessen.

"Wieso weißt du das nicht?" will mein Kind aber nun entrüstet wissen und piesakt:
"DU bist doch Lehrerin, warum bist du dann denn dauernd in der Schule?"

Das Argument hat ein bisschen was und ich erkläre mich bereit, diese wichtigen Fragen in zwei bis fünf Stunden zu erörtern.

"Und wenn bis dahin alle meine Spucke weg ist?"

"Ist sie nicht, mach dir keine Sorgen!"

"Woher willst du das wissen?"

"Ich weiß es einfach!"

"Aber es könnte doch sein, dass ich dann keine Spucke mehr habe, gar keine. Und wenn ich gar keine Spucke mehr habe, dann wissen wir erstrecht nicht wo die hergkommen war!"

Es ist einfach zu früh, um diesen Gedankengängen meines liebreizenden Kindes zu folgen.

Fast holen mich meine Träume wieder ein, als ich merke wie mir jemand am Mund herumfingert.

"Ich guck mal, wie viel Spucke bei dir ist, Mama!"

Sicher. Eine super Idee so am Sonntag Morgen.

"Glaub mir einfach, ich habe genug Spucke!" erkläre ich unwirsch.

"Mann, Mama!" unterstützt da mit einem Male die große Schwester "Sollen wir vielleicht dumm bleiben, nur weil du müde bist!"

Wäre vielleicht gar nicht mal die schlechteste Alternative.

augenBloglich 29.10.2006, 08.02| (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Nachwuchs

Ein bescheidener Tag ist.......

...wenn der Kindergarten in der Schule anruft, da Tochter 2 stark kränkelt und Tochter 1 bereits krank zu Hause liegt.

...man selber beim Versuch die Tür zu einem Geldautomaten zu öffnen, die eigene EC Karte durchbricht und nun keinerlei Möglichkeit mehr hat an das Geld auf seinem Konto zu gelangen, da die Bank in einem gänzlich anderen Ort beheimatet und Auszahlungen nur noch dort vorgenommen werden können.

...das Gesundheitsamt wegen einer nicht einzudämmenden Läuseplage ein Auge auf die eigene Schulklasse wirft.

...man selber erste deutliche Grippeanzeichen verspürt, aber mit selbigen vier Stunden Schulschwimmen mit je zwei Klassen durchstehen muss.

...man nach Hause kommt und sich gleich wie im Lazarett fühlt, gleichzeitig noch viele schöne Rechnungen auf einen warten.

...man zwischen kranken Kindern, Grippemitteln und aufgebrachten Schuleltern am Telefon hin und her pendelt und sich sehnlichst das Wochenende herbeiwünscht!

augenBloglich 19.10.2006, 18.51| (4/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Augenblicke

Schulelternsorgen

Ich persönlich finde das Dasein als Schulkindmutter ja sehr anstrengend.
Weniger jetzt die Schule an sich, aber diese Sorgen in der Klassenelternschaft.
Die Tage des unbefangenen, sorglosen Einkaufes im hiesigen Supermarkt sind vorbei.
Gestern beispielsweise traf sich direkt die halbe Elternschaft im einzigen Supermarkt vor Ort.
Klar, dass in der Kassenschlange erstmal ordendlich über die Lehrer und die Schule und an sich über alles hergezogen wurde.

Das Problem in Lenas Klasse ist - nun weiß ich es also - die Sitzordnung.
Die Sitzordnung ist insofern ein Problem, als dass kein Kind da zu sitzen scheint, wo es erstens die Eltern und zweitens womöglich auch die Kinder wünschen.

Man stelle sich nämlich mal vor, die Kinder sitzen dort, wo die Lehrerin es für richtig hält.
Die Lehrerin.
Also bitte, wo kommen wir denn da hin?

"Mein Tom hat nicht umsonst eine Brille!", bemerkt Mutter A, die unmittelbar vor mir in der Kassenschlange steht. "Der muss vorne sitzen!"

"Katja hat ADHS, hinten sitzen ist tödlich!"
ereifert sich eine Dame weiter vorne in der Reihe.

"Ja und Max hat Paukenröhrchen - da geht hinten gar nicht!"

Wo sitzt denn Lena?"
fragt mich eine mir unekannte Mutter und ich muss ratlos gestehen:

"Keine Ahnung!"

Immerhin richten sich nun aller schulmütterlichen Augen auf mich,. ob dieser Unglaublichkeit, nicht zu wissen, wo das eigene Kind in der Klasse sitzt.
Ich sehe es ihnen an, zu gerne würden sie mich verbal wissen lassen, was sie DAVON halten, aber es scheint sich niemand recht zu trauen so sagt eine Mutter vage:

"Naja, die haben sich ja auch schon ZWEIMAL umsetzen müssen!"

Nun diskutiert man heftigst die Unverfrorenheit der Lehrkraft, die armen Erstklasskinder DAUERND umzusetzen und es sind sich alle einig: So geht das nicht!

Ich könnte jetzt anmerken, dass es im Klassenraum kaum "schlechte" Plätze gibt, dass wir von einem 30 m² Raum sprechen, in dem jemand der hinten sitzt eine klar venehmliche Stimme auch mit Paukenröhrchen wird hören können, aber ich schweige.

Ich muss mir jetzt nämlich erst darüber im Klaren werden, ob es mich wirklich und wahrhaftig als Rabenmutter outet, den Sitzplatz der eigenen Tochter nicht zu kennen.

Irgendwie scheine ich wahrhaftig zu sorglos zu sein.

augenBloglich 18.10.2006, 16.07| (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Nachwuchs

Vorwerk Vertreter

Ich grüble immer noch, welchen Teil des komplizierten Satzgefüges:

"Ich habe kein Interesse!"

der Vorwerk Vertreter an unserer Tür nicht so richtig verstanden hat.
Meinem ersten "Ich habe kein Interesse!" begegnete er lächend mit:
"Kennen Sie denn überhaupt unsere Produkte?"

Mein verneinendes und laut und deutlich vorgetragenes zweites: "Ich habe kein Interesse!" ignorierte er, indem er vielsagend unseren durchaus reinigungsbedürftigen Flurboden anschaute und erwähnte: "Wir haben auch etwas für harte Böden!"

Mein dauraufhin ebenfalls laut und deutlich, wenn auch durchaus freundlich, gesprochenes: "Ich habe kein Interesse!"  zwinkerte er mit einem sicher gut einstudierten neckischen Augenaufschlag beiseite und pries mir daraufhin, eine gänzlich neue Staubsaugerkultur an.

Auch wenn ich mit vorkam, wie die Endlosansage einer Telefonwarteschleife, ich erklärte erneut nachdrücklich mein Desinteresse.

"Ihr Boden hätte es aber mal nötig!" wurde der Mann direkter und dies war der Moment, in dem mir einfiel, dass ich ja irgendwie im Grunde so etwas wie Hausrecht besitze und bat ihn schlicht nun zu gehen........

"Dann kann ich Ihnen auch nicht helfen!" erboste sich der Gute.

Schade, ich hätte Hilfe eigentlich gut brauchen können - dies zumindest suggerieren mit die zwei bis zehn Körbe Bügelwäsche......





augenBloglich 12.10.2006, 12.35| (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Erlebnisse

Mit offenen Augen

Zehn Stunden lang draußen.
Das Kleine sehen.
Mit offenen Augen durch Wald, Wiesen, Felder.
Die Stille hören.

Schön war es gestern.
















augenBloglich 11.10.2006, 08.35| (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Augenblicke

Am gestrigen Tage

"Mama, wir müssen noch an die Deutsche Mannschaft bedenken!" mahnt unsere Tochter.

"Wieso?" frage ich sehr irritiert zurück.

Genervte Antwort:

"Oh Mama, heute ist doch Tag der Deutschen Mannschaft!"

augenBloglich 04.10.2006, 09.02| (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Nachwuchs

Fangesänge

4.25 Uhr.
Ich höre lautstarke Fangesänge, drehe mich auf die andere Seite und wundere mich, welchen Blödsinn man sich so zusammenträumt.
"Da!" "Schon wieder!"
Diesmal bin ich mir sicher, nicht geträumt zu haben:


"L U U U - K A A A - S ....... P O O - D O L - S - K I"

Lautstarker Fangesang erschallt aus dem Wohnzimmer.
Ich wanke in Richtung des Gesangs, noch schlafesschwer.

Ein zögerlicher Blick ins Wohnzimmer offenbart mir unsere Jüngste, auf den Fliesen hockend, Paninibilder vor sich liegend und immer wieder intonierend:


"L U U U - K A A A - S ....... P O O - D O L - S - K I"


"Was machst du da?" frage ich reichlich entsetzt.

"Kennst du nicht Lukas Podolski?" fragt mich unsere Vierjährige genervt zurück und blickt mich dabei an, als sei ich doch ein ziemlich dümmliches, altes, unwissendes Muttchen.

"Das ist ein berühmter Fußballspieler!" klärt mich meine Tochter auf.

Gut zu wissen - finde ich.
Besonders um 4.25 Uhr!

augenBloglich 21.09.2006, 17.46| (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Nachwuchs

Reibung ist alles

Ich bin ja eine Strom und Elektrizitäts Unexpertin. Da ich aber zu einer Expertin werden möchte, besuchte ich heute eine wunderbare ganztägige Fortbildung zu diesem Themenbereich.

Von Anfang an stellte sich mir die Frage, warum noch nie jemand auf die Idee gekommen ist, Fortbildungen im Primarbereich als Reality Soap aufzuzeichnen?
Ich könnte mir vorstellen, dass es durchaus etwas Amüsantens hat, wenn 20 erwachsene und gestandene Personen wie wild und halbirre einen aufgeblasenen Luftballon an ihrem T-Shirt- oder Blusenbauch schubbeln und reiben und reiben und reiben......

Denn Reibung ist, so weiß ich jetzt, einfach alles.
(Zumindest was den Strom betrifft!)
Glücklicherweise hatte meine Sitznachbarin so ein Kunststofffasernshirt an, ich mit meiner herrkömmlichen Baumwolle am Leibe konnte bei der Reibungsaktion nicht wirklich mithalten, mein Ballon brachte sozusagen Null Effekt.
Nicht so der meiner Nachbarin. Haare standen zu Berge, Alustreifen flogen wie magisch angezogen vom Tisch auf und jedes noch so kleine Phänomen entlockte uns lautstarke Freudenrufe.

Probleme ergaben sich erst, als der Alustreifen, locker über den Rand einer Metalldose gelegt sozusagen von rückwärts zum Abstehen gebracht werden sollte.

Nach vielen Mühen und arg dollen Reibungen resümierte meine Nachbarin:
"Von hinten geht nicht!"
Was nicht nur den männlichen Kollegen ein Schmunzeln entlockte.

Immerhin war ich nach kurzer Zeit in der Lage zwei Glühbirnen mittels einer Batterie zum hellen Leuchten zu bringen und meine drei gebastelten, provisorischen Schalter konnten a) je eine Lampe ausschalten und b) beide gleichzeitig ausschalten.
Dies macht mich doch sicher zur Superexpertin.

Leider musste ich mir anschließend die Blöße geben, nicht zu wissen was ein heißer Draht ist.
Den nämlich musste jeder noch basteln und nachdem ich verstanden hatte, dass es so ein Drahtdingens ist, bei dem man mit einer Drahtschlaufe versucht über einen anderen Draht zu gehen ohne dass ein Lämpchen leuchtet, machte ich mich frohgemut ans Werk.

Es erheiterte meine Mitrunde doch sehr, als ich nicht bemerkte, dass ich längst einen funktionierenden heißen Draht hatte, aber hier und da noch gänzlich überflüssige Kabel verlegte.

Man nennt dies, selbstverständlich, entdeckendes Lernen.
;-)

Meinem Bauch allerdings hat es auch ganz gut getan, mal minutenlang von einem Ballon geschubbelt zu werden.

Alles in allem eine gelungene Fortbildung mit hohem Unterhaltungswert.
Immerhin weiß ich nun auch, warum die Vögel nicht tot von der Stromleitung fallen, sondern munter darauf sitzen und pfeifen können.

Und die Sache mit der Erdung habe ich nun auch verstanden.
Nicht, dass die Gefahr bestanden hätte, dass ich mich an ein Starkstromkabel hänge und die Füße auf den Boden stelle.......

Aber bei uns sind die Strommasten ja eh Eicheltürme.



augenBloglich 12.09.2006, 18.51| (0/0) Kommentare | TB | PL | einsortiert in: Erlebnisse

5 Jahre später


 

augenBloglich 11.09.2006, 20.44| (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: WeltSchmerz

Das Laute und das Leise

Leben ist so voller Gegensätze.
Während es beruflich und zu Hause eher laut und trubelig zugeht, zieht es mich manchmal hinaus, das Leise zu suchen und zu genießen.

Wenige Orte gibt es, wo ich das Leise umgeben vom Lauten genießen kann.

Ein Park voller tobender Kinder und doch unzählig viele Nischen, zum Ruhe finden, Ideen sammeln, Energie tanken.

Das Leise und das Laute.
Das Drinnen und das Draußen.

Mein eines ICH, mein anderes ICH.














augenBloglich 10.09.2006, 19.06| (3/1) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Augenblicke

Eichelturm

Aufgeregt mit den Händen gestikulierend teilt mir meine Tochter während einer kurzen Autofahrt mit Blick aus dem Fenster mit:

"Mama, halt mal, da ist der Eichelturm!"

"Nein, Schatz, der Eiffelturm steht in Paris, das da ist ein Strommast!"

"Ich hab mich auch schon gewundert, warum keine Eicheln mehr dran sind!"

augenBloglich 01.09.2006, 19.56| (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Nachwuchs

Alltagsblessuren

Was hab ich mich aufgeregt.
Innerlich.
Natürlich innerlich, ich meine, es muss ja nicht jeder gleich mitbekommen WIE alltagsblöd ich bin.
Da gibt es diesen einen Lieblingsschirm. Nicht, dass ich Schirme generell sehr mag, aber dieser Schirm ist eben einfach mein Lieblingsschirm und das seit 15 Jahren.
Wahrscheinlich mag ich ihn so sehr, weil er mein doch arg kindliches Gemüt widerspiegelt. Bunte verteilt auf diesem Schirm sind nämlich neben der Arche Noah all die netten Tierchen.
Also, obwohl ich es weder mit der Kirche, noch mit der Bibel noch mit Schirmen habe: Dies ist mein Lieblingsschirm, aber das erwähnte ich ja bereits.

Nichtsdestotrotz fristet das Teilchen ein unbequemes Dasein in meinem Auto.
Stets bereit für Momente wie vorhin, als es draußen nämlich wie aus Kübeln goss und ich mein Auto verlassen musste.

Ein Griff zu meinem Schirm. Noch ein Griff, blindes Kramen, hektisches Wühlen - dann die Erkenntnis: da ist kein Schirm.

Auch nach eingehender Inspektion fand sich kein Schirm und ich schrie innerlich Zeter und Mordio ob meiner Blödheit, den Schirm zu verlieren.
Ich sah es förmlich vor Augen.
Heute Morgen nahm ich meine Tasche vom Beifahrersitz und dabei muss der Schirm herausgepurzelt sein.
Also schimpfte ich - innerlich - mit mir, weil, so blöd kann man ja eigentlich nicht sein, das nicht zu bemerken, wenn ein Stockschirm aus dem Auto fällt.
Gut, ich kenne mich, ich weiß, es gibt Momente und Menschen, die können sehr wohl so blöd sein und also tanzte ich - innerlich - meinen Trauertanz.

Und wie ich da so vor mich hintanzte und trauerte und wütete - na, sagen wir mal geschätzte 30 Minuten lang - dämmerte  mir irgendwann, dass ich die Beifahrertür heute gar nicht geöffnet, sondern meine Tasche quer durchs Auto zu mir gezogen hatte.
Dabei hatte sich nämlich der Taschenriemen ca. 387 mal um die Handbremse gewickelt, was mich ebenfalls bereits zum Fluchen brachte.

Wenn ich also aber gar nie die Beifahrertür geöffnet hatte, wie bitte soll dann der Schirm heraus gefallen sein?
Wenn der Schirm aber nun nicht herausgefallen war, wo steckte er dann?

Sicher, ich kann mich auf mein Gedächtnis verlassen. Ganz im hintersten, tiefsten Winkel versteckt, fand sich denn ja auch die Information und das Erinnern daran, dass ich den Schirm mit in die Schule genommen hatte.

Ich gehe davon aus, dass er immer noch am Schrank in meiner Klasse hängt.
Gut zu wissen!


augenBloglich 30.08.2006, 14.49| (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Augenblicke

hin und wieder

Manchmal bin ich einfach nur müde.
Hin und wieder erwischt mich so ein Augenblick, wo ich trübsinnig aus dem Fenster starre, das Streiten der Mädchen, die Terminflut im Kopf, das Planen des Unterrichts, die familiären Sorgen, die bedrängende Ideenfülle und das immer-noch-mehr-auf-einmal-tun-Wollen in weite Ferne wünsche oder besser noch, gar mich in weite Ferne wünsche.

Das sind Sekunden, in denen ich mir wünsche, die Last und Vielzahl der Verwantwortungen abzustreifen wie einen nutzlos gewordenen alten Mantel.

Meist schleicht sich dann sehr schnell ein verstohlenes Lächeln in mein Gesicht.
Im Grunde meines Herzens weiß ich natürlich, dass ich genau dann nicht mehr ich sein würde.

Und wer verliert sich schon gerne selbst?

augenBloglich 24.08.2006, 20.27| (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Augenblicke

Glanz und Gloria sind erloschen

Schneller als erahnt sind Glanz und Gloria des Einschulungstages erloschen.
Der Stolz und die Freude auf die Schule sind bereits von Lena abgebröckelt wie alter, staubiger Putz.
Sichtlich anstrengend findet mein Kind die Tatsache, dass es sich direkt mit sieben verschiedenen Lehrpersonen auseinandersetzen muss - zwei davon allein in Mathe - und sichtlich furchtbar findet sie die Betreuung.

Nachvollziehen kann ich ihre Empfindungen, allein das Ändern der Tatsachen obliegt mir leider nicht.

Herr Rüttgers ist sicherlich stolz auf die Schlagzeilen der 7000 Lehrereinstellungen und mit höchster Wahrscheinlich sehr glücklich darüber, dass die 9000 Ruheständler niemand erwähnt.

Die Klassenlehrerin meiner Tochter ist gleichzeitig die Klassenlehrerin eines 3. Schuljahres. Mit sechs Stunden in ihrer eigenen Erstklassklasse soll sie richten, was Politiker am grünen Tisch verzapfen.

Von gesetzlichen vorgeschriebenen 20 bis 21 Stunden träumen wir hier.
Lena hat genau 18 Stunden. Inklusive Sport, Förderunterricht und allem, was so anfällt.
Jedes Fach ein anderer Lehrer, Mathe sogar zwei Lehrer. Die eine Lehrkraft mit drei, die andere mit zwei Stunden in der Woche.

Ja, so ist Schule definitiv anstrengend für Erstklässler und Lehrer.

Dazu noch eine Betreuung, deren Mitarbeiter antiquierte Erziehungsmethoden statuieren.
Kindern klatscht man mittags den Teller proppevoll und wer nicht aufisst bleibt sitzen, bis der Teller blitzeblank ist.
Kein Reden beim Essen, kein Wackeln, kein Raunen.

Mein Kind ist sichtlich geschockt.

"Mama, in dem Raum ist auch kein Durchzug, da stinkt es immer so und das Problem ist, das wirkliche Problem, die Kinder müssen immer alles machen und die Erwachsenen tun gar nichts!"

Zudem herrscht Chaos in der Betreuung. Kinder werden zum falschen Zeitpunkt nach Hause geschickt, bzw. nicht nach Hause gelassen, wenn sie eigentlich gehen dürften.
Kinder werden in die falschen Betreuungskurse geschickt und niemand hört ihnen zu, wenn sie erklären, sie müssen aber zum Computer Kurs und nicht zum Tanzen.

Meine Nerven liegen schon jetzt blank und das nach nur wenigen Tagen.
Leider sind wir auf die Betreuung angewiesen.
Leider.

"Jaja, sagen Sie nur immer, wenn Sie ein Problem haben!" , forderte mich die eine Dame der Betreuung auf, deren Namen ich nach wie vor nicht kenne, da sie es bislang nicht für nötig hielt, sich den Eltern oder gar den Kindern vorzustellen.
Mit dieser Erklärung dreht sie sich entnervt um und kullert gekonnt mit den Augen.

Ich denke, sie wird noch des öfteren etwas zu Kullern haben.
Diese Situation kann und werde ich nicht so hinnehmen.

Anders die Lehrer, die sich alle sichtlich bemühen, den Kindern die unangenehme Situation so leicht wie möglich zu machen.

Doch auch sie sind ja die Leidtragenden.

Und letztlich ist meinem Kind bereits nach wenigen Tagen Freude, Stolz und Neugier genommen.

Sie schlägt sich wacker, aber in ihren Augen Enttäuschung.

"Mama, Schule ist anders als du gesagt hast!" prangert sie an.
Und sie hat Recht!


augenBloglich 24.08.2006, 18.54| (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Nachwuchs

Nichts ist unmöglich!

Ich kann es kaum glauben.
Neulich kaufte ich mir ein Taschenbuch, irgendeinen historischer Roman.
Da ich ja nach wie vor mit dem üblen Larvenbuch zu kämpfen habe, legte ich meine neu erstandene Errungenschaft zunächst beiseite.
Gerade schaute ich mir das Buch näher an und ich fiel fast um.

Am unteren Coverrand befindet sich WERBUNG.
Plumpe, oberplumpe, deplazierte Werbung:


Nokia connecting people

steht auf meinem Buch und ich finde das sowas von das Allerletzte.
Nun bin ich ja grundsätzlich eher ein wenig sehr pingelig was Bücher angeht, aber bitteschön was hat Nokia Werbung auf dem Cover verloren?

Wenn schon Werbung auf dem Buch, dann aber doch bitte dezenter und auf der Rückseite oder weißderhenker wo, aber doch bitte nicht fett und plump auf dem Cover.
Und wenn schon Werbung, dann doch bitte etwas buch- oder titelgemäßes, aber so, neee, so kann ich mich damit nicht anfreunden.

Ich meine, es grenzt eh schon an eine Frechheit für Taschenbücher diese horrenden Preise zu nehmen, aber ist okay, das zahle ich gerne für ein gutes Buch.
Aber die Werbung stört mich jetzt doch.

Ich hätte bitte gerne nokiabefreite Bücher!
Und nicht so eine blätterbare Litfaßsäule.


augenBloglich 11.08.2006, 19.55| (3/1) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Zeitgeschehen

Kaum zu glauben!

Ich gehöre also zu jenen Müttern, die sich gleich von Anfang an bei der Lehrerin des eigenen Kindes beliebt machen, weil sie nicht klar kommen......
Tausendmal habe ich mir die drei Abholzeiten der Ganztagsschule notiert.
Selbstverständlich war ich mir sicher, ich hätte mir diese drei popeligen Zeiten gemerkt.
Ich meine, es waren drei einfache Zeiten. Keine bionomische Formel, einfach nur drei Zeiten.
Ich schrieb also Lenas Lehrerin einen kurzen Brief, in dem ich erklärte, dass Lena jeden Tag bis 15 Uhr in der Betreuung bleiben soll.
So weit, so gut.

Heute früh ereeilte mich dann ein Anruf in der Schule.
Die von mir gewünschte Abholzeit gibt es gar nicht.
Meine Gesichtsröte wird höchstwahrscheinlich durchs Telefonkabel ans andere Ende der Leitung gekrabbelt sein.

Mein Verständnis für alle nichtklarkommenden Mütter wächst.

augenBloglich 11.08.2006, 14.24| (0/0) Kommentare | TB | PL | einsortiert in: Augenblicke

Schulkind

"Mama, ich hätt ja schon gedacht, dass meine Lehrerin nett ist. Aber Mama, dass sie soooo nett ist, also das hätt ich, also das hätt ich wirklich dann nicht gedacht. Mama, wir durften nämlich sogar einfach reden in der Klasse und die hat gar nicht geschimpft! Mama, die ist gar nicht streng. Richtig nett ist die. Also das hätt ich nicht gedacht. Mama, was meinst du, lernen wir in zwei Tagen Lesen? Also DIE Lehrerin, Mama, ich glaub, die bringt uns das schnell bei."









augenBloglich 10.08.2006, 19.44| (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Nachwuchs

Einschulung

Seit nunmehr zwölf Jahren habe ich jedes Jahr aufs Neue eine Einschulungsfeier mitgemacht. Mal als Aktive, die mit der eigenen Klasse den I-Männchen etwas vorgeführt hat, mal als aufgeregt wartende Erstklasslehrerin, die es nicht erwarten konnte, ihre neuen Schützlinge zu sehen und mit in die Klasse zu nehmen.

Das Gefühl, das eigene Kind einzuschulen ist ein ganz anderes.
Die Spannung, die mich beherrscht hat wenig mit den Feierlichkeiten und dem morgigen Tag zu tun.
Viel mehr mit den Fragen, wie wird meinem Kind die Schule gefallen und wie wird es die "Schule schaffen"?

Wir wissen noch nicht, wer Lenas Klassenlehrer oder -lehrerin sein wird.
Im Grunde spielt das auch eher eine untergeordnete Rolle, denn es gibt zu viele andere Faktoren, die darauf einwirken, ob Lena gerne zur Schule gehen wird oder nicht.

Seit Tagen zählt sie die noch zu schlafenden Nächte. Sie kann es kaum erwarten endlich ein Schulkind zu sein......

Gemeinsam haben wir heute das Material beschriftet und geübt, die Sachen richtig im Tornister zu verstauen.

Bleibt mir noch, die Schultüte zu packen und alles  für morgen früh bereit zu legen.

Es ist aufregend, die andere Seite kennenzulernen. Und ich bin mir sicher, es wird hilfreich sein!

augenBloglich 09.08.2006, 19.25| (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Augenblicke

Der Larvenverdacht

Dieses Buch ist schuld.
Genau das versuche ich meinen mich umgebenden Mitmenschen klar zu machen, aber alles, was sie sehen wollen, ist eine hysterische Frau, die hektisch zu winken und mit den Armen zu flattern beginnt, wenn auch nur die kleinste müde Stubenfliege sich ihr auf 3 Metern nähert.

Ja, diese Menschen haben gut Lachen. Sie haben ja auch nicht vor Ekel erschaudernd jene realistisch geschilderte Stelle in einem ansonsten müden Buch gelesen, die mich nun seit drei Tagen verfolgt.

Okay, die Handlung spielt in Mexiko, wie der Name des Buches auch direkt preisgibt.
"Das Mayaritual" ist kein Werk von großartiger Brillanz, aber, Passagen des Buches verfolgen mich in meine tiefsten Alpträume.

Man stelle sich nun aber auch mal folgende erquickende Szene vor.
Frau sagt zu Mann: "Du, ich hab hier eine dicke Beule."
So weit so gut.
Mein Mann würde das jetzt erstmal nicht für so außergewöhnlich ansehen, da ich ständig irgendwo dicke Beulen mit mir herumtrage, mangels motorischer Ungeschicklichkeit meinerseits.
Würde ich dann noch behaupten: "Die Beule wandert!" würde er mich irritiert anschauen und ein fortgeschrittenes Gaga-Syndrom diagnostizieren.

Ich aber weiß ja nun, dass es in Mexiko (warum also nicht auch hier?) diese gemeine Pferdebremse gibt, die, wenn ich das richtig voreinander bekomme, ihre Eier auf Moskitoweibchen (oder waren es Männchen?) setzt.
Jene Moskitos aber nun - die ja auch rasch mal von Mexiko hierherfinden könnten - stechen nun - beispielsweise - einen Menschen.
In die winzig kleine Stichwunde kullern nun die noch winzigeren kleinen Eierchen der gemeinen Pferdebremse und fristen nun unter menschlicher Haut ihr Dasein.

Die kleinen Eierchen bleiben aber nun gar keine kleinen Eierchen, sondern es schlüpfen kleine Larven heraus, die sich erstmal unter der Haut dick und fett fressen und natürlich bewegen.

Jetzt mal bitte!
Eine eklige Larve unter meiner Haut, die mich von innen beknabbert. Bah, wen es da nicht schaudert.
Nun nehmen wir mal an, der Autor siedelt diese bewegliche Beule (man schlussfolgere: erst Ei, dann Larve) als kleine Stirnbeule an eine weibliche Stirn an.

Ich habe hin und wieder auch schonmal Stirnbeulen. Nein, ehrlich. Und wenn die anfangen, sich zu bewegen, kann ich sicher sein, dass sich so eine eklige Larve an mir gütlich tut.

Im schlimmsten Falle, so der Autor, wächst die Beule und wächst und man schubbert sich und wundert sich und mit einem Mal - knall - platzt das Teilchen auf und heraus fliegt eine riesengroße, bläulich schimmernde Pferdebremse.

Ich meine, es ist doch nicht verwunderlich, dass ich nun, nach Lesen dieser detaillreich und plastisch geschilderten Passage, jeden Fliegenfurz näher betrachte, oder?

Sicher, wahrscheinlich hat sich der Autor da gewagte künstlerisch-biologische Freiheiten erlaubt, aber weiß man's denn?

Ich persönlich hätte jetzt ungern so eine Fliegenlarve unter der Haut, die sich von meinen abgestorbenen Zellen - oder was immer sie da vorfinden mag - ernährt und hin und her kraucht und weißderdeibel was treibt.

Und so ein bisschen Armwedeln mag zwar durchaus befremdlich und merkwürdig anmuten, aber in gewisser Weise ist es ja sogar eine Art von Sport.
Oder so.

augenBloglich 04.08.2006, 15.51| (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Augenblicke

Ich hasse Epiloge!

Ich lese nie wieder ein Buch mit Epilog. Genau das habe ich mir gestern Abend geschworen und genau daran werde ich mich ab sofort halten.

Jedem Buchkauf wird der Blick auf die letzten Seiten vorangehen. Entdecke ich auch nur den kleinsten Ansatz, sozusagen den Hauch eines Epilogs, pfeffere ich das Büchlein weit von mir.

Man erinnere sich, im vergangenen Sommer schon musste ich mich an dieser Stelle hier ein klein wenig über Herrn Schätzing aufregen.
Da lässt der Mann einen seiner durchaus zahlreichen  Protagonisten in eine verflixt teuflische und aussichtslose Lage geraten, bringt die Leser nicht nur zur schieren Mitverzweiflung, nein, lässt sie nägelnknabbernd und sabbernd vor Furcht vergehen, nur um besagten Menschen dann ein klein wenig aus dem Blick zu verlieren und irgendwann nach hunderten Seiten einen kleinen, lapidaren Epilogsatz einfließen.
So nach dem Motto:
Ach ja, da war ja noch der XY, richtig, den hab ich bei den Haien ja ganz vergessen. Ach Gott, ja, aber alles ging gut weil.....

Also das, was Herr Schätzing da getrieben hat, das war ja schon durchaus grausam.
Aber jetzt, jetzt las ich ein Buch von Herrn Paul Carson. "Herzalarm" hieß es und ich weiß nun auch genau warum: Mein Herz raste nonstop. Ich vergaß mich, meine Familie, mein Leben.
Mit dem Buch vor dem Gesicht wandelte ich zwei Tage lang durch die Gegend, ignorierte meine Mitmenschen, vernachlässigte meine hungrigen Kinder, nahm das Buch mit zur Toilette, ins Bett, auf den Balkon, zum Mülleimer....
Das Buch und ich waren sozusagen EINS.
Ich lebte also mit dieser Familie in dem Büchlein. Litt mit ihnen, hoffte mit ihnen, lachte mit ihnen, fieberte für sie. Bibberte um sie, raufte mir die Haare, knabberte meine Nägel, seufzte und zitterte, bangte und hoffte.

Seite um Seite verschlang ich diesen spannungsreichen Thriller, konnte nicht aufhören zu lesen. War wie gebannt.

Und dann das.

Schlimm genug, dass das Buch irgendwann mal ausgelesen und zuende ist. Nein, Herr Carson treibt es auf die Spitze. Er ist - Herrn Schätzing sehr ähnlich - auch so ein oller Epilogschwätzer.

"Ach je, jetzt wollen Sie wohl noch wissen wie es weitergeht?" scheint er seine Leserschaft förmlich zu verhöhnen. "Tja, tut mir Leid. Ich geh jetzt zum Mittag. Machen wir es also kurz. Schreiben wir ein kleines Epilögchen!"

Also liest man kurz und bündig, dass die Mitleidefamilie das Land verlässt und hier und dort neu anfängt.
Das Kind hat psychische Probleme. Ein Baby kommt.
Zack fertig.

Ähhhhh? Epilog, ja?
Es ist eher, als schrieben diese Autoren und schrieben. Schrieben sich in Wallung und Hysterie. In wahre Leidenschaft. Schrieben bis zum ergüsslichen Höhepunkt, nur um sich dann - sehr realitätsnah - umzudrehen, Päuschen zu machen, einzuschlafen.

"Schatz, das schöne Ende denk Dir doch einfach!"

Oder so ähnlich.
Bücher mit Epilog?
Nicht mehr mit mir.


augenBloglich 01.08.2006, 14.14| (0/0) Kommentare | TB | PL | einsortiert in: Gedanken

von Arzt zu Arzt

Während der HNO Arzt zufrieden auf Sophias Paukenröhrchen schaute und uns erst in drei Monaten wiedersehen mag, war der Orthopäde gerade eben nicht so zufrieden mit der Entwicklung ihrer Schienbeinrotation.
Der dritte Arzt jedoch war dann wieder zufrieden, was mich irritierte.
Es war der Augenarzt und er meinte, es sei alles klar und im Laufe der Zeit käme alles wieder ins Lot.
Auf meine Frage, wann wir denn wieder zur Kontrolle kommen müssen, wurde mir erklärt gar nicht mehr.
Es drehten sich mir zahlreiche Fragezeichen vor Augen, da Sophia zwar Schemen und Schatten wahrnehmen kann, aber weit davon entfernt ist mit dem linken Auge wieder "richtig" zu sehen.
"Nein, das heilt aus! Wir kontrollieren nicht weiter!", wurde mir auf meine Nachfrage noch einmal mit Nachdruck erklärt.
Nun freue ich mich natürlich darüber, dass der Arzt das so positiv beurteilt, aber ganz naiv wäre ich doch jetzt davon ausgegangen, dass man das hin und wieder mal kontrollieren lässt.
???

augenBloglich 01.08.2006, 14.00| (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Nachwuchs

ein junger Mann

Gerade, als ich in einer sehr großen Ladenkette eine Kundenkarte beantragt habe, begab sich folgendes:

"Möchten Sie für Ihren Mann auch eine Karte?"

"Ja, gerne!"

"Wie alt ist denn ihr Mann?"


[Kurzer Einschub: Ich weiß grundsätzlich schon nie, wie alt ich bin, geschweige denn wie alt mein Mann ist!]

Spontan sage ich: "26!"

"Das dauert jetzt ein wenig, gehen Sie ruhig schon einmal in den Markt!"
werde ich aufgefordert und mir schwant, dass mein Mann doch wohl keine 26 mehr sein kann.
26, so fällt es mir siedendheiß ein, war ein gerade als wir uns kennenlernten und das war 1999.

Wahrscheinlich hat die Dame sich gedacht: "Wie kommt die Frau an einen so jungen Mann!"
Zumindest starrte sie mich nicht offenen Mundes an.

Es wäre mir ein wenig peinlich gewesen, zurückzugehen und zu erklären:

"Ach, wissen Sie mein Mann ist doch nicht 26, ich hab mich da vertan,. er ist schon 33."

DANN wäre ich bestimmt erstrecht dumm angeguckt worden.
Da halt ich mir doch lieber meinen Mann jung.




augenBloglich 28.07.2006, 13.31| (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Erlebnisse

Kindermund

"Boah, Mama, warum darf der Mann laut pupsen und wir nicht?" erkundigt sich meine Tochter gerade eben lautstark.
Vor uns geschätzte fünf Menschen, hinter uns geschätzte zehn Menschen an der Kassenschlange im Supermarkt.
Schön, wenn so alle Augen auf einen gerichtet sind.
Wahrscheinlich bin ich ebenso rot geworden, wie besagter Mann.

augenBloglich 27.07.2006, 15.08| (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Nachwuchs

Nachhilfe durch Scientology

Immer häufiger lese ich Warnungen davor, dass Scientology die deutsche Nachhilfe Szene untergräbt.
Eine der Meldungen las ich gerade in der Netzzeitung:

Philologen warnen vor Scientology Nachhilfe

Gibt man die Stichworte: nachhilfe+scientology bei google ein, erhält man erschreckend viele Ergebniss.
Das, was man dann liest, liest sich nicht wirklich gut.


augenBloglich 27.07.2006, 13.22| (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Zeitgeschehen

alltäglicher selbstverständlicher Luxus

Schon vor Tagen lag ein kleiner Zettel in unserem Briefkasten, dass man aufgrund dringender Reparaturarbeiten am heutigen Mittwoch von 8.00 bis 11.00 Uhr den Strom in unserer Straße abstellen müsste.
Ich war also vorbereitet.

Gegen halb neun hörte dann auch der Staubsauger auf zu saugen.
Kein Problem - ich wusste ja warum.
Also duschte ich erstmal.
Als ich anschließend zum Föhn griff, ging dieser nicht.
Ach ja, kein Strom.

Gut, bügle ich eben die Wäsche.
Ach ja, kein Strom.

Mir wurde klar, wie selbstverständlich dieser Luxus STROM geworden ist und wie wenig ich darauf achte, wieviele meiner Tätigkeiten steckdosengesteuert sind.

Den Höhepunkt habe ich mir aber dann damit geleistet, dass unsere Mädel draußen spielen durften und ich erklärte, sie sollen anklingeln, wenn was sei.....

Nach einer Stunde wollte ich mal schauen, was die beiden so draußen machen.
Ich öffne die Haustür und zwei bitterlich weinende Kinder fallen mir in die Arme:

"Mama, wir haben schon so oft geklingelt, Du bist nicht gekommen!"

Ach ja, kein Strom.
Mein schlechtes Gewissen schlug Purzelbäume, auch wenn die Mädel sich rasch beruhigten.
Natürlich hätten sie nur rufen müssen, alle Fenster waren geöffnet, ich hätte sie sofort gehört, aber natürlich kommt man als Vier- und Sechsjährige nicht unbedingt darauf, wenn man ängstlich darauf wartet, dass Mutter die Tür öffnet.

Irgendwie ist häusliches Mitdenken augenblicklich nicht unbedingt meine Stärke.


augenBloglich 26.07.2006, 11.37| (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Erlebnisse

dick gleich lustig

Heute im Freibad sprach mich eine andere Kindergartenmutter an, die ich hin und wieder bei meinen sporadischen Besuchen im Fitnessstudio sehe:

"Hey!", sagte sie fröhlich "Wann kommste denn mal wieder in einen Kurs. Ist immer so lustig wenn du da bist!"

Mit lustig kann sie schonmal nicht meine Konversation gemeint haben, denn zu dieser bin ich in sämtlichen Kursen erst gar nicht in der Lage.
Dass es allerdings lustig mit anzusehen ist, wie ich Sportlegastheniker grundsätzlich nicht im Rhythmus mal nach hierhin und nach dorthin schwitze. Mich nach oben recke, während alle bereits am Boden liegen, ich am Boden liege, während alle bereits wieder nach oben steppen - das - ja, das kann ich mir dann doch sehr gut vorstellen.

"Ich finds gut, wenn Dicke was tun!" fügt sie hinzu und "Kannst aber eigentlich bleiben wie Du bist, bist echt lustig!"

Ich frage mich, warum die Gute nicht einfach dreißig Kilo zunimmt und dann selber mal "so lustig" ist und überlege, ob das nun ein zweifelhaftes Kompliment ist oder eher gar keins.

"Neee, aber wirklich. Komm mal wieder. Wird Zeit!"

Egal wie sie das gemeint hat.
Sie hat Recht!

augenBloglich 25.07.2006, 19.49| (0/0) Kommentare | TB | PL | einsortiert in: körperlich

gut gewässert

Ich bin ja nun bekanntermaßen ein Bewässerungsmuffel. Meine Blumen leiden immer sehr und nicht wirklich viele überleben.
[Im Grunde nur die, die monatelang ohne Wasser auskommen, um dann drei Tage lang zu versumpfen!]

Wie auch immer.
Vor unserer Haustür hängt so ein armes Würstchen von Blümchen.
Selten bekommt es Wasser, aber heute hatte selbst ich ein gewisses Mitleid und begab mich mit einer übervollen Gießkanne nach unten.

Ich goss also brav meine Blümchen, als ein Nachbar vorbei kam und mich ansprach.
Der Nachbarschaftstratsch hatte das mit Sophias Auge zu ihm getragen.

Ich unterhielt mich recht nett, ohne zu merken, dass ich geistig anscheinend nicht recht auf der Höhe war.

"Warum gießen Sie denn Ihren Briefkasten!" fragt mich da der gute Mann und ich betete, ein Bodenloch möge sich auftun und mich schamhaft und blitzschnell verschwinden lassen.

Darf ich also vorstellen?
Ich bin also die Frau, die korrekterweise die Briefkastenklappe anhebt, ehe sie einen Schwall Wasser in selbigen Kasten schüttet.

augenBloglich 23.07.2006, 18.33| (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Erlebnisse

Lichtblicke

Die vorläufige Abschlussuntersuchung hat ergeben, dass keine weitere OP notwendig sein wird und wir hoffen dürfen, dass das Auge im Laufe der nächsten zwei Jahre ausheilt.
Und nun lad ich ein zum Mitjubeln......

:-)

augenBloglich 23.07.2006, 18.26| (5/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Nachwuchs

eine Woche

Heute vor einer Woche saßen wir im Klinikflur.
Eine Woche.
Kaum zu glauben.
Es kommt mir vor, als sei es gestern gewesen.

Eine Woche, um alles zu verarbeiten, um gelassener mit der Situation umzugehen und dem Auge Zeit zu geben.
Geduld hatte ich nie wirklich.

Heute, nach der Woche, hat Sophia erstmalig wieder etwas sehen können mit ihrem Auge!

Ich muss nicht schreiben, WIE erleichtert ich bin, oder?

Es fällt mir nun wesentlich leichter, geduldig zu sein.
Es fällt mir nun wesentlich leichter daran zu glauben, dass "alles wieder gut wird"!

AUFATMEN!

augenBloglich 22.07.2006, 10.37| (4/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Nachwuchs

Postparkplatz 10.14 Uhr

Manchen Menschen scheint die Hitze nicht wirklich zu bekommen. Nicht, dass mir nicht auch schwummrig-dummrig zu Mute wäre, doch noch lasse ich das meine Mitmenschen eher weniger spüren.

Gerade während unsere Arzt- und Einkaufstour lockerte sich irgendwie Lenas Autositz und ich fuhr rasch mal auf den Postparkplatz um das zu richten.
Gähnende Leere auf dem Parkplatz, was mich als Einparkneurotikerin natürlich sehr freute.
Ich parkte folglich mittig, neben mir geschätzte 27 Parkplatze rechterhand frei, linkerhand noch einige mehr.

Dann krabbelte ich elegant hinter dem nach vorne geklappten Fahrersitz zu meiner Tochter, streckte - nicht minder elegant - mein Hinterteil und diverse Teile meiner Beine nach draußen und fummelte bei gefühlten 50 Grad am Sitz meiner Tochter herum.

Lautes Dauerhupen schreckte mich auf. Mein Kopf stieß heftigst an die Türkante, mein T-Shirt verkeilte sich noch schnell in irgendwelchen Gurtgehängseln, als ich endlich schauen kann, wer da neben mir dauerhupt.

Eine widerlich ungeschwitzte, voll und ganz durchgestylte junge Frau winkt mir heftigst.
Sollte ich die Dame kennen?
Ich - leider nicht ungeschwitzt - winke dennoch mal freundlich zurück.
Sie gestikuliert immer noch wild und immer wilder und ich fange an zu bemerken, dass sie wünscht, dass ich die Autotür schließe.
Da ich aber nun noch halbwegs zwischen Sitz und Hinterbank klemme und das mit dem Kindersitz noch nicht korrekt geregelt habe, wird das mit dem Schließen der Tür zu einem Problem.

Die Dame lässt ihr Fenster sinken:
"Würden Sie jetzt bitte endlich die Tür schließen?" faucht sie mich an und da mir das so gar nicht einleuchtet - man bedenke die überall freien Plätze - frage ich ganz nett:
"Warum?"

"Weil ich seit zehn Jahren immer genau in dieser Parklücke stehe. Seit zehn Jahren. Und zwar täglich um 10.15 Uhr."

Ich - noch mehr schwitzend als zuvor und mit einem Hals bis Timbuktu - erwidere:
"Nun, es ist nach meiner Uhr erst 10.14 Uhr und nach zehn Jahren wird es vielleicht mal Zeit für ein wenig Abwechslung im Alltag!"

Befriedigt ob dieser grandiosen Antwort, drehe ich mich zurück ins Wageninnere und höre die Dame laut keifen.

Erst als ich wieder auf dem Fahrersitz sitze, bemerke ich, dass besagte Dame sich direkt hinter mein Auto, praktisch mitten auf die Fahrbahn gestellt und mich somit dreist zugeparkt hat.
Nach vorne habe ich keinen Spielraum, setze ich zurück, fahre ich in ihre Front.
Natürlich ist die Dame nicht da. Ausgestiegen.

Ich ewäge kurzzeitig sie zu erwürgen, wenn sie wiederkommt, aber die immensen Temperaturen halten mich davon ab.
(Und die Tatsache, dass sie nicht wiederkommt!)

Rechts und links nach wie vor unzählbar viele freie Parkplätze.
Mir ist so nach Treten, Hauen, Beißen, Spucken, Fluchen, aber auch hier hindern mich Hitze und anwesende Kinder daran, die gedanklichen Vorsätze in Taten umzusetzen.

Sagen wir mal so, ich koche, ich tobe, ich schäume.
Die Dame kommt nicht zurück.

Also was machen?
Polizei rufen? Und die kommt dann, wenn die gute Frau gerade weggefahren ist?

In die Post gehen und die Dame anpöbeln sie möge doch mal schnellstmöglich ihren Wagen wegsetzen?

Den Wagen rammen?

Gut, das sind alles nicht wirklich gute Ideen, ich gestehe es.

Es ist heiß. Die Kinder quengeln. Ich rase mittlerweile vor Wut.
Langsam und gemächlich kommt die werte Dame da aus der Post geschritten.
Lächelnd. Selbstverständlich lächelnd. Das Lächeln einer Siegerin.
Ha, Dir habe ich es aber gezeigt - man kennt das ja.

Ich lächle auch.
Nämlich genau in dem Moment, in dem die Gute mit ihren 12 cm Stöckelschuhen in matschigen und klebrigen Asphalt hängen bleibt.
Schadenfreue überkommt mich. Fiese, mit nichts zu rechtfertigende Schadenfreude.

Als sie ihr Bein hebt, bildet sich ein langer eklig schwarzer Streifen, der von der Straße hoch zu ihrem Schuh führt.

Es gibt sie doch, die ausgleichende Gerechtigkeit, denke ich und schaue weiterhin genüsslich zu, wie Frau krampfhaft bemüht ist, sich vom Asphaltzeugs zu befreien. Wäre ich ein netter Mensch, würde ich ihr jetzt ein Taschentuch reichen.
Aber wer sagt denn, ich sei nett?

augenBloglich 21.07.2006, 11.24| (6/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Erlebnisse

Sommer



"Mama, ich find Sommer ja ganz gut und so. Aber man schweißt dann immer so viel!"
 

augenBloglich 20.07.2006, 12.22| (0/0) Kommentare | TB | PL | einsortiert in: Nachwuchs

ein Morgen voller unschöner Wahrheiten

Nachdem unsere Logopädin heute erklärte, sie halte Sophia für ein normales, halt sehr dickköpfiges Kind, "um das einfach zu viel Bohei gemacht wird!", musste ich zunächst mal schlucken und dann einen Moment in mich gehen.
Das Fünkchen Wahrheit in ihren Worten erkenne ich durchaus und sobald die Zeiten ruhiger werden, gilt es, zu reflektieren.

Anderes echot mir im Kopf herum:

"Eine weitere Augen OP bleibt nicht auszuschließen!"  erklärte uns der Augenarzt, nachdem klar wurde, das Sophia links nach wie vor nichts sieht.

Bleibt die einzig positive Rückmeldung:
"Entzündet hat sich bislang nichts!"

Und auch wenn mir gestern noch deutlichst bewusst wurde, dass es uns vergleichsweise gut geht, buddle ich heute schon wieder ein kleines, feines, schwarzes Löchlein.

Vielleicht durchbrechen andere Schicksale einfach viel zu selten den Dunstkreis meines Lebens.


augenBloglich 20.07.2006, 11.56| (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Nachwuchs

Post für Sophia

Heute brachte der Briefträger einen dicken hünsch beklebten Umschlag. Sophia erkannte direkt, dass ihr Name vorne drauf stand und freute sich ganz arg doll.
Mit dem Brief im Arm hüpfte sie durch die Wohnung und sang immerzu:

"Post für mich. Post für mich!"

Erst ihre große Schwester machte sie darauf aufmerksam, dass man den Brief ja auch öffnen könnte.....



Und nun freut sich Sophia nicht nur über diese niedliche Karte, sondern auch über ein spannendes Buch.

Und wir sagen herzlichen Dank in die Weiten der virtuellen Welt, die Sophia diese tröstende Post gesandt hat!

Danke

augenBloglich 19.07.2006, 10.58| (0/0) Kommentare | TB | PL | einsortiert in: Nachwuchs

Stagnation

Obwohl die heutige Kontrolle nicht unbedingt positiv ausfiel und der Arzt ein wenig ratlos schien, hat sie doch unsere Situation in eine andere Relation gerückt.

Neben uns saß eine sehr junge Mutter, ihren drei Monate alten Sohn auf dem Arm.
Beide Augen abgeklebt, verbunden.

"Wissen Sie, ich würde gerne mit Ihnen tauschen!" erklärte mir die Mutter mit Tränen in den Augen.

Ihr kleiner Sohn hat einen Tumor.
Sehen kann er nichts.
Er ringt um's Überleben.

Und mit einem Male fühle ich mich schuldig und erkenne, dass wir weißgott nicht der Nabel der Welt sind und unsere Sorgen gering gegenüber denen anderer Menschen.

augenBloglich 19.07.2006, 10.52| (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Nachwuchs

kindliche Gelassenheit



"Mama, wie dut, dass der liebe Dott mir zwei Augen demacht hat. Bestimmt, wenn eins mal kaputt deht!"
 

augenBloglich 18.07.2006, 15.14| (0/0) Kommentare | TB | PL | einsortiert in: Nachwuchs

Zu früh gefreut?

Die heutige Kontrolle verlief nicht wie erhofft.
Beim Sehtest stellte sich heraus, dass Sophia mit dem linken, dem operierten Auge nicht sieht. Nicht einmal Schemen oder Umrisse.
Obwohl der Arzt versuchte uns zu beruhigen, sah ich seiner Miene an, dass das so nicht okay sein kann.
Er äußerte sich vorsichtig und meinte, uns bliebe nichts, als zu warten. Das Auge müsse sich erst einmal erholen.
An den Tagen zuvor und unmittelbar nach der OP klang das ganz anders und es hieß, sie könne auf jeden Fall sehen, nur leicht vermindert.

Nach dem gestrigen kurzzeitigen Aufatmen fühle ich mich nun bereits wieder merklich angespannt und ängstlich.

Vielleicht bin ich auch einfach zu ungeduldig.

Das Positive ist, es hat sich bislang nichts enzündet.
Vielleicht sollte ich mich damit zunächst zufrieden geben und nicht vorschnell hadern!

augenBloglich 18.07.2006, 09.42| (6/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Nachwuchs

neuer Schreck & erstes Aufatmen

Die Nacht war schlaflos. Körperliches und geistiges Herumwälzen. Das Zelebrieren von Selbstvorwürfen und die stete Frage danach, warum meine mütterlichen Instinkte nicht rechtzeitig Alarm geschlagen haben?

Am Morgen dann, nach kurzem Weinen, ein fröhliches und unbeschwertes Kind, das mich staunen lässt.
Ausgelassen spielt Sophia bis zu jenem Moment in dem die große Schwester: "Mama, Phias Auge blutet!" ruft.

Vielleicht hätte ich darauf vorbereitet sein müssen. Dennoch ich war es nicht. Nicht wirklich. Es hat etwas Dramatisches, wenn Blut aus einem eh schon arg mitgenommenen Auge läuft.
Wahrscheinlich hatte man mich in der Klinik darauf vorbereitet. Ebenso wahrscheinlich ist, dass ich dort nur einen Bruchteil dessen mitbekommen habe, von dem, was man mir erklärt hat.

Der Weg zur Augenklinik sollte von Mal zu Mal kürzer werden, aber es scheinen Stunden vergangen, ehe wir ankommen.
Erstmalig verweigert Sophia jegliche Untersuchung, jeglichen ärztlichen Kontakt.

Mir ist, als bräche ich den Willen des eigenen Kindes, nur um es vor Schlimmeren zu bewahren. Das an sich, das Beste zu wollen, macht die Situation nicht besser.
Gutes Zureden, innige Versprechungen. Mein Kind mag nicht mehr und ich kann Sophia durchaus verstehen.
Doch es hilft nichts. Der Arzt muss das Auge anschauen, muss untersuchen.

Es zerreißt mich fast, als ich mein Kind festhalten muss, gegen Strampeln, gegen Weinen.

Doch rasch die befreiende Information: Das Auge schaut genauso aus, wie es heute ausschauen sollte.
Ja, es schaut sogar "gut" aus. "Gut", so erklärt man uns, nicht im Sinne von unserem "gut". Ich weiß genau was der Arzt meint.
Wenn ich Sophias Auge betrachte, zieht sich mir mein Magen zusammen und Tränen schießen in meine Augen.
Doch das Blut, so dramatisch es wirkt, entstammt nicht dem eigentlichen Auge, sondern - wenn ich das recht verstanden und behalten habe - dem Bindesackgewebe.

Erstes zögerliches Aufatmen.
Noch vier kritische Tage.


augenBloglich 17.07.2006, 15.17| (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Nachwuchs

Wird mein Auge tot?

5.14 Uhr. Eine kleine Hand streichelt über mein Gesicht. Ganz vorsichtig, ganz sanft.
Ich merke wie Sophia zu mir ins Bett klettert, sich unter meine Decke kuschelt, ganz eng an mich heran.

"Mama!", höre ich ein leises Schluchzen "Mama wird mein Auge tot?"

"Nein!"
verspreche ich meiner Tochter ohne zu wissen, ob meine Worte eine Lüge sein werden.

"Mama!", schluchzt es da aus ihr heraus und sie weint mit einem Male bitterlich "Mama, ich will nicht, dass mein Auge tot geht. Dann seh ich nichts mehr. Mama und wenn ich nichts mehr sehe brauche ich einen Hund für Blinde. Mama, ich hab doch so droße Angst vor Hunden!"

augenBloglich 17.07.2006, 06.46| (4/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Nachwuchs

AUGENbloglich

Wer hätte gedacht, dass ich den Namen meines Blogs einmal derart werde akzentuieren müssen?
Ich sitze hier, mein Kopf dröhnt und ich warte darauf, dass die Anspannung der letzten 30 Stunden einer gesunden und befreienden Entspannung weicht.
Ich warte darauf, dass die letzten Stunden mit einem dumpfen Prall von mir abfallen und mein Herz nicht mehr schmerzt, als sei es in einen Schraubstock gespannt.

Als Sophia gestern morgen zu mir tappste, mit geschlossen Augen, jämmerlich schluchzend und weinend, mir erklärte, sie könne die Augen nicht öffnen und wenn sie sie öffnen würde, täte es so weh und sie sei blind, habe ich das alles erstmal auf die Freibadtage und das Chlorwasser geschoben.
Bis mein Kind irgendwann immer panischer wurde und rief: "Mama, ich bin blind, Mama, ich bin blind!"

Innerlich stiegt Panik in mir hoch. Mann außer Haus arbeitend, tief im Süden Deutschlands, packte ich beide Kinder ins Auto und fuhr 25 Kilometer zum augenärztlichen Notdienst.

Allein  die Fahrt war ein schierer Alptraum. Sophia litt und ich konnte ihr nicht helfen. Hilflos saß ich am Steuer, konnte nur gut zureden, während mir tausend Gedanke wie Angstblitze durch den Kopf zuckten.
Lena, die zunächst Sophia tröstetet, geriet schnell auch in Panik und weinte bitterlich:

"Mama, ich hab so Angst um Sophia. Mama, mein Herz tut so weh, weil ich Sophia doch so lieb hab. Mama, ich kann das nicht aushalten!"

Sophia hielt die Augen verschlossen und jammerte kläglich.

Ein netter Augenarzt hatte Notdienst und die nun folgenden Untersuchungen waren für alle Beteiligten schwierig und mühsam.
Sophia litt.
Und ich konnte nichts weiter tun, als mein Kind im Arm zu halten, während Lena alleine auf einem Stuhl saß, mitlitt und weinte.

Als die Diagnose feststand musste alles sehr schnell gehen. Überweiung zur Uni Klinik in die nächstgrößere Stadt, 36 Kilometer von hier.
Sofortige OP.

Ein Metallteil war Sophia ins Auge geraten und musste - so der Arzt - schnellstmöglich entfernt werden.

Man denkt nicht groß nach, in solchen Minuten. Man tut, was man tun muss und fragt sich hinterher, wie man alles bewerkstelligt hat.

Lena blieb bei den Großeltern, bitterlich weinend, sehr aufgelöst. Wie gerne hätte ich sie getröstet, hätte Zeit für sie gehabt, aber ich musste mit Sophia so schnell es ging zur Uni Klinik.

Es war Samstag. Der arme diensthabende Arzt der Augenklinik war völlig überlastet.
Sie müssen einige Stunden warten, erklärte man uns. Sophia dürfe nichts essen, nichts trinken.

Mittlerweile war es halb zwölf Mittag.
Gegessen und getrunken hatte Sophia gegen acht. Sie hatte Durst. Sie hatte Hunger. Sie hatte Schmerzen. Sie konnte nichts sehen. Sie wollte heim.

Und ich, ich hätte alles darum gegeben, ihr all diese Schmerzen und Ängste abzunehmen.
Die Untersuchungen, die Sorgen.

Immer wieder Untersuchungen. Immer wieder Gespräche und der Hinweis darauf, dass das Auge höchstwahrscheinlich erblinden wird.
Immer wieder auch die Frage, wie so ein Teil in ihr Auge gelangen konnte und vor allem wann.
Es musste schon tagelang in ihrem Auge sein, wurde erklärt und mir fiel nur ein, dass ein Nachbar gerne in seiner Einfahrt flext, während die Kinder draußen spielen.....
Sophia konnte sich nicht erinnern. Und im  Grunde, im Grunde war es mir herzlich egal, wann das Teil wie ins Auge geraten war.
Nur raus musste es. So viel stand fest.

Gegen 17 Uhr konnte Sophia erstmalig nicht mehr und begann bitterlich zu weinen und zu klagen, sie schrie förmlich nach zu Hause und ich konnte sie so gut verstehen.

Man sitzt, auf einem leeren Flur, wartend. Ängstlich. Man sorgt sich, weiß nicht, was als nächstes kommt und spürt die Angst das Kind zerfressen.

Und dann der Moment vor dem OP, wenn man das eigene Kind in die Arme eines wildfremden Menschen gibt und diesem Menschen blindlings - im wahrsten Sinne des Wortes - vetraut.
Sophias Ärmchen, die sich nach mir strecken. Ihr Weinen und Mamarufen und die eigene totale und gänzliche Hilflosigkeit. Das Ausgeliefertsein, der Gedanke daran, was das eigene Kind nun denkt, welche Ängste durch ihren Kopf und Körper jagen, wie verlassen sie sich fühlen muss.

Ich saß dort, auf dieser kleinen grünen Bank vor dem OP und konnte nicht daran denken, dass man meinem Kind hilft. Konnte nur daran denken, dass sie ihre Arme nach mir ausgestreckt hat und ihr Blick fassungslose Angst und bloßes Entsetzen wiederspiegelte.
Beklemmung breitete sich in mir aus. Tiefe, schmerzenden Beklemmung.
Ich hatte mein Kind verlassen und das, obwohl ich die ganzen Stunden vorher gesagt habe, ich sei immer bei ihr....

Gegen 18 Uhr wurde sie in den OP geschoben und die Minuten tropften unendlich langsam an mir vorbei.
Eine Stunde später hatte ich Sophia wieder.
Schlafend lag sie in diesem riesen Krankenhausbett, einen OP Kittel mit kleinen Bärchen darauf an.

Es sei alles gut verlaufen erklärte man mir, man hätte fräsen und bohren müssen, das Metallteil hätte tief und fest in der Hornhaut gesessen und ein Rosthof (?) hätte sich bereits gebildet.
Ich habe das alles gar nicht richtig aufnehmen können.
Selig darüber, mein Kind wieder zu haben.

An ihrem Bette sitzend kam mir dann in den Sinn, was noch alles kommen kann.
Die Entzündung, von der der Arzt sprach und die mögliche Erblindung. Schmerzen, Narben, Sehfehler.

Und ich denke daran, dass wir am Tag zuvor noch fröhlich tollend Lenas sechsten Geburtstag gefeiert haben.

Gegen 20.30 Uhr wacht Sophia auf.
Ich weiß nicht, was ich erwartet habe?
Ein traumatisiertes Kind?
Ein ängstliches Kind?

Sie wacht auf, sieht mich, weint ein wenig und möchte dann dringend etwas trinken und nach Hause.

Nach Hause kamen wir dann erst gegen 24 Uhr.
Eine müde Mutter, mit den Nerven ziemlich am Ende und ein müdes Kind, stolz wie Oscar:
"Mama, sowas Schlimmes hatte die Lena noch nie, oder? Mama, ich war doch danz tapfer, oder?"

Und heute Morgen nimmt mein Staunen darüber, was Kinder so wegzustecken zu scheinen kein Ende.
Die Nachuntersuchung in der Augenklinik am heutigen Vormittag macht sie bereits wie ein Profi mit.
Obwohl sie nicht viel sieht, ihr Auge blutig und geschwollen ist, tollt sie herum, ist fröhlich und man hat nicht den Eindruck, als lägen all diese Strapazen hinter ihr.

Ich bewundere mein Kind.
Mir, mir nämlich sieht und merkt man die Strapazen an. Und dass, obwohl es nicht mein Auge, nicht meine OP, nicht meiner Untersuchungen waren.

Ich warte immer noch auf die Erleichterung.
Ich warte immer noch auf den plumpsenden Stein.

Aber ich bin froh.
Froh, an so nette und kompetente Ärzte geraten zu sein!










augenBloglich 16.07.2006, 14.18| (11/2) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Nachwuchs

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Marie
Toll, dass Du wieder bloggst!
Ich wünsche Dir ein frohes neues Jahr und hoffe, ich lese Dich nun wieder regelmäßig!
2.1.2015-4:56
Hanna
Nochmal herzlichen Dank für die Hilfe und du hast einen sehr tollen Blog ! (:
26.11.2011-16:21
Gartenfee
Hi, bist du gar nicht mehr hier am Werk??? Das wäre aber schaade.
25.2.2011-23:00
patricia
wie heißt deine lehrerin!!!!!!!!
1.3.2008-16:20
NIcole
Hey, ich find das super das Du Dich durchgesetzt hast bei den anderen Müttern. Ist doch egal was die sagen. Bin stolz auf Dich. lieben Gruß
NIcki
30.3.2007-9:25